Österreich ist Rendite-Schlusslicht
Im Durchschnitt der letzten sechs Jahre erzielten die österreichischen Haushalte eine reale Rendite von weniger als 1 Prozent – dies ist mit Abstand der schlechteste Wert im gesamten Euroraum, wie in der Allianz Studie betont wird. Österreichs Haushalte konnten aber auch als Schuldner vom Zinsverfall nur wenig profitieren. Seit Beginn der geldpolitischen Lockerung steht ein dickes Minus von 14 Mrd. Euro bei den Nettozinseinkommen zu Buche. In Summe aller Sektoren (private Haushalte, Staat, nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften und finanzielle Kapitalgesellschaften) reduziert sich dieses Minus dank der heimischen Unternehmen allerdings auf 3 Mrd. Euro (knapp 1 Prozent des BIP). Mit 51,6 Prozent des BIP liegt Österreichs Schuldenstandsquote so niedrig wie in keinem anderen Industrieland der Welt.
Österreicher besitzen im Schnitt knapp 54.000 Euro
Das Brutto-Geldvermögen der Österreicher legte im Jahr 2017 um 3,3 Prozent zu, nur einen Hauch schneller als im Vorjahr. Gleichzeitig schwächte sich das Wachstum der Verbindlichkeiten auf 2 Prozent ab. Aufgrund des mäßigen Kreditwachstums beschleunigte sich 2017 das Wachstum des Netto-Geldvermögens auf 3,8 Prozent. Mit einem NettoGeldvermögen von 53.980 Euro pro Kopf liegt Österreich in der Rangliste der 20 reichsten Länder unverändert auf dem 17. Platz, einen Rang vor Deutschland. An der Spitze thront – nach einem Jahr Pause – wieder die Schweiz. Auch sonst stehen die europäischen Länder 2017 insgesamt besser da als in den Vorjahren; dies spiegle laut Allianz Report in erster Linie die Aufwertung des Euro im vergangenen Jahr wider. Global wuchs das Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte kräftig um 7,7 Prozent und erreichte eine Gesamthöhe von 168 Billionen Euro.
Ein letztes perfektes Jahr für Anleger
Weltweit war 2017 trotz zunehmender politischer Spannungen ein nahezu perfektes Jahr für die Anleger. „Die wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise fand ihren Höhepunkt in einem synchronen Aufschwung rund um den Globus und die Finanzmärkte zeigten eine starke Entwicklung, allen voran die Aktienmärkte“, erklärte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Aber damit gehe die Post-Krisen-Ära unwiderruflich zu Ende. „Die Zeiten, in denen eine extrem expansive Geldpolitik für eine stetige und weitgehend schwankungsfreie Aufwärtsentwicklung an den Finanzmärkten sorgte, sind vorbei. Die Zeichen stehen auf Sturm: Höhere Zinsen, Handelskonflikte und eine zunehmend populistische Politik verursachen Spannungen und Turbulenzen. Die ersten Monate dieses Jahres haben darauf schon einen Vorgeschmack gegeben“, so Heise.
Internationale Renaissance des Wertpapiersparens
Im weltweiten Anlageverhalten kam es 2017 zu einer bemerkenswerten Wende: Nachdem die Sparer Aktien und Investmentfonds in den Nachkrisenjahren unterm Strich weitgehend ignorierten, flossen im vergangenen Jahr erstmals wieder frische Gelder im nennenswerten Umfang in diese Vermögensklasse. Mit knapp einem Fünftel lag ihr Anteil an der Neuanlage sogar höher als in den Vorkrisenjahren. Im Kontext der boomenden Börsen führte dies dazu, dass Wertpapiere im Vorjahr mit 12,2 Prozent das mit Abstand stärkste Wachstum aller Vermögensklassen zeigten. Insgesamt stieg ihr Anteil an den gesamten weltweiten Ersparnissen auf 42 Prozent. Spiegelbildlich zur Wiederentdeckung der Kapitalmärkte verloren die Bankeinlagen: Nur noch 42 Prozent der Neuanlage wurde zu den Banken gelenkt; im Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 63 Prozent. Der „Liebesentzug“ für Bankeinlagen vor allem in den Industrieländern (ausgenommen Österreich) komme angesichts der zurückgekehrten Inflation keine Sekunde zu früh, heißt es im Global Wealth Report der Allianz.
Vermögenswachstum: USA stärker als China
Anders als in den Jahren zuvor hat sich 2017 auch das weltweite Vermögenswachstum entwickelt. Während es in den Industrieländern, allen voran den USA, um mehr als einen Prozentpunkt zulegte, ging es in den Schwellenländern um drei Prozentpunkte zurück, nicht zuletzt, weil sich das Vermögenswachstum in China erheblich verlangsamte. 2017 gingen rund 44 Prozent des globalen Zuwachses im Brutto-Geldvermögen der Haushalte auf das Konto der USA – und nur noch rund 25 Prozent auf das Konto Chinas. Allein in China gelang seit dem Jahr 2000 aber rund 500 Millionen Menschen der Aufstieg in die globale Vermögensmittelklasse; noch einmal mehr als 100 Millionen können sich heute sogar schon der globalen Vermögensoberklasse zurechnen. Die letzten beiden Jahrzehnte der stürmischen Globalisierung ließen weltweit eine neue Vermögensmittelklasse entstehen, zu der bereits nahezu 1,1 Milliarden Menschen zählen - mehr als doppelt so viele wie zur Jahrtausendwende.