AllianceBernstein-Anleihenexperte Peters: "Stark überkaufte Titel gilt es zu meiden"

"Zu einem späten Zeitpunkt im Kreditzyklus wird nicht versucht, noch den letzten Tropfen aus der Zitrone zu pressen, sondern die Diversifikation in den Vordergrund gerückt." | Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AllianceBernstein, im Update-Interview mit e-fundresearch.com. Managers | 25.04.2018 13:40 Uhr
Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income, AllianceBernstein / ©  AllianceBernstein
Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income, AllianceBernstein / © AllianceBernstein
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e-fundresearch.com: Mit Blick auf das Fixed-Income Universum: Welches Resümee ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2018? 

Markus Peters: Das Jahr hat eigentlich so begonnen, wie wir es erwartet haben: Die Volatilität ist sowohl bei den Staatsanleihen als auch bei den Kreditmärkten und Aktien zurück. Die Normalisierung der Geldpolitik durch die Fed und auch durch die EZB später in diesem Jahr war immer ein möglicher Volatilitätstreiber in 2018. Die Dollar-Schwäche sowie die Dynamik, mit der die Handelsstreitigkeiten an Fahrt aufgenommen haben, haben etwas unsere Erwartung übertroffen.

e-fundresearch.com: Ist es im Zuge der „Rückkehr der Volatilität“ Anfang Februar zu nennenswerten Portfolioumschichtungen gekommen?

Markus Peters: Wir haben die Marktvolatilität genutzt, um unsere Unternehmensanleihenquote im High Yield-Segment zu erhöhen. Wir haben einen recht starken Anstieg der laufenden Renditen mit kürzeren Laufzeiten gesehen, der zu einer 8-prozentigen Erhöhung im Vergleich zum Jahresbeginn geführt hat. Die Zukäufe fokussierten sich insbesondere auf das Nachrangsegment von Bankanleihen sowie Energietitel.

e-fundresearch.com: Wie beurteilen Sie das aktuelle Bewertungsniveau Ihrer Assetklasse und als wie fortgeschritten würden Sie den aktuellen Zyklus beurteilen?  

Markus Peters: Risikoprämien liegen grundsätzlich unterhalb historischer Durchschnittsniveaus – sowohl im klassischen High Yield-Segment als auch im Emerging Markets-Bereich. Das bedingt, sehr selektiv bei der Einzeltitelauswahl vorzugehen und stark überkaufte Titel zu vermeiden. Gleichzeitig kommt dann der Einschätzung Bedeutung zu, welche Emittenten weniger stark im Businesszyklus vorangeschritten sind oder durch das Konjunkturumfeld besonders stark gestützt werden. Wir sehen diese Argumente insbesondere bei Finanztiteln stark ausgeprägt, die auch von einem steigenden Zinsumfeld profitieren sollten, sowie bei hypothekenbesicherten Anleihen in den USA. Letztere sind deutlich weniger weit fortgeschritten in ihrem Zyklus als Unternehmensanleihen und gleichzeitig einer der wenigen Märkte, der nicht überkauft ist.

e-fundresearch.com: Wie trägt Ihre aktuelle Portfoliozusammenstellung diesem Umfeld Rechnung? 

 Markus Peters: Wir verfolgen einen „Best Ideas“-Ansatz entlang der höherverzinslichen Anleihenmärkte, egal ob High Yield-Unternehmensanleihen, Finanztitel, Hypothekenanleihen oder Emerging Markets. Zu einem späten Zeitpunkt im Kreditzyklus wird nicht versucht, noch den letzten Tropfen aus der Zitrone zu pressen, sondern die Diversifikation in den Vordergrund gerückt. Mortgage-Anleihen sind sicherlich ein gutes Beispiel für eine weniger stark korrelierte Anlageklasse, die diesen Diversifikationsmehrwert über eine Beimischung im Portfolio erzielen kann.

e-fundresearch.com: Welche Positionierungen beziehungsweise Consensus-Trades können Sie im derzeitigen Markumfeld am wenigsten nachvollziehen? 

Markus Peters: Den Einsatz von passiven Strategien, insbesondere in den Bereichen Unternehmensanleihen, High Yield und Emerging Markets, sind nur schwer verständlich. Das sollte ich in weniger liquiden Anlageklassen grundsätzlich überhaupt nicht machen, und zu einer späten Phase des Kreditzyklus mit wenig Puffer aufgrund niedriger Risikoprämien schon gar nicht.

e-fundresearch.com: Welche Entwicklungen und Events sollten Investoren mit Blick auf Ihre Assetklasse im weiteren Jahresverlauf besonders genau im Fokus halten?

Markus Peters: Politische Risiken, wie durch Handelsstreitigkeiten und Strafzölle, sollten in ihrem gesamtwirtschaftlichen Effekt wie auch in einzelnen Unternehmenskontexten genau beobachtet werden. Auch der EZB könnte eine tragende Rolle zukommen, wenn sie im Jahresverlauf das Aufkaufprogramm beendet. Die Normalisierung der Geldpolitik in den USA und Europa wird die Volatilität temporär erhöhen. Das haben wir bereits zu Jahresbeginn erlebt, und zu diesem Zeitpunkt ist die EZB ja noch im Markt. Das kann eine Anlagechance darstellen, sofern die Zinsanstiege am Staatsanleihenmarkt nicht zu schnell und zu stark erfolgen. Denn sonst könnte diese Entwicklung auf den Konjunkturzyklus und damit auf die Kreditspreads drücken.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Peters!

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