e-fundresearch.com Role Model im Fokus: Pavlina Solcova

Pavlina Solcova: Familie. Das Umfeld. Starke Persönlichkeiten, die ich getroffen habe.

Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie und unser Vater hat uns – meiner Schwester und mir – von Kindesbeinen an Grundlagen der Finanzwirtschaft nahegebracht. Ich habe schon von klein auf in unserem Familienunternehmen mitgeholfen, dort mein erstes Geld verdient und mein eigenes Budget verwaltet. Ich habe nichts umsonst bekommen. Die Eltern haben uns auch zu einer höheren finanziellen Bildung (Universität) angeregt. Neben meiner Familie hat mich mein Umfeld geformt: Die Erfahrungen, die ich international während des Studiums, im tschechischen Finanzministerium, bei der Europäischen Kommission, der Europäischen Investitionsbank sowie der Weltbank gesammelt habe, haben mich genauso geprägt wie die starken Persönlichkeiten um mich herum: die Arbeit mit Ministern, Zentralbankgouverneuren und Finanzexperten. Später war ich neugierig auf den geschäftlichen Teil der Finanzindustrie – ich wechselte in den Bankensektor und zu Investments und kam irgendwie zu dem, was in meiner DNA steckt: die Entwicklung und den Ausbau von Geschäftsbeziehungen. Übrigens motivierte mich seinerzeit meine damalige Vorgesetzte zum Wechsel zu Allianz Investmentbank. Sie förderte und forderte mich und betreute mich bei meinen ersten Schritten im Business.

Pavlina Solcova: Ich arbeite seit 2017 im Business Development von Allianz Global Investors. In und für die Firma habe ich den Absatzmarkt Mittel- und Osteuropa erschlossen und decke nun auch den österreichischen Markt mit ab, insgesamt geht es um sieben verschiedene Märkte. Dabei ist es wichtig, zwischen externen (z.B. Markt, Wettbewerb, Regulierung, Sprachen) und internen Herausforderungen (z.B. interne Veränderungen, spezifische Anforderungen und Prozesse, Fusionen und Übernahmen) zu unterscheiden. 

Ich habe nur mit meinem Heimatland, der Tschechischen Republik, angefangen, und Allianz hat mir die Chance gegeben, diesen Absatzmarkt von Grund auf zu erschließen. Der Schlüssel für mich war, den Markt zunächst zu analysieren: Es war wichtig, die richtigen Daten zu haben und sie richtig zu lesen. Die Muttersprache, lokale Kontakte und die Unterstützung im Team haben mir dabei sehr geholfen. Nachdem ich den Markt verstanden hatte, erstellte ich einen Geschäftsplan und warb intern für ihn. Eine detaillierte Vorbereitung und ein aktives Vorgehen waren entscheidend dafür, dass viele Vorschläge mit einer Genehmigung endeten.

Und dann ist da noch die tägliche Arbeit (die in allen Ländern ähnlich ist), bei der man anpassungs- und reaktionsfähig sein muss, etwa in Bezug auf Änderungen aufsichtsrechtlicher Anforderungen, Fondsauflagen/-fusionen/-schließungen, Markt- und Wettbewerbsentwicklungen, Fondsmanagementteam- oder Chefwechseln sowie Kundenreaktionen. Für mich ist es wichtig, eine stabile Basis im Unternehmen und die aktive Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen zu haben. Für die Bewältigung der Aufgabe ist dies von enormer Bedeutung, und stabiles Geschäftswachstum ist für mich die größte Auszeichnung.

Die Arbeit an der Strategie ist für mich eine kontinuierliche Arbeit, die Anpassungsfähigkeit und effektive Kommunikation erfordert. Bei deren Ausführung ist dann qualitativ hochwertiger Kundenservice von wesentlicher Bedeutung. 

Pavlina Solcova: Setze Dir Ziele und lege los! Sei hungrig nach Informationen und Bildung. Hole Dir eine Mentorin oder einen Betreuer – sie können Dir bei der Weiterentwicklung helfen und Dich somit voranbringen. Und manchmal gilt: ‚No risk, no fun‘ 😊 .... Das Wichtigste aber: Erhalte eine gesunde Balance: ‚Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.‘ 

Pavlina Solcova: Ich bin in der Tschechischen Republik aufgewachsen und geschäftlich viel unterwegs, neben Österreich auch in Mittel- und Osteuropa. Dabei fallen in der Asset Management-Branche mit Blick auf die Vertretung von Frauen große Unterschiede auf – etwa beim Vergleich von Österreich oder Deutschland mit der Slowakei oder Bulgarien. In Bulgarien habe ich vor einiger Zeit ein Seminar für ein Investmentteam gehalten, dessen Leiterin eine Frau war, und im Seminar saßen zu 90% Frauen! 

Meiner Ansicht nach sind die Ursachen hierfür vielschichtiger Natur und komplex. Wir müssen vermutlich auf die Geschichte des Landes und das Bildungssystem genauso schauen wie auf die Entwicklung der Branche und vorherrschende Managementstile – und dann sieht man, warum die Vertretung von Frauen so ist, wie sie ist, und wie dies auch möglicherweise zu dem jeweiligen Vermögensverwaltungs-/Finanzteam passt. Meiner Meinung nach kommt es bei leitenden Positionen vor allem auf die Person selbst an. Allerdings kann ein geschlechtermäßig diversifiziertes Führungsteam eine gesunde Dynamik entwickeln, vor allem wenn alle Persönlichkeiten zusammenpassen. 

Ich bin ein großer Fan davon, Talent bereits in der Schule zu fördern – Bildung, Motivation, Unterstützung. Hier können sich auch Unternehmen einbringen, um zum Aufbau einer diversen und integrativen Kultur für die Zukunft beizutragen.