e-fundresearch.com: Herr Völler, Herr Sabeur, Sie sind beide seit der Gründung von Optinova im Jahr 2012 für das Unternehmen tätig: Was hat Sie damals (und heute) an dieser Tätigkeit gereizt? Welche Philosophie steckt hinter Optinova?
Keine Prognosen, keine Glaskugel und kein Kaffeesatz. In dem Moment, in dem verlässliche Vorhersagen auf Dauer verfügbar wären, würde das Finanzsystem, wie wir es kennen, nicht mehr existieren. Menschen möchten gerne die Zukunft vorhersagen oder sie sich vorhersagen lassen. Obgleich dies tief im menschlichen Wesen verwurzelt ist, haben wir uns für einen Ansatz entschieden, der eben keine Deutungen und vage Aussagen zulässt. Durch unsere langjährigen Tätigkeiten für eine Reihe von Family Offices haben wir gelernt, dass es keine verlässlichen Vorhersagen gibt, so gerne man das auch hätte. Aber unserer Meinung nach muss es diese auch nicht geben, denn mit gesundem Menschenverstand, gepaart mit rationaler Analyse und historischer Kenntnis lassen sich unseres Erachtens langfristig ordentliche Ergebnisse erreichen.
e-fundresearch.com: Sie sind Verfechter von systematischen Investmentstrategien: Wie können Sie sicherstellen, dass Ihr Ansatz in einem von zunehmend neuen Datenpunkten und Prognosemodellen (Stichwort: „Big Data“ & „Nowcasting“) nicht an Relevanz verliert?
Big Data halten wir ebenso wie Nowcasting nach eingehender Prüfung nicht für tauglich, Finanzmärkte verlässlich und stetig vorherzusagen. „Big Data“, weil kausale Abhängigkeiten und Wechselwirkungen nicht, auch nicht von den größten Computersystemen, berücksichtigt und verarbeitet werden können. Algorithmen können bekanntlich zurzeit nur Korrelationen erkennen. „Nowcasting“, weil bis heute das Mikro-Wetter nicht länger als zwölf Stunden mit hoher Wahrscheinlichkeit vorherzusagen ist. Lediglich Makro-Wetter-Analysen sind von längerer Aussagekraft. Durch Überlegen und rationaler Verknüpfung ist dies allerdings mit dem gleichen Ergebnis zu bewerkstelligen.
e-fundresearch.com: Aktuell ist Optinova für das Management von drei Fondsstrategien (OPTINOVA OptiWorld, OPTINOVA Global Value Equities, OPTINOVA Metals and Materials) verantwortlich: Mit welcher dieser Strategien stoßen Sie im aktuellen Umfeld bei Investoren auf die größte Resonanz?
Die Investoren, die unserem Ansatz folgen, achten nicht so sehr auf das kurzfristige Marktumfeld. Unsere Anlagephilosophie steht vor allem für langfristigen, generationenübergreifenden Kapitalaufbau und -erhalt. Besonders in schwierigen Zeiten ist dieser Aspekt besonders wichtig. Natürlich bieten aber auch unsere Strategien in bestimmten Phasen Chancen, die von unserer langfristigen Agenda unabhängig sind. Gerade durch die vielen Krisenherde wie z. B. den Zollstreit zwischen China und den USA, No-Deal Brexit, den Auseinandersetzungen am Persischen Golf und den immensen Schuldenbergen westlicher Staaten sind sichere Häfen wie beispielsweise Edelmetalle gefragt. Folglich wäre im aktuellen Marktumfeld unser OPTINOVA Metals and Materials (ISIN DE000A1J3K94) interessant für eine Beimischung in Multi Asset-Portfolios.
e-fundresearch.com: Einige Ihrer Positionen bilden Sie nicht über Einzeltitel, sondern über börsennotierte Indexfonds ab: Worauf achten Sie bei der Auswahl von ETFs und ETCs? In vielen Fällen stehen Ihnen ja für ein und dasselbe Exposure durchaus unterschiedliche Anbieter zur Auswahl.
Idealerweise wären uns physische Direktinvestitionen in Rohstoffe, samt dazugehörigen Lagerräumen, am liebsten. Leider ist dies regulatorisch schwer bis nahezu unmöglich zu realisieren. Deshalb haben wir uns für ETCs entschieden. Wichtig sind für uns die Handelbarkeit, eine enge Geld-Briefspanne sowie niedrige Verwaltungsgebühren. Natürlich muss der ausgewählte ETC auch in der Lage sein, den ausgewählten Basiswert nahezu eins zu eins abzubilden.
e-fundresearch.com: Value-Manager wurden in den letzten Jahren nicht gerade mit Glück überschüttet: Wie schwierig ist es, während einer derartigen Durststrecke seinem Stil die Treue zu halten und auch Investoren bei Laune zu halten?
Unsere Strategie beruht nicht auf Hoffnungen. Da wir von unserem sehr konservativen Ansatz, die Fonds zu steuern, überzeugt sind, halten wir auch in Durststrecken den Kurs. Das Bild von Odysseus und den Sirenen verdeutlicht unsere Philosophie sehr gut. Wir sind sozusagen taub gegen das permanente Marktgeflüster und fest gebunden an das Ziel, langfristig eine ordentliche Performance bei niedriger Volatilität und angemessener Diversifizierung zu erreichen. Dass dies für Anleger und insbesondere für solche mit kurzfristigem Anlagehorizont schwierig ist, verstehen wir gut. Doch nur, wer ausreichend Geduld und Disziplin für diesen Weg mitbringt, kann unserer Meinung nach langfristig Erfolg haben. Letztlich geht es bei unserem Ansatz auch nicht darum, das aktuelle Marktumfeld stets zu schlagen – sondern vor allem darum, in schlechten Marktumfeldern weniger zu verlieren als der Markt. Wir wollen Kapital langfristig mehren, aber vor allem erhalten.
e-fundresearch.com: In welchem Ausmaß ist Ihr Investmentansatz auch maßgeschneidert beziehungsweise auch in anderen Märkten anwendbar? Haben Sie hier über Advisory-Tätigkeiten bereits konkrete Erfahrungswerte sammeln können?
Die Optinova-Systematik haben wir für verschiedene internationale Aktienmärkte getestet und im Rahmen dieser Kapitalmarktforschungen festgestellt, dass sie in nahezu allen Ländern und Branchen gleichermaßen anwendbar ist. Natürlich gibt es Märkte, in denen es ein wenig besser funktioniert als in anderen. Allerdings muss immer auch berücksichtigt werden, dass Länder und Branchen nicht immer gleiche Voraussetzungen bei der Kapitalisierung, bei der Zusammensetzung, der Handelsusancen etc. aufweisen. Die Optinova-Systematik ist dennoch nach geringer Marktanpassung auf alle von uns untersuchten Aktienmärkte anwendbar.
Wir haben diesbezüglich auch bereits gute Advisory-Erfahrungen. Die Beratung, die individuell auf und mit den jeweiligen Investoren abgestimmt ist, wird von unserer Optinova Asset Management GmbH vorgenommen, die über eine §32 KWG-Erlaubnis verfügt. Wir sind dadurch mit unserer Systematik hoch flexibel und können unseren Klienten diese äußerst kostengünstig für alle erdenklichen Asset-Verwaltungen sowohl als reines Beratungsmandat als auch als Managementmandat zur Verfügung stellen.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!
Seine berufliche Karriere in der Finanz- und Investmentbranche begann Sabeur im Jahr 2000 als Werkstudent im Aktienhandel des Bankhauses Sal. Oppenheim. Nach Abschluss des Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Goethe Universität Frankfurt betreute er als Senior Family Officer UHNWI-Kunden bei der SC StarConsult und bei der Dresdner Bank. In dieser Zeit erkannte er die Überlegenheit regelbasierter Investmentprozesse, da im Rahmen der Family Office-Mandate sehr viele Anlagestrategien verglichen und evaluiert wurden. Zudem trägt Armin Sabeur den Titel Chartered Financial Analyst (CFA). Norbert A. Völler ist seit der Gründung der OPTINOVA Vorstand und Geschäftsführer. Nach dem Jurastudium und einer kurzen Tätigkeit als Richter absolvierte Völler ein Wertpapiertrainee-Programm im Asset Management der Dresdner Bank. Dort legte er den Grundstein für seine späteren Tätigkeiten im Finanzdienstleistungsbereich. Neben dem Management großer Nachlass- und Stiftungsvermögen zeichnete sich Völler für den Aufbau und die Leitung der Family Office Departments von Merck Finck und Co sowie der Dresdner Bank AG und der Commerzbank AG verantwortlich. Aus der Allokation und der Kontrolle von bedeutenden Privat- und Stiftungsvermögen im Rahmen von Family Offices reifte letztendlich der Wunsch, selbst die Verwaltung und den Einsatz von Publikumsfonds zu verantworten. Seine Ziele sind der langfristige Erhalt und Ausbau von Vermögen in einer Zeit, die durch zunehmende Unsicherheiten an den Kapitalmärkten gekennzeichnet ist. Norbert A. Völler ist ein Verfechter von disziplinierten und konsistenten Ansätzen bei der Verwaltung und Steuerung von Vermögenswerten.
Armin Sabeur ist seit der Gründung im August 2012 als Vorstand und Portfolio-Manager für OPTINOVA tätig.