e-fundresearch.com: Herr Hartmut Sieper, Sie sind der Fondsmanager des Nestor Afrika Fonds (ISIN: LU0407232692). Seit wann sind Sie für das Management des Fonds verantwortlich?
Hartmut Sieper: Seit der Auflegung des Fonds am 2.1.2009.
e-fundresearch.com: Wie groß ist der Fonds derzeit?
Hartmut Sieper: 2,1 Mio. €
e-fundresearch.com: Verwalten Sie auch noch andere Fonds oder Mandate? Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie aktuell verwalten?
Hartmut Sieper: Andere Fonds: Nein. Andere Mandate: Ja, aber nicht im börsennotierten Bereich. Zusammen mit Partnern plane ich den Aufbau einer Asset Management und Private Equity Struktur in Mauritius, um Direktinvestitionen in nicht börsennotierte afrikanische Unternehmen vornehmen zu können.
e-fundresearch.com: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?
Hartmut Sieper: Mit den internationalen Aktienmärkten beschäftige ich mich schon seit fast 30 Jahren. Während meiner Zeit als Bankkaufmann bei einer Frankfurter Privatbank betreute ich mehrere Fonds und Vermögensverwaltungsmandate. Mitte der neunziger Jahre war ich dann als Vorstandsmitglied einer börsennotierten Beteiligungsgesellschaft an den osteuropäischen Märkten aktiv. Damals waren die dortigen neuen Börsenplätze echtes Pionierland, wie viele afrikanische Börsen heute.
e-fundresearch.com: Bitte beschreiben Sie die wichtigsten Schritte in Ihrem Investmentprozess. In welchem Bereich liegt Ihr Wettbewerbsvorteil um Mehrwert für Investoren schaffen zu können?
Hartmut Sieper: Die Investmentstrategie zielt auf einen langfristigen Wertzuwachs. Mit einem Long Only-Ansatz investiert der Nestor Afrika Fonds in die Wachstumsmärkte Afrikas, wobei eine breite Länderstreuung realisiert wird. Dabei ist Südafrika gezielt untergewichtet, weil die wirtschaftliche Dynamik in Nigeria, Kenia, Ghana und anderen Ländern südlich der Sahara viel größer ist. Auf Währungsabsicherungen wird derzeit verzichtet.
In unserem Investmentprozess spielen Unternehmensbesuche, Teilnahme an Investmentkonferenzen, Brokerkontakte, und ein breites Kontaktnetzwerk vor Ort eine wesentliche Rolle. Bei der Ländergewichtung sind Marktgröße, Liquidität, fundamentale Bewertung und politisches Risiko die wichtigsten Einflussvariablen. Die Aktienauswahl gründet sich auf einen Bottom-Up-Prozess, bei dem die Investmentstory im Vordergrund steht, und die Technische Analyse beim Timing angewendet wird. Die Einzelwertgewichtung wird nach Überzeugungsgrad, Marktkapitalisierung und Liquidität vorgenommen.
Ein wesentlicher Teil des Portfolios besteht aus marktbreiten Standardwerten, die über eine überdurchschnittliche Liquidität verfügen. Diese „Core Holdings“ bilden die Grundstruktur des Fonds.
e-fundresearch.com: Wie viele Positionen sind in etwa im Portfolio enthalten und wie lang wird ein Investment durchschnittlich gehalten?
Hartmut Sieper: Wir halten ca. zwischen 30 und 40 Positionen im Portfolio, bei einer maximalen Gewichtung von Einzelwerten von ca. 5%. Während wir einige Kernpositionen, in erster Linie hochkapitalisierte, liquide Blue Chips, ständig im Portfolio halten, halten wir andere Werte in der Regel zwischen mehreren Wochen bis mehreren Monaten. Es ist zuweilen vorgekommen, dass selbst anspruchsvolle mittelfristige Kursziele schon in wenigen Wochen überschritten wurden. Dann wird konsequent verkauft.
Aber auch die dauerhaft in Depot befindlichen Kernpositionen können wir gezielt über- oder untergewichten. Schnelles Hin- und Her-Traden mögen wir nicht, das wäre auch wegen der Marktenge nicht sinnvoll.
e-fundresearch.com: Welche Rolle spielt die Fondsgröße in der Effizienz und Wirkungsweise Ihrer Investmentstrategie?
Hartmut Sieper: Bis zu einer Fondsgröße von ca. 30 Millionen Euro können wir die derzeitige Strategie gut fahren. Wenn der Fonds größer wird, dürfte sich das Gewicht mehr in Richtung hochkapitalisierter Werte verschieben. An afrikanischen Börsen außerhalb Südafrikas gilt ein Wert schon beim einem Market Cap von über 100 Millionen US-Dollar als vergleichsweise hoch kapitalisiert.
e-fundresearch.com: In welchen Marktphasen liefert Ihre Strategie besonders gute relative Ergebnisse?
Hartmut Sieper: Da wir – anders als die meisten anderen Afrikafonds – Südafrika gezielt untergewichten, läuft der Nestor Afrika Fonds naturgemäß schlechter als die Peer Group, wenn Südafrika besser performt als insbesondere Nigeria und Kenia. Umgekehrt ist eine Outperformance zu erwarten, wenn diese Börsen sowie die echten Pioniermärkte wie z. B. Simbabwe überdurchschnittlich gut laufen. Das war zum Beispiel der Fall, als sich nigerianische Aktien in 2010 besonders gut entwickelten. Die relativ hohe Gewichtung des Goldminensektors, vor allem mit Unternehmen, die in Westafrika aktiv sind, sorgt dafür, dass der Fonds ‚leidet‘, wenn der Goldpreis stark fällt, die dies in den letzten zwei Jahren der Fall war; auf Sicht der nächsten Monate rechnen wir mit wieder steigenden Gold- und Rohstoffpreisen und damit auch mit einer günstigen Wertentwicklung des Nestor Afrika Fonds.
e-fundresearch.com: Welche Benchmark hat die höchste Relevanz und wie sollten Investoren den Fonds gegenüber der Benchmark oder Peer Group vergleichen?
Hartmut Sieper: Als Benchmark wird der Dow Jones Africa Titans 50 Index (in Euro gerechnet) herangezogen. Eine wirklich sinnvolle Benchmark gibt es allerdings nicht, wegen der bereits angesprochenen gezielten Untergewichtung von südafrikanischen Titeln, die in den meisten Indizes eben übergewichtet enthalten sind. Dass wichtige Länderindizes durch extrem hoch gewichtete Einzelwerte verzerrt sind, wie insbesondere der nigerianische Index durch das Schwergewicht Dangote Cement, macht die Sache noch schwieriger. Investoren sollten mit einem ganz pragmatischen Ansatz an ein Investment im Nestor Afrika Fonds herangehen: Wenn sie wie wir davon überzeugt sind, dass die Musik eher in den stark wachsenden Frontier Markets, zu denen vor allem Nigeria und Kenia gehören, als in dem nur mäßig wachsenden, hoch verschuldeten Südafrika, sollten sie unseren Fonds kaufen.
e-fundresearch.com: Welche Performance konnten Sie YTD und in den letzten fünf Kalenderjahren in absoluten Zahlen und gegenüber relevanten Benchmarks oder anderen Messgrößen erzielen?
Hartmut Sieper:
NESTOR Afrika |
Benchmark | |
2010 | 21,63% |
32,54% |
2011 | -37% |
-22,23% |
2012 | 11,57% |
17,21% |
2013 | -16,30% |
-5,95% |
30.04.2014 | 5,75% |
4,64% |
e-fundresearch.com: Was motiviert Sie in Ihrem Job?
Hartmut Sieper: Unmittelbar mit der Wirtschaftsdynamik in stark wachsenden, ungesättigten Märkten zu tun zu haben. Das ist viel interessanter, spannender und renditeträchtiger als in den schrumpfenden, überregulierten Märkten Europas mit sinkenden Margen ums Überleben zu kämpfen. Außerdem baue ich gerne Beziehungen zu Menschen fremder Kulturen auf. Und auch die Reise- und Abenteuerlust in mir werden angesprochen.
e-fundresearch.com: Welchen anderen Beruf hätten Sie sich außer dem des Fondsmanager vorstellen können?
Hartmut Sieper: Ich war bereits in mehreren anderen Berufen unterwegs gewesen, insbesondere als Bankberater und Vermögensverwalter, aber auch als Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt strategische Beratung und Erstellung von Businessplänen. Die Erfahrung aus letzterer Tätigkeit hilft mir übrigens sehr bei der Beurteilung von Geschäftschancen afrikanischer Unternehmen. Und die außerordentlich hohen Renditen, die in Afrika mit Direktinvestitionen erzielt werden können, selbst mit ganz simplen Geschäftsmodellen wie Häuserbauen, bieten ein ungemein spannendes Betätigungsfeld als Berater, Angel Investor oder Asset Manager.
e-fundresearch.com: Vielen Dank!