LinkedIn in der Fondsbranche: Klare Regeln oder „Wilder Westen“?

LinkedIn ist aus der Fondsbranche nicht mehr wegzudenken – doch wie gelingt der Spagat zwischen professioneller Kommunikation und individueller Freiheit? Wir haben bei Branchenvertretern nachgefragt. Funds | 17.12.2024 12:50 Uhr
Christopher Kampfmann, Senior Communications Consultant, redRobin. Strategic Public Relations und Mag. Dieter Kerschbaum, Pressesprecher Österreich, Erste Asset Management / © e-fundresearch.com / redRobin. Strategic Public Relations/ Erste Asset Management
Christopher Kampfmann, Senior Communications Consultant, redRobin. Strategic Public Relations und Mag. Dieter Kerschbaum, Pressesprecher Österreich, Erste Asset Management / © e-fundresearch.com / redRobin. Strategic Public Relations/ Erste Asset Management

Im Rahmen unserer Umfrageserie e-fundresearch.com #Nachgefragt baten wir führende Vertreter der Fonds- und Kommunikationsbranche um ihre Einschätzung zur Nutzung von LinkedIn in der Fondsindustrie. Das Netzwerk ist für viele Unternehmen zu einem wichtigen Bestandteil der professionellen Kommunikation geworden, bringt aber auch Herausforderungen wie die Vermischung privater und beruflicher Inhalte mit sich. Wie steuern Unternehmen die Nutzung, und welche Chancen bietet LinkedIn?

LinkedIn-Nutzung: Mehr als nur bunte Botschaften

Christopher Kampfmann, Senior Communications Consultant, redRobin. Strategic Public Relations, sieht in LinkedIn ein großes, oft ungenutztes Potenzial für die Branche: „Die gute Nachricht: LinkedIn ist im Asset-Management angekommen. Immerhin haben heute die meisten Unternehmen einen professionellen Corporate-Account. Das Potenzial nutzt die Branche allerdings noch zu wenig, das erleben wir immer wieder, wenn wir als Agentur mit Verantwortlichen sprechen. Es reicht eben nicht, bunte Marketingbotschaften auf den Kanal zu spülen. Was ein soziales Netzwerk wirklich ausmacht, sind echte Interaktionen, zwischen Menschen. Nur wer seine Mitarbeiter einbindet und Social Media nicht als Einbahnstraße versteht, nutzt die Chancen wirklich – denn gibt es einen besseren Weg, als durch Austausch von Knowhow mit potenziellen Geschäftspartnern in Kontakt zu kommen?“

Um das Potenzial von LinkedIn voll auszuschöpfen, müssten Unternehmen laut Kampfmann geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Social Media Guidelines seien dabei nur ein erster Schritt: „Es braucht Ansprechpartner im Unternehmen, die das Thema vorantreiben. Dabei können sie sich auf verschiedenen Ebenen unterstützen lassen: bei der Strategieentwicklung, Workshops für die Mitarbeiter und auch bei der Umsetzung von Content. Doch egal ob Bild, Text oder Video: Dass Agenturen die Accounts der CEOs und CIOs vollständig allein bespielen, ist weder seriös noch glaubwürdig.“

Klare Richtlinien und Eigenverantwortung

Mag. Dieter Kerschbaum, Pressesprecher Österreich, Erste Asset Management, setzt auf klare Regeln und eine strikte Trennung zwischen beruflichen und privaten Inhalten: „Für die Nutzung der sozialen Medien haben wir klare Richtlinien formuliert, an die sich alle Mitarbeiter:innen halten müssen. Diese können in unserem Intranet jederzeit abgerufen werden. Wir appellieren in erster Linie an die Eigenverantwortung: jede/r ist selbst verantwortlich für die Inhalte, die in den sozialen Medien erscheinen. Wir legen Wert auf eine strikte Trennung zwischen beruflichen und privaten Inhalten. Offizielle Postings im Namen der Erste Asset Management sind nur dem Kommunikations-Team erlaubt. Verboten ist die Veröffentlichung von Kundendaten, Informationen, die dem Bankgeheimnis unterliegen oder auch Anlageberatungen. Natürlich sollte man die Regeln bei der Nutzung von Bildrechten bei Texten, Musik, Fotos und Videos beachten.“

Im Sinne eines positiven Dialogs sieht Kerschbaum Social Media als Gelegenheit, Themen wie nachhaltiges Investieren zu vermitteln: „Wir sind offen für moderne Kommunikationsmittel. Dazu zählen Social Media, die wir für die Verbreitung unserer Botschaften nützen. Das macht besonders Sinn für unseren Finanzblog, um den Kreis der bereits mehr als 6.000 Abonnenten zu erweitern. Wir erreichen hier auch potenzielle Anleger:innen, die an der Seitenlinie stehen. Und im Sinne des Sprichwortes ‚Tue Gutes und rede darüber‘ können wir auch Themen zum fairen und nachhaltigen Investieren gut vermitteln.“

Fazit: Zwischen Struktur und Interaktion

Die Einschätzung der Experten verdeutlicht, dass der professionelle Umgang mit LinkedIn in der Fondsbranche ein Balanceakt ist: Während klare Regeln und Richtlinien helfen, Risiken zu minimieren, betonen Experten gleichzeitig die Notwendigkeit von echtem Austausch und individueller Beteiligung. Nur durch eine durchdachte Strategie und aktive Einbindung der Mitarbeitenden kann das Potenzial des Netzwerks voll ausgeschöpft werden.

Infobox: Top-5 Do's & Don'ts für den professionellen Umgang mit LinkedIn in der Fondsbranche

Do’s:

  1. Echte Interaktion statt Einbahnstraße
    Nutzen Sie LinkedIn nicht nur für Unternehmensbotschaften. Fördern Sie den Austausch zwischen Mitarbeitenden und Zielgruppen durch authentische Interaktionen und Know-how-Teilen.
  2. Mitarbeiter aktiv einbinden
    Mitarbeitende sind die besten Markenbotschafter. Unterstützen Sie sie durch Workshops, klare Guidelines und Content-Strategien, um sie für LinkedIn fit zu machen.
  3. Klare Social Media Guidelines etablieren
    Definieren Sie Regeln für die professionelle Nutzung von LinkedIn und stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeitenden diese kennen (z.B. Trennung von privaten und beruflichen Inhalten).
  4. Relevanten, hochwertigen Content erstellen
    Setzen Sie auf Inhalte mit Mehrwert: Studienergebnisse, Research-Insights und Thought-Leadership-Themen eignen sich besonders gut für die professionelle Kommunikation.
  5. Eigenverantwortung fördern
    Appellieren Sie an die Verantwortung Ihrer Mitarbeitenden. Schaffen Sie ein Bewusstsein dafür, dass LinkedIn-Profile auch die Außenwirkung des Unternehmens beeinflussen.

Don’ts:

  1. LinkedIn nur als Werbeplattform nutzen
    Vermeiden Sie reine Marketingbotschaften ohne Mehrwert. LinkedIn lebt von professionellem Austausch, nicht von reiner Selbstdarstellung.
  2. Private Inhalte ohne Grenzen teilen
    Urlaubsfotos, kontroverse politische Statements oder ungefilterte persönliche Meinungen sollten klar von beruflichen Beiträgen getrennt werden.
  3. Regeln dem Zufall überlassen
    Fehlen klare Richtlinien oder Ansprechpartner für Social Media, riskieren Unternehmen unkontrollierte oder potenziell schädliche Beiträge.
  4. Profile von Führungskräften vollständig delegieren
    CEOs oder CIOs sollten nicht vollständig von Agenturen bespielt werden. Zu viel Fremdsteuerung wirkt unglaubwürdig und wenig authentisch.
  5. Bild- und Urheberrechte ignorieren
    Achten Sie bei Texten, Fotos, Musik und Videos auf Bild- und Urheberrechte, um rechtliche Risiken zu vermeiden.

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