Matthias Born: „Haben unseren ESG-Ansatz professionell strukturiert“
„Auch wenn Sie das bestimmt von vielen Asset Managern zu hören bekommen, aber auch unser Team hat ESG-Kriterien bereits im Anlageprozess berücksichtigt gehabt, lange bevor ESG-Investing seinen heutigen Stellenwert erreicht hatte“, sagt Matthias Born, Head of Investments bei Berenberg, im Gespräch mit e-fundresearch.com. „Ich kann es mir auch schwer vorstellen, als aktiver Manager langfristig erfolgreich zu sein, ohne derartige Faktoren in meinem Investmentprozess integriert zu haben – das trifft natürlich ganz besonders auf den Governance-Faktor zu.“
Born gesteht aber ein, dass auch sein Haus hier Geld in die Hand nehmen musste, um interne Prozesse neu aufzubauen und professionellere ESG-Strukturen zu schaffen. „Eine ganz logische Sache. Hier haben auch wir Schritt halten können, um unseren Investoren stringente und dokumentierbare Prozesse liefern zu können“, erläutern Born. An hausinterner ESG-Expertise mangelt es jedenfalls nicht: Geleitet wird das Team von Dr. Rupini Deepa Rajagopalan. Das unabhängig agierende „ESG Office“ gibt es seit März 2018 und ist für die ESG-Politik und -Strategien, Portfoliopositionierung, Integration, Produktangebote und Innovationen für den Geschäftsbereich Wealth and Asset Management bei Berenberg verantwortlich ist.
Grafik: Portfoliostruktur nach ESG-Analyse.
ESG-Berücksichtigung schließt Bewertungssensibilität nicht aus
Dennoch warnt Born davor, Aktien rein auf Basis von ESG-Kriterien auszuwählen. Vielmehr müsse dies stets im Einklang mit traditionellen Bewertungsmetriken geschehen. Insbesondere im Green-Tech-Bereich gäbe es bereits einige Titel, deren Bewertungsniveaus rational kaum mehr zu rechtfertigen sind und in gewisser Weise einem regelrechten „ESG-Hype“ unterlägen.
Dafür verantwortlich sein könnten sowohl thematische ESG-Fondsprodukte (aktiv wie passiv) als auch konventionelle Fondsmanager, die sich im aktuellen Umfeld gerne mit ausgewählten ESG-Leader-Titeln schmücken möchten. „Verstehen Sie mich nicht falsch: Viele von diesen Unternehmen verfügen auch tatsächlich über außerordentliche Geschäftsmodelle und produzieren sinnvolle Produkte beziehungsweise Services. Einzig die Bewertung ist in vielen Fällen schlichtweg nicht mehr angemessen“, so Matthias Born gegenüber e-fundresearch.com. Born sieht es als Pflicht eines aktiven Managers, diesen Hype-Titeln nicht blind nachzulaufen, sondern Rationalität walten zu lassen.
Großen Mehrwert sieht der Experte vor allem auch bei der potenziellen Risikominimierung, die eine umfangreiche und vor allem strukturierte ESG-Integration im Portfoliomanagement erzielen kann. „Genau wie es Titel gibt, die aufgrund ihres Status als absoluter ESG-Musterschüler einem positiven Nachfrage-Hype unterliegen, wird es auch immer wieder Unternehmen geben, die aufgrund fragwürdiger ESG-Praktiken vom Markt abgestraft werden.“
Berenberg will im Asset Management weiter wachsen
Angesprochen auf die personellen Abgänge (Henning Gebhardt sowie Lars Albert), die der Asset Management Arm von Berenberg über den Sommer 2019 verzeichnen musste, gibt sich Matthias Born alles andere als entmutigt: „Unsere Plattform steht und wir weiterhin ganz klar auf Wachstum ausgerichtet.“
Auch am österreichischen Markt möchte der Asset Manager dank neuer Vertriebsstrategie stärker wahrgenommen werden: Seit Anfang November 2019 arbeitet man hierfür mit dem lokalen Third-Party-Marketer GBR zusammen.
Born überzeugt auf als Fondsmanager
Dass Matthias Born neben seiner Rolle als Head of Investments bei Berenberg auch weiterhin als Fondsmanager und Stock-Picker liefern kann, zeigt ein Blick auf den abschließend eingefügten Performance-Chart des von ihm geleiteten Berenberg European Focus Fund (LU1637618403). Sowohl Peer-Group-Durchschnitt (Europe Large-Cap Growth Equities) als auch Referenzindex (MSCI Europe NR EUR) konnte Born seit Auflage am 03.10.2017 deutlich auf Distanz halten. Sowohl auf Sicht seit Jahresbeginn, auf 1-Jahres- und 2-Jahressicht liegt Borns erzielte Performance im Spitzen-Quartil.