e-fundresearch.com: Von anfänglicher Euphorie bis hin zum „bösen Erwachen“ im vierten Quartal – das letzte Jahr wird vielen Investoren als besondere Herausforderung in Erinnerung bleiben. Worin bestanden Ihrer Meinung nach die größten Überraschungen und welche Lehren haben Sie für sich aus dem Kapitalmarktjahr 2018 gezogen?
Alois Wögerbauer: Die großen neuen Lehren kann man schwer ziehen. Es wurde uns wieder bewusst, wie schwer man sich bei manchen Titeln bewegen kann, wenn die Liquidität so wie gegen Jahresende 2018 versiegt. Es wurde uns wieder bewusst, wie abhängig Wien vom Auslandskapital ist. Und es wurde uns wieder bewusst, dass Wien viele zyklische Titel hat und somit veränderte Konjunkturerwartungen stärker durchschlagen. Nichts davon ist allerdings neu. Die Überraschung war, dass es mit Ausnahme von Verbund kaum Aktien gab, die im Plus lagen. Das machte Stock-Picking faktisch kaum möglich.
e-fundresearch.com: Licht & Schatten: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer, im vergangenen Jahr erzielten, relativen Performance? Welche Positionierungen haben sich rückblickend gesehen als besonders positiv beziehungsweise belastend erwiesen?
Alois Wögerbauer: Mit einem Minus von 20 % kann man klarerweise nie zufrieden sein. Positiv war die hohe Gewichtung der IMMO-Aktien, die sich im Vergleich sehr gut gehalten haben. Negativ war die Untergewichtung des Index-Highflyers Verbund. Negativ war auch die Gewichtung des Auslandsösterreichers AMS – eine klare Enttäuschung 2018, vor allem auch wie das Unternehmen kommuniziert hat.
e-fundresearch.com: Angezogene Handbremse oder kontrollierte Offensive: Mit welcher Positionierung sind Sie in das neue Jahr gestartet und in welchem Ausmaß haben Sie die Kursverluste der vergangenen Wochen bereits für Portfolioumschichtungen oder Nachkäufe genutzt?
Alois Wögerbauer: Angezogene Handbremse ist in Wien schwer umsetzbar. Mit Ausnahme von Mayr-Melnhof und eventuell POST gibt es kaum defensive Investments. OMV wurden weiter zugekauft, auch S-IMMO wurden weiter erhöht. Insgesamt sind aber die Bewertungen ein Grund für Gelassenheit und nicht für hektische Aktivitäten. Die Dividendenrendite der sich im Fonds befindlichen Aktien liegt bei knapp 4 %, das KGV bei gut 10. Das ist eine grundsolide Basis – auch im internationalen Vergleich, selbst wenn da und dort die Gewinnerwartungen noch ein wenig zu revidieren sind.
e-fundresearch.com: Von den weiterhin ungelösten Handelsstreitigkeiten, dem bevorstehenden Brexit bis hin zu einer nachlassenden Wirtschaftswachstumsdynamik und vermehrt auftretenden Gewinnwarnungen: Auf welches Kapitalmarktumfeld sollten sich Investoren 2019 einstellen und welche Entwicklungen werden Sie in Ihrer Rolle als Marktteilnehmer besonders genau im Fokus behalten?
Alois Wögerbauer: Der Konsens der Konjunkturerwartungen ist noch zu hoch. Dementsprechend ist auch der globale Konsens der Gewinnerwartungen noch zu hoch. Die globalen Märkte sind auf den ersten Blick billiger geworden – der erste Blick kann aber trügen, wenn die Gewinnerwartungen in Gefahr sind. Der klare Fokus im 1. Quartal 2019 wird daher auf den Gewinnausweisen, den Margen und den Prognosen der Unternehmen liegen. Einzelvolatilitäten werden je nach Meldungslage hoch sein.