e-fundresearch.com: Herr Kutschera, wie kam es dazu, dass Sie eine Karriere in der Fondsindustrie gestartet haben? War es für Sie immer klar, dass Sie im Fondsvertrieb aktiv sein möchten?
Carsten Kutschera: Ja und nein. Meine erste Aktie hatte ich mit ungefähr 14 Jahren. Schon damals interessierte mich die Wirtschaft und Geldanlage. Es gab aber auch noch andere Bereiche (siehe letzte Frage), die mich fesselten. Aus verschiedenen Gründen kam es dann doch nicht dazu und so ging ich nach dem Abitur zunächst „klassisch“ zur Dresdner Bank für eine Ausbildung zum Bankkaufmann und absolvierte danach ein Betriebswirtschaftsstudium. Anfang der 2000er wurde mir aus London die Aufgabe einer Subadvisory-Mandats-Präsentation vor breitem Pubikum übertragen und das Ganze nahm seinen Lauf. Im Laufe der Jahre von Research über Portfoliomanagement, Investment Communications zu Intermediary Sales habe ich dann immer mehr Spaß an der Arbeit für und direkt mit Kunden und ihren Bedürfnissen entdeckt, neben dem anhaltenden Interesse für die Investmentbranche und Märkte insgesamt.
Der Artikel wird nach der Anzeige fortgesetzt.e-fundresearch.com: Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus? Verfolgen Sie spezielle Routinen, die Sie mit uns teilen möchten?
Carsten Kutschera: Routine gibt es in insofern, dass ich nach so vielen Jahren und Markt-Up- and -Downs viele Dinge routinierter angehe. Das heißt, es gibt einen Mix im Arbeitsalltag, der unbedingt dazu gehört. Dazu zählt, dass ich so detailliert wie möglich und nötig über interne wie externe Daten und das Marktgeschehen informiert bin, der kontinuierliche Austausch mit dem Team und die jeweiligen Fortschritte, aktives Einbringen in diversen Komitees und den Puls bei den Kunden zu erfragen. Das war es dann aber auch mit der Routine, es geht vielmehr darum, strategische Akzente zu setzen und sich mit allen Stakeholdern, v.a. in EMEA, intensiv auszutauschen und sich im Ergebnis bestmöglich dem stets dynamischen Marktumfeld zu stellen.
e-fundresearch.com: Worin besteht die größte Herausforderung in Ihrer Funktion und was macht Ihnen am meisten Spaß?
Carsten Kutschera: Eine Herausforderung, die auf viele Führungskräfte und Sales zutrifft, und die ich auch als wichtig erachte: Nicht für alle Rückschläge oder nachteilhafte Entscheidungen gibt es Strategien oder Maßnahmen, durch welche diese Umstände hätten verhindert werden können. Mögliche negative Ereignisse oder auch schwierige Marktverhältnisse sollten idealerweise eher Ansporn sein und motivieren, indem man sich ihnen stellt und nach Lösungen sucht. Das ist dann auch das, was Spaß macht - und man sieht, es kann funktionieren. Letztendlich erreicht man mit dem Team auf diese Weise auch die gesteckten Ziele. Das wiederum macht gemeinsam stolz.
e-fundresearch.com: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren für einen erfolgreichen Fondsvertrieb?
Carsten Kutschera: An oberster Stelle für mich Authentizität und eine Kundenorientierung mit offenem Gesprächsausgang. Fragen und Zuhören sind hier neben dem Markt- und Produktwissen elementar. Dazu kommt ein Interesse, was der Kunde möchte und dafür benötigt. Dies alles klappt aus meiner Sicht am besten mit einer guten Prise Spaß an der Sache, Leidenschaft und Erfolgswille, das heißt: ein angenehmer Eigenantrieb innerhalb eines Teamgedankens. Das Bild des Marathonläufers ist etwas überstrapaziert, aber in der Praxis ist es nun mal ein Long Run und das Quäntchen Glück auf der Wegstrecke gehört sicher auch dazu.
e-fundresearch.com: Wenn Sie nicht gerade arbeiten: Womit verbringen Sie gerne Ihre (Frei-)Zeit?
Carsten Kutschera: Ich genieße die freie Zeit mit meiner Familie und Freunden, gerne auch mal in einem netten Restaurant. Musik und Laufen sorgen für Entspannung und Reisen – hier besonders das Wandern – ist ebenfalls etwas, was mir viel Spaß macht.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Herr Kutschera!
Über Carsten Kutschera:
Carsten Kutschera ist seit über 25 Jahren in der Finanzbranche tätig. Seit 2014 ist er bei T. Rowe Price und zunächst für Deutschland und Österreich verantwortlich, seit 2019 für MidEurope. In den vergangenen Jahren baute er den Standort Frankfurt kontinuierlich aus. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und einem Diplom-Betriebswirtschaftsstudium führten ihn seine beruflichen Stationen u.a. zu Morgan Stanley und anschließend zur Capital Group nach London. Der 47-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt bei Frankfurt.
Carsten Kutschera im Vertriebsprofi-Wordrap:
Privat investiere ich...
...aus Überzeugung primär in Fonds und insgesamt recht diversifiziert.
Mein bisher größter Investmentfehler...
...seinerzeit die „Volksaktie“ zu kaufen.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich...
...persönlich möglichst viel CO2 einzusparen (Reisen mit dem Zug, Fahrrad, Hafermilch), aber eben ohne Fingerpointing oder in schwarz-weiße Denkmuster zu verfallen...
Darauf könnte ich keinesfalls verzichten...
...der Griff in die verführerische Süßigkeitenschublade am Nachmittag.
In den nächsten 10 Jahren möchte ich unbedingt einmal...
...zu Fuß die Alpen überqueren.
Die Fondsindustrie hat mich gelehrt, dass...
...Veränderung eine elementare Konstante ist und dass man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann und sollte.
Größten Respekt habe ich...
...vor allen Menschen, die dabei helfen, unsere Gesellschaft am Laufen zu halten, und die sich in Ehrenämtern engagieren.
Mein Lieblingsinvestment-Zitat oder Motto lautet...
...„I make more mistakes than anybody else. But I learned long ago to admit my mistakes and to correct them.” (Thomas Rowe Price, Jr.)
Auf Geschäftsreisen...
...gehe ich gerne, möglichst zielgerichtet vorbereitet und freue mich dann auf gute Gespräche – ob mit Kunden oder mit Kollegen oder neuen Gesprächspartnern.
Das könnte unsere Industrie besser machen...
...weniger operative Komplexität, auch im Interesse der Investoren – man denke nur an den Anteilsklassendschungel.
Was bislang kaum jemand über mich wusste...
...man hätte mich beinahe aus dem Cockpit beim Start hören können oder in einem exquisiten Hotel als Hoteldirektor antreffen können.