e-fundresearch.com: Was sind Ihre Lehren aus den Marktentwicklungen in 2014?
John Taylor: Der starken Nachfrage nach Income folgten sogenannte „Crowding Trades“, bei denen viele Investoren ähnliche Anleihen gekauft haben. Meiner Ansicht nach ist es sinnvoll, diese beliebten Anleihen zu meiden und sein Engagement über ein breites Spektrum von Marktsegmenten zu streuen. Zudem denke ich, dass Anleger darauf vorbereitet sein sollten entgegen dem allgemeinen Konsens zu handeln. So war der Markt zuletzt in einer Short-Position, als die 10-jährigen US-Futures bei 3 Prozent rentierten und änderte seine Position zu „Neutral“ als die Marke von 2 Prozent durchbrochen wurde.
e-fundresearch.com: In welchem Maße konnte Ihr Portfolio von der starken Aufwertung des US-Dollars in der zweiten Jahreshälfte 2014 profitieren?
John Taylor: Im Spätsommer 2014 haben wir begonnen, eine Long-Position in US-Dollar aufzubauen. Gerade noch bevor die US-Notenbank Fed das Ende Ihres Quantitative Easing-Programms ankündigte. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum der USA liegt über den Erwartungen anderer Industrieländer. Daher ist anzunehmen, dass der nächste Zinsanhebungs-Zyklus in diesem Jahr beginnt. In Verbindung damit, dass in Europa ein Quantitative Easing eingeführt wird/wurde und in Japan das Lockerungsprogamm fortgesetzt wird, mehren sich die Zeichen, dass der US-Dollar demnächst aufwertet. Durch unsere Long-Position haben wir davon profitiert und etwa ein Drittel unseres gesamten Alphas im letzten Jahr über dieses Währungs-Exposure generiert.
e-fundresearch.com: Wie optimistisch sind Sie für die Zukunft? Was sind die Hindernisse und Herausforderungen auf die sich Investoren in 2015 vorbereiten sollten?
John Taylor: Die divergierende Zentralbankpolitik schafft beides – Herausforderungen und Chancen. Die Renditen der Staatsanleihen in den USA steigen vermutlich in 2015, aber das geldpolitische Lockerungsprogramm der EZB wird die Renditen in Europa wohl auf ihrem derzeitigen Niveau stützen. In Großbritannien werden die Unsicherheiten über die landesweiten Wahlen vermutlich das kurzfristige Binnenwachstum dämpfen. In Australien hingegen wird das Ende des Rohstoff-Superzyklus weiterhin Druck auf die inländischen Anleiherenditen ausüben. Darüber hinaus sehen wir in Japan große Veränderungen. Die Bank of Japan kauft alle Nettoausgaben von japanischen Staatsanleihen und große japanische Institutionen suchen nach ausländischen Anleihen um ihre Renditen zu erhöhen.
Der Rückgang der Ölpreise und der daraus resultierende Rückgang der weltweiten Inflation stimmen uns optimistisch bezüglich langlaufender Staatsanleihen. Jedoch werden wir sorgfältig beobachten, ob dieser Trend einen Impuls für die Konsumausgaben und das generelle Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in den kommenden Quartalen bedeutet. Die größte Überraschung in diesem Jahr könnte ein Wachstum in der Eurozone sein, das besser als erwartet ausfällt. Denn die Region profitiert von der schwächer werdenden Währung, fallenden Energiekosten, dem Stimulus durch QE und die generelle Lockerung von Sparmaßnahmen.