e-fundresearch.com: Können Sie uns ein Beispiel geben, woran Sie das Thema Überzeugung, in Englisch „high conviction“, festmachen?
Jean-Louis Scandella: Nehmen Sie zum Beispiel meinen Fonds. Die Top 10 Positionen machen nun 31 Prozent der gesamten Anlagen aus, mit Positionsgrößen zwischen 2,4 und 4,4%
e-fundresearch.com: Nach der Neuausrichtung Ihres Fonds weichen Sie nun sehr stark von der Benchmark ab. Was sind Gründe dafür?
Jean-Louis Scandella: Ich finde, dass im MSCI Emerging Markets zukunftsorientierte Unternehmen mit attraktiven Geschäftsmodellen unterrepräsentiert sind. Ein Grund mehr als aktiver Manager stärker auf den Active Share zu schauen. Als ich den Baring Global Emerging Markets Fund übernahm, lag diese Kennzahl bei 40 Prozent, aktuell bei deutlich über 80 Prozent.
e-fundresearch.com: Bei Ihrem vorherigen Arbeitgeber Comgest haben Sie Quality-Growth-Titel gekauft. Verfolgen Sie diesen Ansatz nun auch bei Barings?
Jean-Louis Scandella: Ja, ich bin vom Quality-Growth-Ansatz überzeugt. In den Schwellenländern macht ein Value-Ansatz keinen Sinn. Daher investieren wir in Unternehmen, die bereits stark wachsen und weiter wachsen werden. Aktuell bietet unser Portfolio rund 15 Prozent Wachstum, damit bin ich zufrieden.
e-fundresearch.com: Was ist Ihnen zum Thema Risikomanagement wichtig?
Jean-Louis Scandella:. Wir schauen nach Unternehmen mit guten Bilanzen, die unabhängig von Konjunkturzyklen stark wachsen. So haben wir Risiken im Blick, und erhöhen parallel die Wahrscheinlichkeit, dass das Wachstum sich in den nächsten fünf Jahren auch realisiert. Man könnte also fast sagen, dass die Qualität von Unternehmen unser Risikomanagement ist.
e-fundresearch.com: Sie verfolgen einen klaren Bottom-up Prozess, mit dem Ziel attraktive Unternehmen für Ihr Portfolio zu identifizieren, und dabei weniger auf den Gesamtmarkt zu schauen. Können Sie dies etwas anschaulicher darstellen.
Jean-Louis Scandella: Natürlich, zum Beispiel am russischen Aktienmarkt. Ich konzentriere mich dort, wie auch in anderen Märkten, weniger auf Unternehmen mit oftmals historischen Wurzeln im Kommunismus bzw. Kolonialismus, wie z.B. Gazprom, sondern vielmehr auf Unternehmen, die in den 90er-Jahren gegründet wurden. Das russische Konsumgüterunternehmen Magnit beispielsweise, das vom Small Cap mit kleinen regionalen Kiosken zur landesweit größten Handelskette aufgestiegen ist und heute zudem als größtes Transportunternehmen Osteuropas gilt. Über 5 Jahre konnte Magnit 471,3% erzielen, im Vergleich zum MSCI Russia mit - 43%. Sprich, Sie können auch in schlechten bzw. politisch bedenklichen Märkten gute Unternehmen finden!
e-fundresearch.com. Können Sie bei der Auswahl Ihrer Unternehmen einen gewissen Trend ausmachen, der Aufschluss darüber gibt, was in den Schwellenländern aus Ihrer Sicht derzeit relevant ist?
Jean-Louis Scandella: Bei unseren Investitionen kristallisieren sich am Ende immer die folgenden Themen heraus: ansteigender Konsum der Mittelschicht, Aufbau von Infrastruktur sowie der zunehmende Handel zwischen den Schwellenländern.
e-fundresearch.com: Welches Volumen hat der Baring Global Emerging Markets Fund aktuell, und wie sieht Ihre Sektorgewichtung aus?
Jean-Louis Scandella: Per 31. März 2015 waren wir bei € 379 Mio. und die größten Sektoren im Fonds sind Finanzdienstleitungen mit über 30%, Informationstechnologie mit 27% sowie Industriegüter mit rund 9%.*
e-fundresearch.com: Wie hat sich die Performance des Baring Global Emerging Markets Fund kurzfristig entwickelt, und was können Sie über das Langfristergebnis sagen?
Jean-Louis Scandella: Der Fonds konnte im laufenden Jahr 14,3 % zulegen und über ein Jahr zeigte der Fonds sogar eine Wertentwicklung von 31,1 %. Über 10 Jahre erzielte der Fonds eine annualisierte Rendite von 9,3%*.
e-fundresearch.com: Herr Scandella, wir danken Ihnen für das Gespräch.
(*Alle Angaben in Euro, per 31. März 2015)