Vergleichbar & ersetzbar: Auch die Hedgefonds-Branche muss sich „neu erfinden“
Die Zeiten, in denen sich selbst mäßig-talentierte Hedgefonds-Manager dank scheinbar allgemein gültiger 2/20-Gebührenregelung eine goldene Nase verdienen konnten, gehören der Vergangenheit an. Längst ist die Branche durch verbesserten Zugang zu effizienten Anlagebausteinen einer erhöhten Vergleichbarkeit und daher auch einem verstärkten Kostendruck ausgesetzt. Laut Experten Gregory Hung, der die Branche seit 2007 tagtäglich verfolgt, eine ganz natürliche Entwicklung: „Mangels fehlender Mess-Methoden wurde in der Vergangenheit der Großteil der Hedgefonds-Performance eins zu eins als Manager-Alpha deklariert („Magic Alpha“ als Stichwort). Mittlerweile lassen sich die Leistungen vieler Hedgefonds-Strategien teilweise durch isolierte Parameter erklären“, so Hung im Gespräch mit e-fundresearch.com.
Vieles von dem, was einem in früheren Jahren als Manager-Alpha verkauft wurde, lässt sich mittlerweile also durch kostengünstigere Risikoprämien replizieren. Ähnlich der Situation in der Long-Only-Welt, wo sich aktive Manager klar gegenüber passiven ETF-Lösungen differenzieren und auch nach Kosten Mehrwert liefern müssen, finden sich auch traditionelle Hedgefondsmanager in einer neuartigen Konkurrenzsituation wieder. Alternatives-Manager, die diesen Wandel nicht erkannt haben und leicht replizierbare Strategien weiterhin im alten Gebührenformat anbieten, könnten rasch wegrationalisiert werden.
Kombination von alternativen Risikoprämien im möglichst marktneutralen Format
Gemeinsam mit Bruno Wicki (Head Alternative Investments bei Swisscanto Invest) beschäftigt sich Gregory Hung bereits seit dem Jahr 2012 mit der Erforschung von alternativen Risikoprämien und deren systematischer Kombination in einem möglichst marktneutralen long/short Portfolio. 2015 wurde das Forschungsergebnis auf Wunsch eines institutionellen Investors in Form eines Zertifikats erstmals investierbar gemacht – seit 2. November 2017 ist die Strategie als „Swisscanto (LU) Alternative Risk Premia Fund“ auch als täglich liquider UCITS-Fonds verfügbar.
Die Fondsstrategie versteht sich als effizienter und – mit einer maximalen Managementfee von 70 Basispunkten - kostengünstiger Core-Baustein innerhalb eines Alternatives-Buckets und investiert in der Praxis über alle Anlageklassen in 15 bis 20 mehrheitlich marktneutrale alternative Risikoprämien folgender fünf Hauptkategorien:
- Volatiltity
- Carry
- Momentum
- Value
- Defensive
Den Unterschied zu traditionellen Risikoprämien beschreibt Hung wie folgt: „Traditionelle Risikoprämien kompensieren den Anleger für das Tragen eines systematischen Risikos. Dies können z.B. Zinsrisiken, Kreditrisiken, Marktrisiken oder auch Währungsrisiken sein. Alternative Risikoprämien hingegen entlohnen spezifische Risiken oder – basierend auf Erkenntnissen der Behavioral Finance – diverse Verhaltensmuster wie beispielsweise Angebots-/Nachfrage-Ungleichgewichte und weitere gut erforschte Marktineffizienzen.“
Risikoprämie ist nicht gleich Risikoprämie
Hung ist es wichtig zu betonen, dass alternative Risikoprämien zwar zu einer gewissen Kommoditisierung und vor allem zunehmenden Transparenz des Alternatives-Bereichs führen, die Prämien selbst aber alles andere als einheitlich definiert geschweige denn standardisiert sind. Allgemeingültige Definitionen für Value, Momentum & Co. sucht man vergebens. „Dementsprechend ist es unsere Aufgabe, Prämien im Portfoliokontext sinnvoll und vor allem über mehrere Faktoren robust zu definieren“, sagt Hung im Interview mit e-fundresearch.com.
Auch die weitere praktische Umsetzung der identifizierten Prämien bedarf laut Hung einer umfassenden Marktkenntnis – Swisscanto Invest setzt dabei auf einen Open-Architecture- & Best-in-Class-Ansatz: „Wir selektieren unter zahlreichen Anbietern diejenigen, die die Prämien am besten isolieren. Die Marktentwicklungen und Anbieter werden von uns systematisch überprüft, so dass wir Prämien und Anbieter bei Bedarf hinzufügen oder ersetzen können“, so der Experte abschließend.