Christian Funke: "Viele Investoren verkennen die Gefahr steigender Zinsen"

Warum ein Großteil der Marktteilnehmer die Gefahr steigender Zinsen in Europa deutlich unterschätzt, erklärt Dr. Christian Funke, Vorstand und Portfolio Manager bei Source For Alpha, im Interview mit e-fundresearch.com. Managers | 16.12.2015 09:30 Uhr
Christian Funke, Source For Alpha / ©  Source for alpha
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e-fundresearch.com: Welche persönlichen Schlüsse ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2015?

Christian Funke: Die Märkte standen im Jahr 2015 ganz im Zeichen der lockeren EZB-Geldpolitik. Die Erfahrungen aus den amerikanischen QE-Programmen hatten uns gezeigt, dass die massiven Anleihekäufe zu einer fallenden Währung, aber steigenden Märkten führen. Eine ähnliche Entwicklung haben wir 2015 auch in Europa gesehen – trotz erheblicher politischer Turbulenzen. Da die Notenbankpolitik der europäischen Zentralbank in den kommenden 12 Monaten im Wesentlichen unverändert bleibt, sollten wir auch im Jahr 2016 tendenziell positive Märkte bei einem schwächer werdenden Euro sehen.

e-fundresearch.com: Sind Sie heute optimistischer oder pessimistischer als am Jahresende 2014 und warum?

"Das europäische QE scheint zu funktionieren (...)"

Christian Funke: Das Jahr 2015 war geprägt von hohen Turbulenzen an den weltweiten Kapitalmärkten. Besonders hervorzuheben waren hierbei insbesondere die Griechenlandkrise, die Ängste vor einem Einbruch der chinesischen Volkswirtschaft, sowie die zunehmenden politischen Spannungen im Nahen Osten. Dass es zu keinen erheblichen Markteinbrüchen kam, war vor allem der Liquiditätszufuhr durch die Notenbanken zu verdanken, welche den Turbulenzen entgegenwirkte. Dies stimmt uns auch für das Jahr 2016 optimistisch: Das europäische QE scheint zu funktionieren, da selbst stärkste Schwankungen an den Kapitalmärkten „eingefangen“ werden konnten.

e-fundresearch.com: Inwiefern konnten die Fokus-Strategien Ihres Hauses in diesem Jahr einen Mehrwert generieren und warum sollten Investoren jene Themen auch im nächsten Jahr besonders berücksichtigen? 

"Auf der Festzinsseite haben wir aufgrund des niedrigen Zinsniveaus nur in sehr begrenztem Umfang herkömmliche Anleihen eingesetzt und vor allem alternative Produkte (...)"

Christian Funke: Wie bereits beschrieben erwarteten wir Anfang 2015 aufgrund der EZB-Geldpolitik steigende Märkte bei einem fallenden Euro. Daher haben wir unseren Kunden eine eher offensive Portfolioausrichtung mit hohem Aktienanteil bei gleichzeitig hohem Dollar-Anteil empfohlen. Auf der Festzinsseite haben wir aufgrund des niedrigen Zinsniveaus nur in sehr begrenztem Umfang herkömmliche Anleihen eingesetzt und vor allem alternative Produkte wie z.B. Katastrophenanleihefonds, Mikrofinanzfonds und defensive Absolute Return Produkte genutzt. Da die geldpolitischen Voraussetzungen im kommenden Jahr unverändert bleiben, empfehlen wir unseren Kunden auch für die nächsten Monate eine ähnliche Portfolioallokation.

e-fundresearch.com: Mögliche Leitzinswende in den USA- weiteres QE in Japan und Europa: Wie reagiert Ihr Haus auf ein Umfeld zunehmend divergierender Notenbanken? 

"Auf der Aktienseite sollte die Divergenz in der Notenbankpolitik europäischen Werten noch mehr Auftrieb geben"

Christian Funke: Die divergierende Notenbankpolitik wird die Entwicklungen auf der Wechselkursseite tendenziell noch verstärken, in dem Sinne, dass der Euro noch stärker unter Druck geraten könnte. Auf der Währungsseite sollten Anleger daher auf einen ausreichenden Dollar-Anteil achten. Auf der Aktienseite sollte die Divergenz in der Notenbankpolitik europäischen Werten noch mehr Auftrieb geben. Innerhalb des Segments europäischer Aktien hängt die Länderallokation hierbei von folgender Überlegung ab:  Der fallende Euro bestärkt eher die exportstarken Titel aus dem Norden Europas. Der geldpolitisch bedingte Abbau der Risikoprämien bestärkt eher den südlichen Teil des Kontinents.

e-fundresearch.com: Welche Konsensus-Trades bereiten Ihnen im aktuellen Umfeld die größten Sorgen? 

"Die Erfahrungen aus den drei US-amerikanischen QE-Programmen zeigen jedoch, dass die Zinsen in der zweiten Hälfte der Anleihekaufprogramme jeweils deutlich gestiegen sind (...)"

Christian Funke: Ein Großteil der Marktteilnehmer ist der Auffassung, dass die Zinsen während eines QE-Programmes nicht signifikant steigen sollten. Die Erfahrungen aus den drei US-amerikanischen QE-Programmen zeigen jedoch, dass die Zinsen in der zweiten Hälfte der Anleihekaufprogramme jeweils deutlich gestiegen sind, als die makroökonomische Entwicklung sich stetig verbesserte. Viele Investoren verkennen diese Gefahr steigender Zinsen und gehen zu hohe Laufzeitrisiken auf der Anleiheseite ein. Sollte in der zweiten Hälfte des europäischen Anleihekaufprogramms das langfristige Zinsniveau – wie während der US-QE Programme ansteigen – würden diese Investoren erhebliche Verluste einfahren.

e-fundresearch.com: Wo lauern 2016 die größten Herausforderungen und welche generellen Volatilitätsniveaus erwarten Sie für das nächste Jahr? 

"In Zeiten niedriger US-Zinsen haben viele Unternehmen vor allem in den Schwellenländern ihre US-Dollar-Verschuldung deutlich ausgebaut"

Christian Funke: Die wahrscheinlich zu erwartende zinsbedingte Aufwertung des US-Dollars ist unserer Meinung nach eine der größten Herausforderungen für die Kapitalmärkte. In Zeiten niedriger US-Zinsen haben viele Unternehmen vor allem in den Schwellenländern ihre US-Dollar-Verschuldung deutlich ausgebaut. Dies könnte vielen Schwellenländern zum Verhängnis werden. Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass die weltweiten Volatilitätsniveaus zunehmend divergieren, also dass es vor allem in den Schwellenländern zu einem deutlichen Volatilitätsanstieg kommen kann. 

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!

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