Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Rekordstände erreicht. Ob die Rallye nachhaltig ist oder eine Korrektur droht, fragen wir in der aktuellen e-fundresearch.com „Bulle oder Bär?“ Umfrage:
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| 02.10.2025 16:40 Uhr
Gold eilt von Rekord zu Rekord - Zwischen Absicherung und Korrekturgefahr
Gold hat in den vergangenen Monaten einen Höchststand nach dem anderen markiert und damit seine Rolle als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten eindrucksvoll bestätigt. Getrieben wurde die Rallye nicht nur von geopolitischen Spannungen, sondern auch von geldpolitischen Unsicherheiten und einer zunehmenden Nachfrage institutioneller Investoren.
Bullen- und Bären-Szenarien im Überblick
Welche Argumente sprechen für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends? Welche Risiken könnten den Goldpreis belasten und eine Korrektur einleiten?
Antworten liefert die aktuelle e-fundresearch.com Umfrage „Bulle oder Bär?“, für die internationale Experten aus Asset Management und Kapitalmarktanalyse ihre differenzierten Einschätzungen teilen - sowohl zu bullischen als auch zu bearischen Szenarien.
Bernhard Schmitt, Head of Equity & Multi Manager Management, Liechtensteinische Landesbank AG
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Der Goldpreis könnte weiter steigen, weil Gold historisch immer wieder als „Waffe“ in Zeiten multipler Konflikte diente. Schon im 19. und 20. Jahrhundert bauten Staaten Reserven auf, um Kriege zu finanzieren und ihre Kreditwürdigkeit zu sichern – ein Muster, das sich heute wiederholt. Zentralbanken in China und vielen anderen Ländern stocken massiv auf, um ihre Unabhängigkeit vom Dollar zu stärken und geopolitische Risiken abzufedern. Nach der Finanzkrise 2008 machte zudem das Niedrigzinsumfeld Gold besonders attraktiv. In einer Welt voller Handelskriege, Cyberangriffe und militärischer Spannungen gilt es als strategisches Schutzschild. Die physische Hinterlegung vieler Finanzinstrumente betont diesen analogen Anlagewunsch – Gold signalisiert Stärke nach außen und Sicherheit nach innen.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Ein Bear-Case für Gold ist direkt mit der einfachen Achtsamkeitsübung verknüpft: "Ich sehe was, was du nicht siehst." Immer dann, wenn Staaten Sicherheit auf anderem Wege fanden – etwa durch starke Allianzen wie die NATO – verlor Gold an Bedeutung. So verkaufte Tschechien nach dem NATO-Beitritt alle Reserven. Auch in Friedens- und Globalisierungsphasen, wie nach 1945, rückte Gold in den Hintergrund, weil Vertrauen in den Dollar reichte. Zudem zeigte die Große Depression, dass zu starres Festhalten am Goldstandard destabilisierend wirken kann. Unerwartete Trigger für einen Preisrückgang wären also: erneutes Vertrauen in Institutionen, ein technologischer „sicherer Hafen“ als Alternative oder ein Umfeld steigender Realzinsen, das die Opportunitätskosten von Gold drastisch erhöht.
Dr. Anja Hochberg, Leiterin Multi-Asset Solutions, Swisscanto / ZKB
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Wir positionieren uns in unseren Multi-Asset Solutions klar für einen Bull-Case für Gold. der sowohl strategisch gestützt als auch taktisch getrieben ist. Langfristig stellen insbesondere die Gold-Käufe der Notenbanken in den Schwellenländern eine wichtige Marktstütze dar. Anhaltende geopolitische Spannungen, Inflationsrisiken, der schwche US Dollar und Fragen mit Bezug auf die Unabhängigkeit der US Notenbanken stellen weitere, eher strategische Elemente dar. Taktisch sehen wir nach der intensiven Rally zwar erste Gewinnmitnahmen, das Momentum bleibt aber aktuell erhalten und im Zweifel könnten die Leitzinsen in den USA durchaus stärker fallen als erwartet.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Einen ausgeprägten "Bear" Case sehen wir in unseren Szenarions aktuell nicht. Gleichwohl sind taktisch, insbesondere aufgrund von stärkeren Gewinnmitnahmen, Rücksetzer möglich. Auch eine nicht erwartete Trendumkehr beim US Dollar könnte das Momentum beim Dollar stoppen, ebenso (und wahrscheinlich Hand-in-Hand) eine Abkehr der Fed vom Zinssenkungspfad. Zudem greifen taktische Investoren vermehrt zu Silber. Silber hat zwar ytd stärker als Gold performt, ist historisch aber weniger hoch bewertet.
Ronald Stoeferle, Managing Partner, Fondsmanager & Autor des "In Gold we Trust"-Reports, Incrementum AG
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Die kräftigen Zugewinne der Minenaktien bestätigen den Bullenmarkt, ebenso dass jede kleinere Korrektur gekauft wird. Die Notenbanknachfrage bleibt robust und die ETF-Zuflüsse nehmen nun zu. Seit kurzem sprechen auch große Investmenthäuser höheren Goldallokation. Morgan Stanley setzt neu auf ein 60/20/20-Porfolio: 60% Aktien, 20% Anleihen, 20% Edelmetalle. Jeff Gundlach spricht sich für eine 25%-Edelmetall-Anteil aus.
Das Makro-Umfeld und die sich vertiefenden geopolitischen Spannungen unterstützen ebenfalls eine Fortsetzung des Bullenmarktes, ebenso die zunehmende Last der Staatsschulden. Und auch der US-Dollar-Bärenmarkt beflügelt Gold. Das alles spricht für unsere These des „Big Long“ (IGWT-Report 2025), weswegen nun auch die Zeit für „Performance-Gold“, d.h. Silber und Minenaktien gekommen ist.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Angesichts der markanten Goldpreisrally in den vergangenen Quartalen wäre es Zeit für eine Korrektur. Das Sentiment ist mittlerweile schon recht positiv, wobei der Terminmarkt allerdings gar nicht so exorbitant bullish eingestellt ist. Dass die Primäranalysten der Großbanken ihr Preisziel deutlich erhöht haben, ist ein Zeichen für den sehr stark gewachsenen Optimismus, der zudem an Breite gewonnen hat. Zudem ist Gold aus technischer Perspektive überkauft.
Eine Trendumkehr von Bull zu Bear sehen wir jedenfalls nicht. Eine (größere) Korrektur ist aufgrund der deutlichen Zugewinne seit Jahresanfang 2024 jedoch nicht auszuschließen.
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Der Goldpreis dürfte durch zyklische Faktoren anhaltende Unterstützung erhalten. Dazu zählen etwa weitere Zinssenkungen durch die Fed, ausgelöst durch eine Abschwächung des US-Arbeitsmarktes, sowie Wachstumsrisiken durch neue US-Zölle. Strukturell sprechen hohe geopolitische Spannungen, Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed sowie die wachsende US-Verschuldung für eine anhaltend hohe Nachfrage von Investoren und Zentralbanken. Zudem sorgen starke ETF-Zuflüsse und eine wachsende Investmentnachfrage von Privatanlegern für Rückenwind, wobei schon kleine Portfolioumschichtungen in Gold erhebliches Aufwärtspotenzial eröffnen könnten.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Ein rekordhoher Goldpreis könnte zu einer nachlassenden Nachfrage im Schmuckbereich führen. Gleichzeitig sind Haushalte historisch hoch in Gold investiert – sowohl absolut als auch relativ zum Vermögen –, was Gewinnmitnahmen begünstigen könnte. Ein abrupter Inflationsanstieg mit der Folge erneuter Zinserhöhungen in den USA würde ebenfalls Druck ausüben und die relative Attraktivität von Gold mindern. Zusätzlich könnte ein deutlicher Angebotsanstieg, vor allem durch Altgold, das Preisniveau belasten.
Stefan Wolpert, Portfoliomanager Multi Asset, Habbel, Pohlig & Partner
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Rückenwind erhält der Goldpreis durch die anhaltend steigenden Staatsverschuldungen und das damit nachlassendes Vertrauen in nicht physisch hinterlegte Fiat-Währungen. Auch politische Aspekte unterstützen das Edelmetall: durch die zunehmenden zwischenstaatlichen Spannungen streben viele Zentralbanken eine größere Unabhängigkeit von US-basierten Anlagen an. Eine Alternative ist Gold, weshalb diese sehr strategisch agierende Anlegergruppe auch weiterhin als Käufer auftreten dürfte. Die Schwäche der US-Währung macht Goldkäufe zudem attraktiver beispielsweise für Investoren, die in Euro rechnen. Zu guter Letzt erfüllt Gold in einem volatilen Marktumfeld in vielen Portfolios eine wichtige Diversifikationsfunktion.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Für eine Korrektur spricht, dass Gold in den vergangenen drei Jahren beeindruckende zweistellige Zuwachsraten verzeichnet hat. Gewinnmitnahmen sind plausibel. Auch eine überraschend hawkisher agierende Fed könnte die Zinsen und damit die Opportunitätskosten für Gold höher halten als erwartet. In diesem Kontext würden auch die Inflationserwartungen an den Kapitalmärkten sinken und Gold könnte einen Teil seiner Wertsicherungsfunktion einbüßen. Der stark gestiegene Preis selbst könnte zu einem Rücksetzer führen, und zwar dann, wenn die großen Nachfrager aus der Schmuckindustrie preissensitiv agieren. Als externer Effekt könnten regulatorische Eingriffe den Goldpreis empfindlich treffen. So gab es im 20. Jahrhundert einige Fälle, in denen der Besitz verboten oder erschwert wurde.
Simon Hofmann, Teamleiter Asset Management - Vermögensverwaltung, Fürst Fugger Privatbank
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Zentralbanken zeigen so hohe Kaufbereitschaft wie selten zuvor: 76 % erwarten in den nächsten fünf Jahren höhere Goldreserven, 95 % sogar schon binnen zwölf Monaten. Parallel fließen Milliarden in Gold-ETFs: Allein im August 2025 stiegen die Zuflüsse um 5,5 Mrd. USD, das AuM erreichte 407 Mrd. USD. In den USA beträgt das Verhältnis von Gold-ETFs zum gesamten ETF-Markt nur rund 2 % im Vergleich zu 7–8 % wie in den Jahren 2010–2012. Auch institutionelle Fondsmanager halten Gold bisher kaum: 39 % sind gar nicht investiert, der Durchschnittsanteil liegt bei 2,4 %. All dies zeigt: Von Übertreibung keine Spur, vielmehr entsteht ein strategischer Nährboden für weiter steigende Goldpreise – ohne die geopolitischen und makroökonomischen Risiken einzubeziehen, die Gold zusätzlich stützen dürften.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Mehrere Faktoren könnten den Goldpreis unter Druck setzen. Bleiben die Zinsen hoch, steigen die Opportunitätskosten von Gold – besonders, wenn die Inflation sinkt und Realrenditen zulegen. Auch ein erstarkender USD wirkt belastend, da Gold für Käufer außerhalb des Dollarraums teurer wird. Ein stabiles Aktienumfeld bei geringer Volatilität erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger Mittel zulasten von Gold umschichten. Zugleich begünstigt ein Allzeithoch beim Goldpreis Gewinnmitnahmen, die Korrekturen im Edelmetall auslösen können. Entspannung geopolitischer Krisen würde die Rolle von Gold als sicherer Hafen schwächen. Schließlich könnten nachlassende Gold-ETF-Zuflüsse oder eine Kaufpause der globalen Zentralbanken Kursabschwünge auslösen.
Elisa Piscopiello, Senior Index- und ETF-Analystin, L&G
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Insbesondere drei Entwicklungen sprechen weiterhin für Gold:
1. Niedrige Realzinsen in den USA stützen generell den Goldpreis, da sie die Opportunitätskosten für das Halten von Gold senken.
2. Der US-Dollar hat aufgrund des schwindenden Vertrauens in die US-Wirtschaft zuletzt an Wert verloren, was den Status von Gold als zuverlässiger sicherer Hafen gestärkt hat.
3. Die konstante Nachfrage der Zentralbanken hat den Goldpreis in den letzten Jahren strukturell gestützt.
Die Gesamtnachfrage der Zentralbanken belief sich im ersten Quartal 2025 auf 248,6 Tonnen und im zweiten Quartal 2025 auf 166,5 Tonnen. Dieses Kaufinteresse der Zentralbanken ist struktureller Natur und dürfte daher anhalten.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
1. Die Stärke des Goldes basiert auf den Erwartungen einer Zinssenkung in den USA. Wenn das Tempo der Zinssenkungen hinter den Erwartungen zurückbleibt, würde dies die Argumente für Gold schwächen.
2. Eine deutliche Entspannung der geopolitischen Lage – insbesondere eine Lösung des Konflikts in der Ukraine – würde die Attraktivität von Gold als „sicherer Hafen” mindern.
3. Die Goldkäufe der Zentralbanken liegen weiterhin über dem historischen Durchschnitt, haben sich jedoch im ersten Halbjahr 2025 verlangsamt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte dies einen Abwärtsdruck auf den Goldpreis ausüben.
Dr. Eduard Baitinger, Leiter Asset Allocation, FERI AG
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Die wachsenden Sorgen über steigende Staatsschulden, die Unabhängigkeit der US-Notenbank sowie zunehmende geopolitische Spannungen – etwa durch vermehrte Luftraumverletzungen Russlands an der NATO-Ostflanke – haben den Goldpreis zuletzt sowohl nominal als auch inflationsbereinigt auf neue Rekordstände gehoben. Diese treibenden Faktoren dürften über die mittlere Frist hinaus bestehen bleiben und den generellen Aufwärtstrend beim Goldpreis stützen. Hinzu kommt ein bedeutender strategischer Nachfragetreiber: Notenbanken vieler Schwellenländer schichten ihre Währungsreserven verstärkt in Gold um, da das Vertrauen in etablierte Leitwährungen nachlässt. Ihr Goldanteil an den Reserven ist bislang noch vergleichsweise gering, sodass weiterhin erhebliches Nachfragepotenzial besteht.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Hierzu lohnt ein Blick in die Geschichte. In den 1980er- und 1990er-Jahren erlebte Gold einen brutalen Bärenmarkt. Hohe US-Realzinsen und Inflationsrückgang setzten dem Preis spürbar zu. Letzterer wurde durch Chinas Integration in den Welthandel weiter forciert. Gleichzeitig endete der Kalte Krieg, geopolitische Risiken spielten kaum eine Rolle, da die USA nun der unangefochtene globale Hegemon waren. Zudem sanken die Defizite deutlich. Ende der 1990er-Jahre verzeichneten die USA sogar Haushaltsüberschüsse. Von einem derart konstruktiven, aber goldfeindlichen Umfeld sind wir heute weit entfernt. Ein Bear-Case ist daher nicht realistisch. Allerdings ist der Goldpreis real als auch relativ zum Zinsniveau sehr hoch – ein Umstand, der Anleger zu temporären Gewinnmitnahmen verleiten kann.
Bruno Lamoral, Portfolio Manager Institutional Mandates, DPAM
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Nach dem Einfrieren russischer Devisenreserven ersetzten Zentralbanken wie die chinesische US-Staatsanleihen beschleunigt durch Gold. Dies dürfte sich fortsetzen.
Die Entwicklung hin zu einer multipolaren Welt spielt ebenfalls eine Rolle. In vergangenen multipolaren Epochen machte Gold 80% der internationalen Reserven aus; heute sind es 20%.
Hinzu kommen Haushaltsprobleme und eine drohende Geldentwertung, bei der die Realzinsen niedrig gehalten werden, um Währung und Schuldenlast abzuwerten. US-Staatsanleihen könnten den Status als führendes Reservevermögen verlieren, was Gold zugutekommen würde.
Weniger Vertrauen in Institutionen und Wirtschaftsnationalismus begünstigen einen sicheren Hafen wie Gold, das durch die Dollar-Abwertung für Käufer aus aller Welt erschwinglicher wird.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Sollte es gelingen, in der Ukraine und im Nahen Osten Frieden zu stiften, könnten Anleger Gewinne mit Gold mitnehmen, insbesondere wenn zuvor sanktionierte russische Vermögenswerte freigegeben werden.
Die Erwartung längerfristig höherer Zinsen würde die Performance von Gold belasten, da es keine Zinsen abwirft. Sollte die US-Regierung ihre Finanzen unter Kontrolle bekommen, könnte dies US-Staatsanleihen als Reservewährung wieder attraktiver machen.
Auch in andere Anlagen könnte Kapital abfließen. In China haben Zentralbank und Haushalte Gold gehortet, da es am Immobilienmarkt turbulent zuging und es am Aktienmarkt wenig zu verdienen gab. Seit Jahresbeginn geht es mit Chinas Aktien jedoch aufwärts. Setzt sich das fort, könnten Haushalte einen Teil ihres Goldes in den Aktienmarkt umschichten.
Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research, WisdomTree
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Einer der Haupttreiber für Gold in diesem Jahr war die Abwertung des US-Dollars. Wir erwarten, dass eine weitere Schwäche den Goldpreis zusätzlich nach oben treiben wird. Die US-Notenbank hat einen Zinssenkungszyklus zu einer Zeit eingeleitet, in der die Inflation deutlich über dem Zielwert liegt. Dieser Schritt ist dadurch gerechtfertigt, dass die US-Notenbank ihren politischen Fokus stärker auf den Arbeitsmarkt verlagert und sich verpflichtet hat, die langfristigen Zinsen niedrig bis moderat zu halten. Obwohl das Wirtschaftswachstum und die Aktienmärkte weiterhin gut abschneiden, birgt die Zinssenkung zu diesem Zeitpunkt im Zyklus das Risiko einer weiteren Schwächung des Dollars. Gold, das häufig als Gegenstück zu Fiat-Währungen betrachtet wird, dürfte davon profitieren.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Die erwarteten Zinssenkungen könnten verzögert oder zurückgenommen werden, falls die US-Notenbank auf robuste Konjunkturdaten und anhaltenden Inflationsdruck reagiert. Dies würde die Anleiherenditen steigen lassen, den Dollar stärken und den Goldpreis belasten. Obwohl sich die Anlegerstimmung gegenüber Gold im vergangenen Jahr deutlich verbessert hat, könnten Gewinnmitnahmen und ein Stimmungsumschwung die Rallye verlangsamen. Zudem könnten sich die Sorgen um die Tragfähigkeit der US-Staatsverschuldung verringern, falls die US-Zolleinnahmen stark ansteigen und so zur Verringerung des Haushaltsdefizits beitragen – und damit einer der wichtigsten Treiber höherer Goldpreise wegfallen.
Daniel Feix, Geschäftsführer, Erste Impact Asset Management
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Einer der Hauptbeweggründe für die starke Entwicklung des Goldpreises ist sicherlich die geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheit. Eine zunehmende (globale) Staatsverschuldung sowie das Infragestellen der Unabhängigkeit der US Notenbank Fed haben diese Dynamik noch zusätzlich befeuert. Auch massive Zentralbankkäufe haben dem Markt physisches Gold entzogen und stützen den Preis. Das Ausbauen der Goldreserven hat primär die Absicherung der eigenen Währung zum Ziel. Weitere Faktoren sind in diesem Zusammenhang die Erwartung sinkender Zinsen, eine mögliche geldpolitische Lockerung, der aktuell schwache US Dollar sowie erneute Inflationsängste.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Eine massive Korrektur ist aus unserer Sicht aktuell nur schwer vorherzusehen! Dafür müsste die Nachfrageseite komplett wegbrechen. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage nach Gold zeigt nach den Berechnungen des World Gold Council in London eine Differenz von ungefähr 250 bis 270 Tonnen pro Jahr auf der Nachfrageseite. Gründe für eine massive Verkaufswelle, beispielsweise von Notenbanken, sind schwer auszumachen. Auch ein sehr positives makroökonomisches Umfeld, das zu steigenden Zinsen führen würde, könnte dem Goldpreis zusetzen – von diesem Szenario gehen Analysten allerdings derzeit nicht aus!
Benjamin Louvet, Head of Commodities, Ofi Invest Asset Management
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Die Zentralbanken sind Vorreiter dieser Entwicklung. Physisches Gold macht mittlerweile einen größeren Anteil der Reserven aus als US-Staatsanleihen – zum ersten Mal seit 1996. Die Abkopplung vom US-Dollar schreitet weiter voran, da Institutionen ihre Anlagen diversifizieren und ihre Goldbestände aufstocken.
Auch die Nachfrage der Anleger steigt stark. Die Positionen in Gold-ETFs sind seit Juni 2024 um über 10 Mio. Unzen gestiegen – die Bestände liegen jedoch weiterhin unter ihrem Höchststand von 2020. Der Markt befindet sich nicht im überkauften Bereich, was darauf hindeutet, dass die Rallye anhalten könnte.
Wir glauben, dass Gold eine Bodenbildung in der Nähe des aktuellen Niveaus finden wird, wobei der Bereich von 3.300 bis 3.350 US-Dollar pro Unze zum neuen Standard zu werden scheint.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Nach der außergewöhnlichen Rallye der letzten Monate könnte es zu einer kurzen technischen Konsolidierungsphase kommen. Es gibt aber nur wenige Gründe für eine pessimistische Einschätzung des Goldpreises. Eine Schwäche könnte durch eine Verlangsamung der Käufe der Zentralbanken entstehen, da diese seit mehreren Jahren eine Stütze für den Goldpreis sind. Laut einer Umfrage waren die Zentralbanken jedoch noch nie so sehr geneigt, ihre Goldallokation zu erhöhen.
Sollten sich die geopolitischen Spannungen entspannen, könnte dies ebenfalls zu Gewinnmitnahmen führen.
Der wichtigste Grund für einen Preisrückgang wäre jedoch ein überraschend starkes Wachstum in den USA und dem Rest der Welt. Dies könnte einen Anstieg der Realzinsen ermöglichen, was für Gold den größten Gegenwind darstellen würde.
Bull-Case: Welche Faktoren sprechen dafür, dass der Goldpreis weiter steigen könnte?
Für einen weiter steigenden Goldpreis sprechen vor allem zwei Faktoren. Erstens dürfte die US-Notenbank in diesem Jahr und mehrfach 2026 die Zinsen senken – angesichts der abkühlenden Konjunktur ein realistisches Szenario. Das setzt den Dollar unter Druck. Wenn der US-Dollar fällt, steigt das gelbe Edelmetall und natürlich auch umgekehrt. Auf Sicht der letzten zwölf Monate liegt die Korrelation bei -0,87.
Zweitens verliert der US-Dollar aufgrund der unsteten US-Politik und Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed an Vertrauen. Anleger flüchten daher verstärkt in Gold, das zuletzt den MSCI World outperformte.
Charttechnisch befindet sich das Edelmetall zudem in einem intakten Aufwärtstrend mit regelmäßigen Kaufsignalen.
Bear-Case: Welche Risiken könnten den Goldpreis unter Druck setzen oder eine Korrektur auslösen?
Risiken für den Goldpreis ergeben sich vor allem aus der Saisonalität. Während Aktien im Schlussquartal historisch stark zulegen, brachte Gold in den letzten zehn Jahren im Schnitt nur 1,45 % Plus. Zudem könnte ein wiedererstarkender US-Dollar den Goldbullen einen Strich durch die Rechnung machen und den Aufwärtstrend bremsen. Das würde angesichts der jüngsten Gewinne die Gewinnmitnahmen begünstigen.
Auch der kleine Bruder Silber könnte den großen Bruder Gold unter Druck setzen. Silber holt derzeit auf und hat ihn zuletzt sogar übertroffen. Eine Umschichtung von Gold in Silber ist daher denkbar. Zumal Silber sein Allzeithoch von 2011 noch nicht erreicht hat und damit über deutliches Aufholpotenzial verfügt.
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Geballte internationale Kommentierung als Mehrwert
Die Befragung zeichnet sich durch eine besonders breite und internationale Beteiligung aus: Führende Köpfe aus der Branche haben ihre Sichtweisen eingebracht. Jeder Teilnehmer war aufgefordert, sowohl ein bullisches Szenario als auch ein bearisches Szenario zu formulieren.
Damit entsteht ein kompaktes und zugleich vielseitiges Meinungsbild, das professionellen Investoren eine wertvolle Orientierung für ihre Entscheidungsprozesse bietet – vom Chancenpotenzial einzelner Sektoren bis hin zu den weiterhin bestehenden geopolitischen und regulatorischen Risiken.
Teilnehmer der aktuellen e-fundresearch.com "Bulle oder Bär?" Umfrage
Bruno Lamoral, Portfolio Manager Institutional Mandates, DPAM
Daniel Feix, Geschäftsführer, Erste Impact Asset Management
Stefan Wolpert, Portfoliomanager Multi Asset, Habbel, Pohlig & Partner
Ronald Stoeferle, Managing Partner, Fondsmanager & Autor des "In Gold we Trust"-Reports, Incrementum AG
Bernhard Schmitt, Head of Equity & Multi Manager Management, Liechtensteinische Landesbank AG
Simon Hofmann, Teamleiter Asset Management - Vermögensverwaltung, Fürst Fugger Privatbank
Christian Henke, Chief Market Analyst, IG Europe
Dr. Eduard Baitinger, Leiter Asset Allocation, FERI AG
Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research, WisdomTree
Dr. Anja Hochberg, Leiterin Multi-Asset Solutions, Swisscanto / ZKB
Kerstin Hottner, Head of Commodities, Vontobel
Benjamin Louvet, Head of Commodities, Ofi Invest Asset Management
Elisa Piscopiello, Senior Index- und ETF-Analystin, L&G
Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung
eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder
Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das
investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment
beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011
§128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den
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