Seit mittlerweile 8 Jahren ist David Donora als Head of Commodities bei Columbia Threadneedle (bzw. vormals Threadneedle) tätig. Gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen verwaltet Donora derzeit rund eine Milliarde Euro in aktiv-gemanagten Rohstoffstrategien. Dass Rohstoffe als Assetklasse in diesem Zeitraum vorübergehend in den Hintergrund getreten sind, fasst Donora am Beispiel der Fachmesse „London Commodity Week“ zusammen: „Während diese Veranstaltung zu Spitzenzeiten noch mit einigen hundert Teilnehmern über mehrere Tage stattfand, wurde das Programm im letzten Jahr auf einen Tag für maximal dreißig bis vierzig Teilnehmer zusammengekürzt. In diesem Jahr wurde die Tagung dann erstmals gänzlich gestrichen“, erklärt David Donora in einem Interview mit e-fundresearch.com. Dementsprechend sei die - seit Jahresbeginn zu verzeichnende - Trendumkehr bei Rohstoffpreisen für viele Marktteilnehmer überraschend gekommen.
Nach Jahren eines massiven Preisverfalls, sollte es sich laut Donora bei den jüngsten positiven Entwicklungen aber um mehr als nur ein kleines „Lebenszeichen“ einer zwischenzeitlich wenig beachteten Assetklasse handeln: „Wir haben den Punkt erreicht, an dem die Dynamik von Angebot und Nachfrage in allen Rohstoffsektoren wieder ihr altes Gleichgewicht erreicht hat“, so der Experte im e-fundresearch.com Interview. Dafür seien sowohl makroökonomische als auch fundamentale Faktoren verantwortlich: „Die Beschäftigung zieht bereits an und die Löhne steigen. Dadurch und durch die seit mehreren Jahren niedrigen Rohstoffpreise treten endlich auch die Verbraucher wieder in Erscheinung“, sagt Donora. Darüber hinaus sollten fiskalpolitische Stimulusmaßnahmen dem Einzelhandel und den Konsumenten zugutekommen. „In Verbindung mit höheren Wachstumsraten in den Schwellenmärkten und dem relativ schwächeren US-Dollar sollte so aus einem makroökonomischen Gegenwind endlich ein Rückenwind für die Rohstoffmärkte werden“, zeigt sich Donora optimistisch.
„Es rückt der Zeitpunkt näher, an dem die globale Nachfrage das Angebot übersteigt.“
Auch die Fundamentaldaten haben sich nach Ansichten von Donora verbessert, insbesondere auf der Angebotsseite: „Ein Merkmal der ausgedehnten Niedrigpreisphase an den Rohstoffmärkten waren die erheblichen Kürzungen bei den Anlageinvestitionen, vor allem im Energie- und Minensektor. Dadurch rückt der Zeitpunkt näher, an dem die globale Nachfrage das Angebot übersteigt. Gleichzeitig macht dies eine angebotsseitige Reaktion auf höhere Preise schwieriger.“
Folgen der Notenbankpolitik: Durchaus positiv für Rohstoffe?
Auch die unkonventionellen Maßnahmen der global bedeutendsten Notenbanken führen laut dem Experten durchaus zu einem verbesserten Ausblick: „Auf der Makroebene und aus der Perspektive der Rohstoffmärkte betrachtet haben die Notenbanken meiner Ansicht nach gute Arbeit geleistet – indem sie Anlegern die richtigen Anreize geboten haben, um mehr harte Assets zu kaufen“, so David Donora gegenüber e-fundresearch.com. Insbesondere Gold habe von den Folgen der unkonventionellen Notenbankmaßnahmen massiv profitieren können: „Weltweit haben ETFs in diesem Jahr rund 500 Tonnen Gold zugekauft. Falls die globalen Zinsen noch weiter ins Minus rutschen sollten, dürfte die Anlegernachfrage nach Rohstoffen nochmals zunehmen“, erklärt der Rohstoff-Experte. Sollte das geldpolitische „Experiment“ weiterhin keine Früchte tragen, dürften laut Donora weltweit fiskalpolitische Stimulusmaßnahmen folgen – insbesondere das Rohstoff-intensive Infrastruktur-Segment sollte hier profitieren können.
David Donora betont Diversifikationspotenzial
Nach Jahren enttäuschender Performance und einer entsprechend zunehmenden Untergewichtung in globalen Portfolios, sieht der Columbia Threadneedle Experte nun einen geeigneten Zeitpunkt, Rohstoffe als Assetklasse wieder genauer unter die Lupe zu nehmen: „Rohstoffe sind traditionell kaum mit Aktien und negativ mit Anleihen korreliert und können so einen wichtigen Beitrag zur Diversifikation eines Mischportfolios leisten. Meiner Ansicht nach haben wir jetzt den Punkt erreicht, an dem die Dynamik von Angebot und Nachfrage an den Rohstoffmärkten wieder zu ihrem alten Gleichgewicht zurückfindet, die Bewertungsgrundlagen stimmen und auch die Makrofaktoren zunehmend unterstützend wirken“, so Donora abschließend.