Deep-Value-Experte: "Sind unserem Stil treu geblieben"

In einem exklusiven Interview erklärt Jörg Ahlheid, wie Pzena Investment Management – trotz rückläufiger Aufmerksamkeit für Value-Strategien – das verwaltete Vermögen fast verdoppelt hat. Managers | 25.02.2025 12:50 Uhr
Jörg Ahlheid, Director of Business Development & Client Services bei Pzena Investment Management / © e-fundresearch.com / Pzena Investment Management
Jörg Ahlheid, Director of Business Development & Client Services bei Pzena Investment Management / © e-fundresearch.com / Pzena Investment Management

e-fundresearch.com: Herr Ahlheid, Value-Manager standen in den vergangenen Jahren – abgesehen von kurzen Phasen – kaum im Mittelpunkt internationaler Allokatoren und Fondsselektoren. Dennoch ist es Pzena Investment Management als spezialisiertem „Deep-Value“-Haus gelungen, das verwaltete Vermögen in den letzten fünf Jahren nahezu zu verdoppeln. Worauf führen Sie dieses Wachstum in erster Linie zurück?

Jörg Ahlheid: Es stimmt, dass sich die Aufmerksamkeit in den vergangenen 15 Jahren vor allem auf Wachstumsstrategien und weniger auf Value konzentriert hat. Aber vor allem professionelle Investoren sind und waren sich ihrer Verantwortung trotzdem bewusst, auch Value-Strategien nicht aus den Augen zu verlieren. Es dürfte sich bei einigen ausgezahlt haben, das Risiko der „Magnificent Seven“ mit Value-Strategien abgefedert zu haben. Unsere Investoren schätzen unseren unveränderten Investmentansatz seit nunmehr fast 30 Jahren und ein konsistentes Team von 30 Investmentspezialisten. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Anstieg des verwalteten Vermögens ist aber auch die Performance unserer Strategien. Im Auf und Ab der Märkte nach der Pandemie hat das Team mit ruhiger Hand im nervösen Marktumfeld attraktive Einstiegschancen genutzt.

e-fundresearch.com: Welche Rolle haben deutsche und österreichische Investoren bei dieser Entwicklung gespielt? Und wie würden Sie aktuell die Nachfrage nach Value- bzw. Deep-Value-Strategien in diesen Märkten einschätzen?

Jörg Ahlheid: Ich würde sagen, im internationalen Vergleich ist der Value-Appetit tatsächlich noch verhalten. Aber das Interesse steigt auch bei deutschen und österreichischen Investoren. Das gilt vor allem in Emerging Markets, in denen aktive Value-Ansätze grundsätzlich selten bis gar nicht zu finden sind. Es ist wichtig zu wissen, dass wir vielleicht schon präsenter sind, als einige vielleicht glauben. „Pzena“ ist ein Name, der hängen bleibt, wenn man sich mit unserem Investmentansatz auseinandergesetzt hat. Das man ihn nicht so oft hört oder liest, liegt daran, dass wir als Sub-Advisor nicht im Rampenlicht stehen, sondern unsere Kunden. Dazu zählen z.T. die größten Vermögensverwalter weltweit. In Deutschland sind wir seit 2014 im Mandatsgeschäft für institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Corporates, Stiftungen, Kirchen oder Banken aktiv. Mit unseren UCITS Fonds, die wir seit 2006 auflegen, wird unsere Expertise auch zunehmend bekannter und immer häufiger von unterschiedlichen Investoren nachgefragt.

e-fundresearch.com: Value Investing wurde in den letzten Jahren oft als veraltet oder ineffektiv bezeichnet. Was entgegnen Sie Kritikern, die behaupten, der Markt habe sich strukturell verändert und klassische Value-Strategien seien nicht mehr zeitgemäß?

Jörg Ahlheid: Was ist zeitgemäßer, als günstig in Unternehmen einzusteigen, die vom breiten Markt ignoriert oder abgestraft werden? Wir sind überzeugt, dass die Titel, für die sich alle interessieren, in der Regel überbewertet sind. Dieses Verständnis von Value-Investing ist für uns kein Faktor, sondern eine Philosophie. Der USP von Pzena liegt aber genau darin, verstehen zu wollen, warum die billigsten Unternehmen weltweit in Ungnade gefallen sind und nicht mehr geliebt werden. Was sind die Probleme, wie können sie gelöst werden, welches Ertragspotenzial ist damit verbunden? Die Analysten bei Pzena haben deswegen nicht nur einen finanztechnischen Hintergrund, sondern sie haben auch in anderen Jobs in unterschiedlichen Branchen gearbeitet. Unternehmer untersuchen Unternehmen, sie begreifen Probleme, Risiken aber auch das Potential anders.

e-fundresearch.com: Wie genau definiert Ihr Haus den Begriff „Deep Value“? Das bekannte Warren-Buffett-Zitat „Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent“ scheint hier fast zu konservativ. Würden Sie sagen, dass Ihr Ansatz eher darauf abzielt, 25 Cent für den Dollar zu zahlen?

Jörg Ahlheid: Für uns ist die langfristige Ertragskraft der Unternehmen entscheidend, die wir grundsätzlich nur im günstigsten Quintil kaufen. Auf der Grundlage des von Richard Pzena vor mehr als 30 Jahren entwickelten Screening-Tools werden die Gewinne dieser Unternehmen in den letzten zehn Jahren fünf Jahre in die Zukunft extrapoliert. Mit der angenommenen langfristig normalen Ertragskraft in Relation zum Aktienkurs entsteht eine Rangliste, nach der die Unternehmen dann in einem sehr komplexen qualitativen Prozess untersucht werden: Wie robust ist das Unternehmen? Welche Probleme gibt es und sind sie lösbar? Ist das Management in der Lage, diese Probleme zu lösen? Damit zahlen wir 25 Cent auch nur für ein Unternehmen, wenn es angesichts der langfristigen Gewinn- und Cashflow-Erwartungen gerechtfertigt erscheint.

e-fundresearch.com: Die Frage nach der Vermeidung von Value-Traps liegt bei Deep-Value-Strategien auf der Hand. Wie stellt Ihr Haus sicher, nicht in solche Fallen zu tappen?

Jörg Ahlheid: Indem wir realistisch akzeptieren, dass wir solche Fallen nicht hundertprozentig vermeiden können. Niemand kann die Zukunft eines jeden einzelnen Unternehmens in so einer Lage weltweit vorhersagen. Aber wir können die Risiken aggregiert kalkulieren: Wenn wir damit rechnen, dass wir bei etwa einem Drittel unserer Investitionen auch Geld verlieren können, bleiben immer noch 70% unserer Entscheidungen, mit denen wir richtig liegen und gute Erträge erzielen können. Dazu ist ein konsequenter Research-Prozess wichtig, in dem Unternehmen von allen Seiten beleuchtet werden. Dabei hilft die Erfahrung über drei Dekaden und unser Team von 30 Spezialisten.

e-fundresearch.com: Abschließend noch ein Blick nach vorne: Wie sieht Ihre langfristige Strategie für den deutschsprachigen Markt aus? Wo sehen Sie die größten Chancen für Pzena Investment Management?

Jörg Ahlheid: Wir werden den eingeschlagenen Kurs kontinuierlich fortsetzen. Aktuell bieten wir sechs UCITS Fonds in Deutschland und zwei in Österreich an. Eines unserer wichtigsten Aushängeschilder, der Pzena Emerging Markets Select Value Fund, ist im Dezember drei Jahre alt geworden und verfügt jetzt über einen Track Record, mit dem er auch für weitere Investoren der DACH-Regionen interessant wird. Auf Mandatsebene managen wir bereits seit 2008 Deep-Value-Strategien in Wachstumsregionen. Das ist es, was ich in Gesprächen mit unseren Kunden immer wieder höre: „Sie sind ihrem Stil über die ganze Zeit treu geblieben und haben sich nicht von vom Kurs abbringen lassen, obwohl andere Ansätze phasenweise die Nase vorne hatten.“ Kontinuität kommt gut an. Die Erfahrung und Expertise in diesem speziellen Segment, dem viele andere Anbieter in den letzten Jahren den Rücken gekehrt haben, möchten wir auch anderen Marktteilnehmern zur Verfügung stellen.

e-fundresearch.com: Herr Ahlheid, vielen Dank für das Gespräch!

Über Jörg Ahlheid

Jörg Ahlheid wurde im Jahr 2020 Mitglied der Firma. Bevor er zu Pzena Investment Management kam, war Herr Ahlheid bei Eurizon Capital als Senior Sales Manager tätig. Davor war er Country Manager für Deutschland/Österreich bei La Financiere de l'Echiquier in Paris. Den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn verbrachte er bei LGT Capital Management AG und M&G International Investments Ltd. als Sales Director für Deutschland. Er begann seine Karriere bei der HASPA, der größten Sparkasse Europas.

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