e-fundresearch.com: Mit Blick auf das High Yield Universum: Wie sehen Sie die bisherige Marktentwicklung im Jahr 2018?
Sunita Kara: 2018 startete stark mit sich weiter verengenden Spread bei High Yields. Im Februar kam es zu einer gewissen Ausweitung, da die Inflationssignale in den USA zu einem Anstieg der US-Treasuries führten. Dies wiederum resultierte in einigen Verkäufen risikoreicher Vermögenswerten, da die Renditen der US-Treasuries attraktiver wurden. Im April drehten die Renditen für das Jahr wieder in einen positiven Bereich und die Spreads haben sich um 50 Basispunkte verkleinert. Die meisten dieser Verengungen erfolgten bei CCC-bewerteten Anleihen. Angesichts der starken Fundamentaldaten der Anleihen und der anhaltenden Erwartung nur geringer Zahlungsausfälle in den kommenden 12 Monaten, nehmen die Investoren weiterhin wohlwollend die Renditen im risikoreicheren Bereich des Marktes mit.
e-fundresearch.com: Gab es im Zuge der "Rückkehr der Volatilität" Anfang Februar signifikante Portfolioveränderungen?
Sunita Kara: Wir nehmen wie üblich in unserem Portfolio nur kleine Veränderungen basierend auf unserem Investmentausblick vor. Wir sind der Meinung, dass die Spread-Verengung bei CCC- und Single-B-Anleihen etwas zu aggressiv und übertrieben war. Deshalb suchen wir hier nach Möglichkeiten, Gewinne zu erzielen und Risiken zu reduzieren und reinvestieren in qualitativ höherwertige Hochzinsanleihen. Außerdem haben wir unser Exposure an US-High Yields etwas reduziert und bevorzugen Europa. Obwohl die Rendite auf nicht abgesicherter Basis etwas niedriger ist, sind die geringeren Ausfallwahrscheinlichkeiten und der solide Fundamentalrahmen eine solide Ausgangslage.
e-fundresearch.com: Wie beurteilen Sie das aktuelle Bewertungsniveau Ihrer Anlageklasse und wie weit würden Sie den aktuellen Zyklus einschätzen?
Sunita Kara: Uns ist bewusst, dass die Bewertungen bei High Yields recht hoch sind. Die Spreads nähern sich historischen Tiefwerten, was sich anscheinend so fortsetzen wird. Wir sind jedoch überzeugt, dass die Bewertungen entsprechend dem derzeit zu erwartenden geringen Kreditrisiko am Markt angemessen sind. Die derzeitigen Ausfälle sind sowohl in den USA als auch in Europa verglichen zu den historischen durchschnittlichen Zahlungsausfällen gering und werden in den nächsten 12 Monaten voraussichtlich weiter zurückgehen. In der Vergangenheit waren Spreads ein guter Indikator für Ausfallraten und neigen dazu, auf Ausfälle in 6-12 Monaten hinzudeuten. In diesem Sinne fühlen wir uns für das aktuelle Umfeld entsprechend gut aufgestellt.
Wir sind überzeugt, dass es Anzeichen dafür gibt, dass wir uns in ein spätzyklisches Umfeld begeben, doch der Markt signalisiert derzeit keine Rezession.
e-fundresearch.com: Wie berücksichtigt Ihr aktueller Portfolioaufbau dieses Marktumfeld?
Sunita Kara: Wie bereits erwähnt, gehen wir davon aus, dass die Bewertungen der niedriger gerateten High Yields schneller angezogen sind als im übrigen Markt. Aus diesem Grund bewegen wir uns leicht weg von High Yields mit niedrigerem Rating hin zu einer höheren Qualität. Darüber hinaus sind wir der Ansicht, dass bei europäischen Hochzinsanleihen jene Anleihen mit BB-Rating der größten Gefahr einer Ausweitung ausgesetzt sind, wenn das Anleihekaufprogramm der EZB zurückgefahren wird. Dies dürfte zu einem Verkaufsdruck bei BB-Anleihen führen und ist daher ein Bereich, den wir deutlich untergewichtet haben.
Aus Branchensicht favorisieren wir beispielsweise Ersatzteilhersteller im Automobilsektor. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Neufahrzeugen abnehmen und die Automobilindustrie unter Druck geraten wird. Jedoch bietet dies Chancen für den Kundendienst sowie Ersatzteil- bzw. Reparaturservices, da die Menschen eher geneigt sind, ihre gegenwärtigen Fahrzeuge zu reparieren als sich neue Autos zu kaufen.
e-fundresearch.com: Im Hinblick auf Ihre Wettbewerber: Welche Positionen oder Handelstrends können Sie angesichts des aktuellen Marktumfelds am wenigsten verstehen?
Sunita Kara: Wir sind überrascht von den aktuellen Fondsströmen im Markt. Sowohl in den USA als auch in Europa sind diese seit einigen Monaten negativ, was angesichts des Umfelds überraschend ist. Das fundamentale Bild bei High Yields ist positiv. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse weiterhin stark sein werden. Die Ausfallquote ist gering und sollte sowohl in Europa als auch in den USA weiter zurückgehen. Die Bewertungen sind recht teuer, aber wie gesagt risikoadäquat. Eine allmähliche und geordnete Zinserhöhung sowie eine Straffung der Geldpolitik bilden das geldpolitische Basisszenario. Angesichts der geringeren Duration von Hochzinsanleihen würde man erwarten, dass diese für Investoren attraktiver sind und eher Zuflüsse als Abflüsse aufweisen. Aus all diesen Gründen sind wir überrascht, dass die Fondsströme in die Richtung gehen, in der wir sie derzeit sehen.
e-fundresearch.com: Auf welche Entwicklungen und Ereignisse sollten sich Anleger im weiteren Jahresverlauf in Bezug auf ihre Anlageklasse besonders konzentrieren?
Sunita Kara: Die größte Risikoquelle auf dem Markt und der Fokus, auf den sich die Investoren konzentrieren sollten, ist sowohl in den USA als auch in Europa die Geldpolitik. Da die Zinsen steigen und die Anleihekäufe der EZB zurückgehen, scheint sich die Ära der akkommodierenden Geldpolitik dem Ende zu neigen. Wir gehen davon aus, dass dies in den nächsten zwölf Monaten zu niedrigen einstelligen Renditen bei High Yields führen wird. Daneben werden sich Rendite und Spread etwas ausweiten und die Renditen sollten im Wesentlichen leicht unter der aktuellen liegen.