e-fundresearch.com #AssetAllocationForum: Sollte man 2025 die USA-Dominanz überdenken?
Die Konzentration von US-Aktien im globalen Aktienuniversum hat neue Rekordhöhen erreicht und dominiert mittlerweile fast 75% des MSCI World Index. Vor diesem Hintergrund haben wir führende CIOs, Kapitalmarktstrategen, Dachfondsmanager und Fondsselektoren eingeladen, ihre Sicht auf diese Entwicklung zu teilen. Wie gehen sie als globale Multi-Asset-Manager mit den Chancen und Herausforderungen dieser Konzentration um? Welche Strategien setzen sie ein, um eine ausgewogene Allokation sicherzustellen, und bleibt eine starke Fokussierung auf die USA für 2025 alternativlos?
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Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management, Assenagon
Im Multi Asset-Bereich können wir zudem unabhängig von einer Benchmark agieren und uns daher falls nötig auch kurzfristig von einer hohen US-Aktienquote verabschieden. Sollte der Wind an den Kapitalmärkten drehen, können wir nicht nur global in andere Weltregionen, sondern auch in andere Assetklassen umschichten – und beispielsweise unsere Cash-Quote erhöhen. Das haben wir in der Vergangenheit bereits mehrfach proaktiv getan. So haben wir beispielsweise zu Beginn der Covid-Pandemie, im März 2020, kurzfristig die Aktienquote in unserem Assenagon Multi Asset Conservative Fonds von über 40% auf unter 20% heruntergefahren.
Tihana Ibrahimpasic, Portfolio Manager, Multi-Asset, Janus Henderson Investors
Marktkonzentrationen sind nicht zwingend riskanter oder lassen auf eine schlechte künftige Performance schließen – hohe Bewertungen aber häufig. Die zentrale Frage: Kann die überdurchschnittliche Performance der heute dominierenden Aktien trotz enormer Bewertungen und hoher Beteiligungen längerfristig anhalten? Bisher wurde die Performance durch solides Gewinnwachstum gestützt, doch u. U. erwirtschaften die Mega-Caps künftig nicht mehr so hohe Erträge. Von der nächsten Phase des Konjunkturzyklus dürften attraktiver bewertete Marktsegmente wie Small-/Mid-Caps und Value-Aktien in den USA profitieren.
Unser Ansatz basiert auf der Schätzung der langfristig erwarteten Erträge und Korrelationen zwischen den einzelnen Assets. Anschließend legen wir eine taktische Ausrichtung mit einem 3- bis 6-monatigen Anlagehorizont zugrunde. Das US-Exposure ist derzeit insgesamt neutral bis leicht übergewichtet und umfasst neben Wachstumswerten auch Small-/Mid-Caps und Value-Titel.
Prof. Dr. Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset, Berenberg Wealth and Asset Management, Berenberg
Michael Walsh, Multi-Asset Solutions-Stratege, T. Rowe Price
In der Regel verwenden wir die Gewichtungen innerhalb des MSCI ACWI als Ausgangsbasis für die Aktienallokation in Multi-Asset-Portfolios. Dies impliziert eine Allokation von etwa 65% in US-Aktien. Durch die Breite des US-Marktes mindert eine Diversifizierung nach Stil und Marktkapitalisierung die übermäßige Abhängigkeit von einem einzelnen Manager oder Anlageansatz. Wir investieren mindestens in Large-Cap-Growth-, Large-Cap-Value- und kleinere Unternehmen. Dies gibt uns die Freiheit, nuancierte kurzfristige taktische Allokationen vorzunehmen.
Die kurzfristigen Aussichten für die Wertentwicklung sind gut, da die starke Wirtschaft Sektoren wie Finanzen und Energie Rückenwind gibt. Die derzeit positive Stimmung fördert weiterhin den Growth-Stil.
Ulf Plesmann, Co-Leiter globale Aktien, Metzler Asset Management
Aus unserer Sicht ist es jedoch viel entscheidender, in welche Geschäftsmodelle und Sektoren Anleger investieren – unabhängig vom Land des Unternehmenssitzes. So verfügen viele US-Unternehmen über globale Absatzmärkte, wodurch die geographische Konzentration deutlich abgemildert wird.
Auf sektoraler Ebene haben sich mittlerweile drastische Unterschiede herausgebildet: Durch die Dominanz der US-Technologiekonzerne hat die Gewichtung des IT-Sektors in den USA mittlerweile etwa ein Drittel erreicht und liegt damit dreimal so hoch wie im Rest der Welt.
Unsere globalen Aktienstrategien sind ebenfalls sehr stark in den USA investiert, zumal wir hier trotz höherer Bewertungen viele Weltmarktführer mit hoher Profitabilität und überdurchschnittlichen Wachstumsaussichten finden. Zusätzlich könnte der US-Unternehmenssektor von Impulsen durch Steuersenkungen und Deregulierung profitieren.
Altaf Kassam, CFA, EMEA Head of Investment Strategy & Research, State Street Global Advisors
Um eine ausgewogene Vermögensallokation zu gewährleisten, können Anleger Folgendes in Betracht ziehen:
1. Verwendung von Modifikatoren (beispielsweise Derivat-basierte Strategien) für laufende Erträge.
2. Suche nach taktischen oder opportunistischen Strategien, die sich schnell an Marktbedingungen anpassen können, um nicht-traditionelle Prämien-/Alpha-Chancen zu nutzen.
3. Diversifizierung durch Strategien mit geringeren Korrelationen zu traditionellen Märkten wie Gold, Multi-Asset-Real-Return und Rohstoffen.
Yves Ceelen, Head of Institutional Portfolio Management Mandates & Global Balanced, DPAM
Viele Anleger haben in letzter Zeit um Schuldtitel aus Schwellenländern in lokaler Währung einen Bogen gemacht. Wir halten diese weniger bevorzugte Anlageform nach wie vor für interessant, da in osteuropäischen Anleihen sicherlich noch keine Friedensdividende eingepreist ist und die Angst vor Zöllen mexikanische Peso-Anleihen belastet hat. Der derzeitige Spread gegenüber Euro-Staatsanleihen scheint mehr als ausreichend, um eine gewisse Volatilität auszugleichen. Darüber hinaus investieren wir weiterhin in physisches Gold. Das Edelmetall eignet sich zur Risikostreuung in einem Umfeld potenziell höhere Inflation, das US-Investoren dazu veranlassen könnte, sich 2025 für das Edelmetall zu entscheiden.
Heinrich Hemetsberger, Portfoliomanager, Kepler-Fonds KAG
Wichtig ist in diesem Zusammenhang die breite Streuung – ausgehend vom MSCI All Country World Index (inklusive Emerging Markets), nehmen wir taktische Positionierung zwischen Regionen und Stilen (Value, Growth, Small Caps) vor. Anfang Oktober haben wir die höhere Gewichtung von Emerging Markets Ländern wieder reduziert und das USA-Gewicht auf Neutral gestellt. Durch diesen Schritt konnten wir vollumfänglich vom sogenannten „Trump-Trade“ profitieren.
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco
Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements, QC Partners
Kurzfristig ist eine gewisse Skepsis aber durchaus erlaubt: Die Bewertungen liegen deutlich oberhalb ihrer historischen Durchschnitte. Dies führt zu Gewinnrenditen unterhalb der Rendite von Staatsanleihen und noch deutlicher unter der Rendite von Unternehmensanleihen.
Wurde in der Vergangenheit noch ein soft-landing als bestmögliches Szenario beschrieben, preist der US-Aktienmarkt jetzt ein anhaltendes Boom-Szenario ein. Dieses ist geprägt durch 1.) steigende Unternehmensgewinne durch niedrigere Steuern und 2.) einer Inflationsrate, die die FED nicht von weiteren schrittweisen Zinssenkungen abhalten wird.
In unserer abgesicherten Prämienstrategie auf Aktienindizes weltweit (QCP AbsoluteIncome) spielt die implizite Volatilität bei der Gewichtung der Indizes eine entscheidende Rolle. Daraus resultieren eine antizyklische Allokation und aktuell eine Untergewichtung der US-Indizes relativ zu europäischen und asiatischen Indizes.
Teil 2 wird am kommenden Dienstag, den 10.12. mit Einschätzungen von M&G Investments, Eurizon, BayernInvest und vielen weiteren Experten bei uns veröffentlicht.
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