"Wir haben eben keine Nestlé" | Fondsmanager Alois Wögerbauer im Interview

Wie 3 Banken-Generali Investment Geschäftsführer Alois Wögerbauer die aktuellen Kapitalmarktentwicklungen einschätzt, was er zu den jüngsten Initiativen der Wiener Börse zu sagen hat und wie der von ihm verwaltete 3 Banken Österreich-Fonds das erste Halbjahr 2019 abschließen konnte, diskutierte e-fundresearch.com mit dem Fondsmanager in einem Update-Interview. Managers | 05.08.2019 13:41 Uhr
Alois Wögerbauer, Geschäftsführer und Fondsmanager, 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H. / ©  3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H
Alois Wögerbauer, Geschäftsführer und Fondsmanager, 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H. / © 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H
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e-fundresearch.com: Herr Wögerbauer, von einer Korrektur in Q4-2018, einer schönen V-förmigen Erholung in Q1-2019 und einer seither unbeständigeren Marktentwicklung: Wie lautet Ihr Fazit zu diesem „Wechselbad der Gefühle“ an den Kapitalmärkten?

Alois Wögerbauer: Wir sehen derzeit zwei klare Entwicklungen. Einerseits: Das wirtschaftliche Umfeld trübt sich weiter ein, viele Unternehmen und Analysten hatten für das zweite Halbjahr 2019 eine Erholung erwartet, diese ist längst abgesagt. Andererseits: Die Notenbanken haben mit Aktionen (FED) und Ankündigungen (EZB) klare Zeichen gesetzt. Die Märkte werden wohl auch in den kommenden Monaten schwanken zwischen „schwaches Makroumfeld“ und „Alternativlosigkeit“ der Aktien aufgrund der nicht mehr vorhandenen Anlagemöglichkeiten im Zinsbereich. 

e-fundresearch.com: Mit Blick auf das erste Halbjahr 2019: Isoliert betrachtet haben österreichische Aktien durchaus ansehnliche Kursgewinne verzeichnen können, im internationalen sowie europäischen Vergleich befand man sich jedoch eher im unteren Mittelfeld: Woran lag’s?

Alois Wögerbauer: Der Blick auf die Indices sagt wenig aus – entscheidend ist die Zusammensetzung. Der Wiener Markt besteht im Wesentlichen aus Banken und zyklischen Unternehmen. Diese beiden Branchen haben in ganz Europa nicht performed. Wir haben eben keine Nestle. Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld bessern wird der zyklische Wiener Markt wieder besser laufen. 

e-fundresearch.com: Widmen wir uns nun dem von Ihnen gemanagten 3 Banken Österreich-Fonds (AT000066227) und dessen Abschneiden im ersten Halbjahr 2019: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer persönlichen Performance in diesem – zugegeben sehr kurzen – Zeitraum? In welchem Ausmaß haben Sie als aktiver Fondsmanager Kapital aus diesen erhöhten Volatilitätsniveaus schlagen können?

Alois Wögerbauer: Der 3 Banken Österreich-Fonds hat per ultimo Juni eine Performance 2019 von 16,9 % (Quelle: ÖKB) – das liegt komfortabel über der Entwicklung des Marktes. Wir hatten bereits zu Jahresbeginn eine negative Konjunktureinschätzung und hatten daher Titel wie Voest untergewichtet. Im Gegenzug waren die vom Zinsumfeld profitierenden Immo-Aktien deutlich übergewichtet. 

e-fundresearch.com: Mit welcher Erwartungshaltung beziehungsweise Allokation sind Sie in die zweite Jahreshälfte 2019 gestartet? 

Alois Wögerbauer: Hier muss man klar unterscheiden zwischen taktisch und strategisch. Taktisch erwarte ich mir für die kommenden Wochen weiter Gegenwind. Ein eskalierender Handelsstreit, negative Gewinnrevisionen – das Umfeld bleibt kompliziert. Aber: Wenn man die aktuellen Bestände des 3 Banken Österreich-Fonds durchrechnet ergibt sich ein KGV auf Basis der Gewinnerwartungen für die kommenden 12 Monate von ca. 11 und eine Dividendenrendite von 4,2 % im Schnitt. Strategisch bleibt daher die Aktienanlage alternativlos. 

e-fundresearch.com: Von neuen Kommunikationsstrategien bis hin zu neuen Marktsegmenten („direct market plus“) – wie nehmen Sie die neuen Initiativen der Wiener Börse wahr? Ändert sich am heimischen Aktienmarkt etwas, herrscht gar eine gewisse „Aufbruchsstimmung“?

Alois Wögerbauer: Eine Aufbruchstimmung nehme ich nicht wahr. Direct market Plus ist eine gute Initiative. Aber: Für uns als institutionellen Investoren – alleine der 3 Banken Österreich-Fonds hat ein Volumen von ca. 180 Mio. EUR – ist der Markt aufgrund der Liquidität und auch aufgrund der aufsichtsrechtlichen Bestimmungen definitiv nicht investierbar. Jede Order würde aufsichtsrechtlich als Kursbeeinflussung ausgelegt werden – und damit wird kein einziger Profi-Anleger in Direct Market Plus investieren.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wögerbauer!

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