Die M&A-Aktivitäten rund um den Globus entwickeln sich stabil und kontinuierlich: Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Berechnungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) auf Basis der Zephyr-Datenbank von Bureau van Dijk (BvD). Der ZEW-ZEPHYR M&A-Index hat in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt sechs Mal die 130-Punkte-Marke überschritten. Eine derartige Häufung starker M&A-Monate wird nur selten beobachtet, so zuletzt im Frühjahr 2009. Der transaktionsstärkste Monat war dabei der Dezember 2014, in dem die Aktivitäten erstmals seit 2011 wieder über die 140-Punkte-Marke hinausgingen.
Der positive Trend spiegelt sich auch im gleitenden Zwölf-Monats-Durchschnitt des M&A-Index wider. Seit dem drastischen Einbruch der Aktivitäten zwischen Frühjahr 2011 und Sommer 2013 klettert der Zwölf-Monats-Durchschnitt immer weiter nach oben. Vor zwei Jahren war der Zwölf-Monats-Durchschnitt des M&A-Index mit 115,2 Punkten auf den niedrigsten Wert seit 2004 abgestürzt. Bereits im Winter 2014 wurde jedoch wieder der Aprilwert von 2011 (124,5 Punkte) erreicht, der den Gipfel der letzten M&A-Welle darstellte. Seitdem ist der Zwölf-Monats-Durchschnitt des M&A-Index weiter gestiegen und liegt gegenwärtig bei 127,3 Punkten (Stand Mai 2015). Höher lag der Indexwert zuletzt im April 2009.
Top-Deals: 67 Milliarden Euro Übernahme von Allergan
Grund für den Auftrieb ist der Abschluss einer Reihe von Rekordgeschäften: Seit 2014 wurden vier der fünf größten Deals der vergangenen zehn Jahre unter Dach und Fach gebracht, allein drei davon in den vergangenen sechs Monaten. Die größte Transaktion stellte mit rund 67 Milliarden Euro die im März 2015 abgeschlossene Übernahme des US-amerikanischen Botox-Herstellers Allergan durch den Pharmariesen Actavis plc dar. Ein weiterer Megadeal wurde bereits im November 2014 durch die Bündelung von zuvor getrennt agierenden Geschäftsfeldern des Energiegiganten Kinder Morgan Inc. realisiert. Der texanische Pipelinekonzern und Energieversorger ließ sich die Zusammenführung rund 61 Milliarden Euro kosten. Ein weiterer irisch-amerikanischer Megadeal über etwa 55 Milliarden Euro war die horizontale Übernahme des Pharmazie- und Medizintechnikherstellers Covidien plc durch Medtronic im Januar 2015.
Gipfel der aktuellen M&A-Welle laut ZEW noch nicht erreicht
Bis zum historischen Höchstwert des gleitenden Zwölf-Monats- Durchschnitts des M&A-Index kurz nach Beginn der Finanzkrise im November 2007 (145,9 Punkte) ist es zwar noch ein weiter Weg. Der Gipfel der aktuellen M&A-Welle ist aber aller Voraussicht nach noch nicht erreicht. "Die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren ist bemerkenswert und wird vermutlich andauern. Insbesondere in der Pharmabranche ist die Konsolidierung noch lange nicht abgeschlossen. Einige Branchenriesen sind kürzlich bei den Übernahmen und Fusionen leer ausgegangen und dürsten jetzt nach großen Transaktionen. Weitere Rekord-Deals sind in den nächsten Jahren also zu erwarten", sagt ZEW-Wissenschaftler Sven Heim.
ZEW-ZEPHYR M&A-Index
Der ZEW-ZEPHYR M&A-Index, den das ZEW und Bureau van Dijk (BvD) monatlich berechnen, bildet die Entwicklung weltweit abgeschlossener Fusionen und Übernahmen seit Beginn des Jahres 2000 ab. Grundlage der Berechnung des ZEW-ZEPHYR M&A-Indexes sind sowohl die Anzahl als auch die Volumina weltweit abgeschlossener Fusionen und Übernahmen, die in der Zephyr-Datenbank von BvD verzeichnet sind. Der Index beruht auf den monatlichen prozentualen Veränderungsraten von Anzahl und Transaktionsvolumen der Fusionen und Übernahmen, die in volatilitäts- und inflationsbereinigter Form zusammengefasst werden. Dadurch gibt der Index sehr viel genauer als eine ausschließliche Betrachtung der Transaktionsvolumina das Niveau der weltweiten M&A Aktivitäten wieder. Grund hierfür ist, dass die Bewertung von Unternehmen an der Börse einen erheblichen Einfluss auf die Höhe des Transaktionswerts besitzt, zumal viele Übernahmen über einen Aktientausch bezahlt werden. Die Höhe der Aktienkurse hätte also einen übermäßig hohen Einfluss auf die Einschätzung der Transaktionsentwicklung. Verteilt sich in einem Monat hingegen das Volumen auf eine höhere Anzahl von Transaktionen, so weist auch der M&A-Index einen höheren Wert aus, obwohl der summierte Transaktionswert konstant bleibt.