Im Interview mit Fondsmanager Marcel Fritsch: "Medtech & Services Sektor gehört zu den defensivsten Sektoren"

Eine EUR-Performance von +18,2% konnte der von Marcel Fritsch gemanagte Bellevue Funds (Lux) - BB Adamant Medtech & Services im ersten Halbjahr 2018 generieren. Was dahinter steckt, wie er sein Portfolio in den vergangenen Monaten angepasst hat und was Investoren bei der Fondsstrategie und der Assetklasse beachten sollten, erklärt er im Interview mit e-fundresearch.com. Managers | 26.07.2018 11:15 Uhr
Marcel Fritsch, Senior Portfolio Manager, Bellevue Funds (Lux) - BB Adamant Medtech & Services / ©  Bellevue Asset Management
Marcel Fritsch, Senior Portfolio Manager, Bellevue Funds (Lux) - BB Adamant Medtech & Services / © Bellevue Asset Management
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e-fundresearch.com: Mit Blick auf Aktien aus dem Medizintechik- und Gesundheitsdienstleistungssektor: Welches Resümee ziehen Sie aus den bisherigen Marktentwicklungen 2018?

Marcel Fritsch: Der langfristige Aufwärtstrend im Sektor Medizintechik und Gesundheitsdienstleistungen (kurz Medtech & Services) hat sich auch 2018 fortgesetzt: der BB Adamant Medtech & Services Fonds, dessen Universum den gesamten Gesundheitsmarkt ohne Medikamentenhersteller umfasst, hat sich im 1. Halbjahr 2018 mit einem Plus von +18.2% in EUR sehr positiv entwickelt. Einer der Hauptgründe der guten Performance sind innovative, neue Produkte und Dienstleistungen, die ein nachhaltiges überdurchschnittliches Umsatzwachstum ermöglichen. Entwicklungen wie die Überalterung, die Zunahme des Wohlstandes in aufstrebenden Ländern und die Digitalisierung des Gesundheitswesens (Digital Health) tragen ebenfalls dazu bei. Innovative Produkte und Dienstleistungen führen zu höheren Margen. Dies ist der Grund, weshalb das durchschnittliche Gewinnwachstum pro Aktie im Medtech & Services Sektor seit 1999 etwa 11% beträgt, während  das des breiten Aktienmarktes etwa bei 4% liegt.

e-fundresearch.com: Von Handelskriegen, dem Ölpreisanstieg bis hin zum weiter gestiegenen Zinsniveau in den USA: Ist es im Zuge des veränderten Kapitalmarktumfelds zu nennenswerten Portfolioanpassungen gekommen? Wo haben Sie in den vergangenen sechs Monaten am signifikantesten eingegriffen?

Marcel Fritsch: Medtech & Services Unternehmen sind nur marginal von den neuen Zöllen betroffen. Die Unternehmen haben nicht nur ein gut diversifiziertes Produkt- und Dienstleistungsportfolio, sondern auch Produktionsanlagen in verschiedenen Ländern. Die US-Krankenversicherungen in unserem Portfolio profitieren von höheren Zinsen. Insgesamt haben wir wenig am Portfolio verändert. Wir haben bei den klein- und mittelkapitalisierten Portfoliopositionen etwas Gewinn mitgenommen und in großkapitalisierte Gesellschaften investiert.

e-fundresearch.com: Welche Positionierungen haben sich in diesem Zeitraum als erfreulichste Performancetreiber herausgestellt? Wo haben sich Allokationen eher als belastend erwiesen?

Marcel Fritsch: Grundsätzlich verfolgen wir einen Bottom-Up-Investmentansatz, bei dem es neben der Fundamentalanalyse darum geht, innovative Unternehmen mit exzellentem Management zu identifizieren. Die Produkte müssen gute klinische Daten vorweisen, von den Krankenversicherungen vergütet werden und die Gesamtkosten des Gesundheitswesens senken. Im ersten Halbjahr 2018 sind Investments aus dem Bereich Digital Health und Managed Care (z.B. Krankenversicherungen) gut gelaufen. Unternehmen aus dem Bereich Life Sciences Tools waren etwas schwächer aber immer noch knapp +10% in EUR im Plus.

e-fundresearch.com: Welche Teilbereiche Ihres Investmentuniversums empfinden Sie im derzeitigen Umfeld als besonders vielversprechend und um welche Segmente machen Sie derzeit ganz bewusst einen „großen Bogen“?

Marcel Fritsch: Interessant finden wir Unternehmen aus den Bereichen Medtech, Managed Care und Digital Health. Die Medizintechnik ist stark von Produktinnovation getrieben, was wir vor allem in den Bereichen Diabetes-Therapie, minimalinvasiver Herzklappenersatz und -reparatur sowie Operationsrobotik sehen. Managed Care wird weiterhin von der Privatisierung des Krankenversicherungswesens und tieferen Behandlungskosten profitieren. Digital Health, zu dem beispielsweise die Telemedizin gehört, kann einen wichtigen Beitrag zur Kostensenkung im Gesundheitswesen leisten. Die meist hoch verschuldeten Krankenhäuser leiden unter den hohen Zinsen, Überkapazität und Lohninflation beim Pflegepersonal. Bei den Medikamentendistributoren, Apotheken und reinen «Pharmacy Benefit Managern» gehen wir von anhaltender Preisdeflation sowie vom Markteintritt branchenfremder Marktteilnehmer aus, wie wir beispielsweise anhand der Übernahme von PillPack durch Amazon sehen konnten.

e-fundresearch.com: Wir befinden uns in einem fortgeschrittenen Stadium des Wirtschaftszyklus: Welche Rolle spielt der Schutz beziehungsweise die Limitierung der Downside in Ihrem Portfoliomanagementansatz? Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Portfolio auch in Abwärtsphasen relative Outperformance gegenüber Ihrer Peer-Group und Benchmark generieren kann?

Marcel Fritsch: Wer als Anleger von den soliden Fundamentalfaktoren des Gesundheitsmarktes profitieren möchte, aber die Preis-, Entwicklungs- und Patentablaufrisiken der Medikamentenindustrie scheut, ist bei uns bestens aufgehoben. Der Medtech & Services Sektor gehört zu den defensivsten Sektoren mit nachhaltigem Outperformance-Potenzial. Wenn man Krisen wie die Dotcom-Blase ab 2000 oder die Finanzkrise ab 2007 analysiert, kommt man zum Schluss, dass sich das Gewinnwachstum pro Aktie des Medtech & Services Sektors viel positiver entwickelt hat, als das des breiten Aktienmarktes. Das Fondsportfolio ist darauf ausgerichtet, eine attraktive und möglichst stabile Rendite zu erwirtschaften, dies auch in einem schwierigen Marktumfeld. Deshalb liegt der Portfolioanteil von großkapitalisierten, liquiden Unternehmen bei etwa 75%, ergänzt mit schnell wachsenden, hoch innovativen klein- und mittelkapitalisierten Werten.

e-fundresearch.com: Was sollte Fondsselektoren vor einem quantitativen Fondsvergleich und einer Analyse Ihres Track-Records bewusst sein? Worin bestehen die Einzigartigkeiten des Bellevue Funds (Lux) - BB Adamant Medtech & Services?

Marcel Fritsch: Das Alleinstellungsmerkmal unseres Ansatzes besteht in der Diversifizierung der verschiedenen Segmente des Medtech & Services Sektors. Interessant daran ist, dass die Korrelationen zwischen diesen Segmenten teilweise sehr tief sind und das wir dadurch das Risiko leicht senken und den Ertrag leicht steigern können. Im Gegensatz zum reinen Medizintechnikportfolio verfügen wir über ein umfassenderes Verständnis des gesamten Gesundheitswesens. Z.B. wissen wir sehr genau, was nötig ist, damit eine Krankenkasse die Kosten für ein Medizintechnikimplantat vergütet.

e-fundresearch.com: Chancen & Risiken: Welche Entwicklungen und Events sollten Investoren mit Blick auf Ihre Assetklasse im weiteren Jahresverlauf besonders genau im Fokus behalten?

Marcel Fritsch: Zahlreiche Medtech & Services-Unternehmen haben einen Teil ihrer Steuerersparnisse der US-Steuerreform in die Forschung und Entwicklung ihrer Produkte und Dienstleistungen reinvestiert. Krankenversicherungen haben in die Dienstleistungsqualität, neue Dienstleistungsangebote und in die Digitalisierung ihrer Abläufe investiert. In der Medizintechnik werden wir an der TCT (Transcatheter Cardiovascular Therapeutics: eine der größten Konferenzen im Bereich Kardiologie mit Fokus auf minimalinvasive Operationsverfahren) im September 2018 weitere klinische Daten im Bereich Herzklappenersatz und –reparatur bei den Mitral- und Trikuspidalklappen sehen. Im zweiten Halbjahr wird Intuitive Surgical seinen einzigartigen Lungenbiopsie-Roboter zur Zulassung anmelden.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Fritsch!

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