e-fundresearch.com: Herr Dr. Bischof, während der „Durchschnitts-Fondsmanager“ (es sei dahingestellt, ob es so etwas überhaupt gibt) mit aller Wahrscheinlichkeit über einen BWL-Abschluss verfügt, sind Sie als promovierter Molekularbiologe wohl eher als „Exot“ einzustufen. In welchem Ausmaß hat sich dieser fachliche Background im bisherigen Verlauf der Coronavirus-Pandemie als hilfreich erwiesen?
Andreas Bischof: Fachliche Expertise hilft, auch diese Situation zu analysieren und in ihrer Tiefe zu verstehen, die Entwicklungen möglichst sachlich und nüchtern zu betrachten, sowie im "Starkregen der Corona-Informationen", der täglich auf uns alle niederprasselt, Relevantes von Irrelevantem zu trennen. Auf diese Weise konnten wir bei den von uns umgesetzten Anlagestrategien ganz klar Kurs halten.
e-fundresearch.com: Wie sind Sie mit dem relativen Abschneiden des von Ihnen gemanagten nova Steady HealthCare Fonds im „Corona“-Stresstest zufrieden? Hat sich Ihre Strategie den Umständen entsprechend „planmäßig“ verhalten?
Andreas Bischof: Angetrieben durch einen Run auf Entwickler von Wirk- und Impfstoffen gegen das Coronavirus profitierten in der jüngsten Berg- und Talfahrt der Börse vor allem Biotechnologiefirmen, in die dieser Fonds strategiebedingt nicht investiert. Im Gegensatz zum weniger aussagekräftigen - weil sehr kurzfristigen - Betrachtungszeitraum "Bisherige Corona-Krise" zeigen sich die Qualitäten in einer längerfristigen - und damit aussagekräftigeren - Betrachtung über 3 Jahre sehr deutlich: So hat die der Fonds nach Kosten in jedem der Jahre 2017, 2018 und 2019 seine Benchmark geschlagen.
e-fundresearch.com: Haben Sie die jüngste Volatilität als Anlass für signifikante Portfolioumschichtungen beziehungsweise Neukäufe genutzt? Schließlich dürften ja auch in Ihrem Investmentuniversum durch Marktirrationalität einige „Schnäppchen“ zu ergattern gewesen sein...
...die jüngsten Turbulenzen haben wir sowohl für Portfolioumschichtungen als auch für Neukäufe genutzt...
Andreas Bischof: Ja, die jüngsten Turbulenzen haben wir sowohl für Portfolioumschichtungen als auch für Neukäufe genutzt und haben außerdem noch etwas "trockenes Pulver", um weitere Gelegenheiten zu nutzen. Darüber hinaus haben wir die erhöhten Volatilitäten genutzt, um durch den Verkauf von Optionen Zusatzerträge für unsere Fondsanleger zu generieren. Selbstverständlich ohne dadurch das Risikoprofil des Fonds zu verändern.
e-fundresearch.com: Der ein oder andere Marktteilnehmer erhofft sich durch Investments in Desinfektions-, Schutzmasken- oder Beatmungsgeräte-Hersteller das große Geld. Ein erfolgsversprechender Ansatz? Profitiert auch Ihre Strategie von diesem veränderten Nachfrageverhalten im Gesundheitssektor?
...die Anlagestrategie des Fonds ist für die Normalität konzipiert und nicht für Ausnahmesituationen wie die aktuelle Coronavirus-Krise, von der wir ohnehin alle hoffen, dass sie baldmöglichst vorbei sein möge.
Andreas Bischof: Unser Fonds profitiert von dem veränderten Nachfrageverhalten im Gesundheitssektor, aber eher zufällig. Denn die Anlagestrategie des Fonds ist für die Normalität konzipiert und nicht für Ausnahmesituationen wie die aktuelle Coronavirus-Krise, von der wir ohnehin alle hoffen, dass sie baldmöglichst vorbei sein möge. Insofern wäre es ein sehr kurzfristiger und wenig solider Ansatz, in Krisenprofiteure zu investieren. Im Gegensatz dazu investiert der Fonds langfristig vor allem in Aktien von Gesundheitsunternehmen, deren Geschäftsmodell in der Normalität wachstumsstark und schwankungsarm ist und sich gerade nicht um die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen dreht. Denn jenseits der Entwickler von Wirk- und Impfstoffen existieren viele hochinteressante Geschäftsmodelle, wie beispielsweise Dienstleister, die Coronavirus-Diagnostik anbieten, oder spezialisierte Softwareschmieden, die auch Produkte für die aktuell stark nachgefragte Telemedizin offerieren. Solche Unternehmen profitieren von der aktuellen Coronakrise, ja, deren Aktien waren aber schon vor der Krise im Fonds, da sie auch in Phasen der Normalität sehr vielversprechend sind.
e-fundresearch.com: Mindestens genau so viele Anleger versuchen die erste erfolgreiche COVID-19 Medikation beziehungsweise Impfung zu prognostizieren. Wie intensiv verfolgen Sie diese Entwicklungen? Werden es Regierungen überhaupt zulassen, dass Hersteller einer wirksamen Medikation oder Impfung kräftig verdienen dürfen?
Oder aber es kommt vielleicht gar nicht zu dem "einen" Durchbruch, sondern zu mehreren Durchbrüchen...
Andreas Bischof: "Viel Erfolg!" wünsche ich diesen Anlegern. Sicherlich kein leichtes Vorhaben, bei der sehr großen Vielzahl von Pharma- und Biotechfirmen, die sich momentan auf die Entwicklung von Wirk- und Impfstoffen gegen das Coronavirus konzentrieren. Zudem ja keineswegs sicher ist, dass der Durchbruch aus einem börsennotierten Unternehmen kommt und nicht aus einem nicht-börsennotierten. Oder vielleicht gar nicht aus einer gewinnorientierten Firma, sondern aus dem Hochschulbereich oder anderen, nichtkommerziellen Forschungseinrichtungen? Oder aber es kommt vielleicht gar nicht zu dem "einen" Durchbruch, sondern zu mehreren Durchbrüchen: In einem solchen Szenario verfügen wir möglicherweise künftig nicht nur über einen einzigen Wirkstoff und über einen einzigen Impfstoff, sondern über mehrere Wirkstoffe und über mehrere Impfstoffe. Eventuell ist ein solches Szenario sogar wünschenswert, da auf diese Weise Millionen (oder gar Milliarden?) Menschen sehr viel schneller und flächendeckender mit Impf- oder Wirkstoff versorgt werden könnten.
e-fundresearch.com: Gerade im Gesundheitsbereich konnten sich viele Titel wieder sehr signifikant von den März-Tiefs erholen – der ein oder andere Wert gar bereits ein neues All-Time-High erreichen. Wie ist das Bewertungsniveau Ihrer Meinung nach aktuell einzustufen?
Dieser unverzichtbare Sektor ist aktuell also günstiger bewertet als der Gesamtmarkt.
Andreas Bischof: Erfreulicherweise ist das Bewertungsniveau des Gesundheitssektors trotz der jüngsten Erholung günstig: Zum einen liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Gesundheitssektors über die nächsten 12 Monate ca. 4% unter dem des Gesamtmarktes. Dieser unverzichtbare Sektor ist aktuell also günstiger bewertet als der Gesamtmarkt. Zum anderen liegt dieser Bewertungsabschlag von aktuell -4% deutlich unter der Bewertung des Sektors in den letzten 120 Monaten, während derer der Sektor mit einem durchschnittlichen Aufschlag von +5% gegenüber dem Gesamtmarkt gehandelt wurde.
e-fundresearch.com: Eine Allokation in den Gesundheitssektor lässt sich über verschiedenste aktive als auch passiv gemanagte Strukturen abbilden, warum sollten Fondsselektoren ausgerechnet Ihren Ansatz wählen? Wie können Sie sich im Duell mit milliardenschweren Fondsstrategien internationaler Häuser behaupten?
Andreas Bischof: Viele Anlagestrategien funktionieren unabhängig davon, ob ihre Fonds groß oder klein sind. Dies gilt sowohl für nova Steady Health Care und als auch für die allermeisten anderen Gesundheitsaktienfonds. Fondsselektoren achten bei ihren Portfolien auch auf eine möglichst gute, das heißt breite, Diversifikation, und auch diesbezüglich kann nova Steady HealthCare ein guter Baustein sein: Er investiert innerhalb des Gesundheitssektors sehr viel breiter diversifiziert in untypische Gesundheitswerte und meidet dabei bewusst diejenigen Gesundheitsaktien, in die typische Gesundheitsfonds den Großteil ihres Volumens investieren. Auf diese Weise ermöglicht nova SHC Anlegern eine vollständigere Abdeckung des sehr heterogenen, weltweiten Gesundheitssektors, die so mit passiven Anlagevehikeln gar nicht und mit anderen aktiv gemanagten Fonds kaum darzustellen ist. Hinzu kommt das sehr gute Nachhaltigkeitsprofil von nova SHC, wie die ESG-Bestnote von 5 "Globen" zeigt, mit der Morningstar den Fonds bewertet.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Bischof!
Der Molekularbiologe Dr. Andreas Bischof, Geschäftsführer der nova funds GmbH, befasst sich schon über 21 Jahre beruflich mit Gesundheitsaktien. Zunächst als Aktienanalyst Biotechnologie und Gesundheit, anschließend als Investment Manager Healthcare bei der Allianz SE in München, wo er über mehr als 8 Jahre hinweg eines der weltweit größten Aktienportfolios im Gesundheitsbereich managte, mit über 1 Milliarde Euro AuM. 2013 gründete er die Münchner Fondsboutique nova funds GmbH, deren Investmentstrategien sich ausschließlich auf den Gesundheitssektor konzentrieren.