e-fundresearch.com: Frau Fröhlich, was hat Sie dazu bewogen, eine Karriere in der Finanzbranche und speziell im Asset Management anzustreben? Gab es Vorbilder oder Schlüsselpersonen, die Sie inspiriert oder beeinflusst haben? Wie haben diese Ihre berufliche Orientierung und Ihre Ansichten über die Branche geformt?
Manuela M. Fröhlich: Nach dem Abitur wollte ich eigentlich Maskenbildnerin für Horrorfilme werden - ein Traum, der in meiner Kleinstadt unerreichbar schien. Also folgte ich dem elterlichen Rat, „etwas Ordentliches“ zu lernen, und begann eine Banklehre. Schnell entwickelte ich eine Faszination für Wealth Management und entdeckte mein Talent für Beratung und Kundenservice.
Während meiner Ausbildung begegnete ich starken Frauen, die mich förderten und bestärkten. Diese frühen Vorbilder trugen dazu bei, dass ich mit nur 25 Jahren meine erste Filialleitung übernahm. Ich habe gelernt, meine Leistungen nicht nur in Zahlen zu berichten, sondern sie auch aktiv zu kommunizieren, wann immer sich die Gelegenheit bot.
Meine Begeisterung für die Börse und die USA ließ mich früh von der Wall Street träumen. Als sich 2001 die Chance bot, für einen Asset Manager nach London zu wechseln, ergriff ich sie. Dort baute ich das internationale Geschäft aus – mein Einstieg in Sales und Business Development, obwohl ich diesen Weg nie gezielt geplant hatte. Zuhören, Lösungen finden, Beziehungen aufbauen: Diese Stärken passten perfekt.
In London hatte ich das Glück, von inspirierenden Senior-Damen begleitet zu werden. Sie gaben mir das nötige Zutrauen, mutig zu sein, meine Stärken klar zu kommunizieren und mich sichtbar zu machen. Dort habe ich auch den unschätzbaren Wert von Netzwerken erkannt – ein Grundstein für meine weitere Laufbahn.
Zurück in Deutschland wurde mir klar, wie selten solche weiblichen Vorbilder hier sind. Das war die Geburtsstunde der Fondsfrauen, mit der Mission Frauen zu unterstützen und sichtbarer zu machen.
Dieses Jahr feiern wir unser 10-Jähriges und sind das führende Netzwerk für Frauen in der Finanzbranche in DACH & Luxemburg.
Der Artikel wird nach der Anzeige fortgesetzt.e-fundresearch.com: Welche spezifischen Hindernisse oder Herausforderungen haben Sie in Ihrer Laufbahn im Asset Management erlebt, und wie haben Sie Strategien entwickelt, um diese erfolgreich zu überwinden?
Manuela M. Fröhlich: Eine der ersten großen Herausforderungen war ein Merger, der meine Karriere trotz nachweislicher Erfolge und exzellenter Zahlen abrupt ausbremste. Es war keine Frage von Kompetenz, sondern eine rein politische Entscheidung. Ein prägender Moment: Ich musste erkennen, dass Rückschläge nicht immer mit der eigenen Leistung zu tun haben. Und dass es manchmal klüger ist, loszulassen, als weiter gegen Mauern zu rennen – frei nach dem Motto: Love it, change it or leave it.
Diese Erfahrung hat mir früh gezeigt, wie wichtig es ist, Verantwortung für den eigenen Weg zu übernehmen. Ich bin nicht in Enttäuschung verharrt, sondern habe aktiv nach neuen Chancen gesucht.
Später kamen weitere Herausforderungen: internationale Rollen mit hohem Reisetempo, neue Märkte, neue Kulturen. In all diesen Situationen haben mir mein Gespür für Menschen, meine Fähigkeit zum Zuhören und mein analytischer Blick geholfen, Brücken zu bauen und Ergebnisse zu liefern – strategisch wie operativ.
Ich habe gelernt, meine Erfolge nicht einfach nur zu kommunizieren, sondern sie gezielt und wirkungsvoll dort zu platzieren, wo sie wahrgenommen werden. Dabei hatte ich stets Sponsoren und Mentoren im Unternehmen an meiner Seite, die mich aktiv gefördert haben. Und außerhalb war es mein wachsendes Netzwerk, das mir half: Menschen, die ehrlich mit mir gesprochen und mich ermutigt haben, auch in herausfordernden Phasen sichtbar, klar und mutig zu bleiben.
Veränderung ist für mich heute kein Risiko mehr, sondern ein Motor für persönliche und fachliche Weiterentwicklung. Gerade in der Finanzbranche, in der Wandel die einzige Konstante ist, zählen Anpassungsfähigkeit und innere Klarheit. Was mich dabei trägt, ist nicht ein Titel, sondern die Wirkung, die ich durch Haltung, Authentizität und Verlässlichkeit entfalten kann.
e-fundresearch.com: Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die noch am Beginn ihrer Asset Management Karriere stehen?
Manuela M. Fröhlich: Wartet nicht auf den perfekten Moment, sondern nutzt jede Gelegenheit, um Eure Stimme einzubringen. Ihr müsst nicht alles wissen, um etwas Wertvolles zu sagen. Gerade am Anfang neigen viele Frauen dazu, erst dann zu sprechen, wenn sie sich 120% sicher fühlen. Dabei entsteht Entwicklung genau dort, wo man ins Handeln kommt, auch mit 80%.
Sichtbarkeit ist kein Ego-Thema, sondern ein Erfolgsfaktor. Sprecht über Eure Erfolge, kommuniziert Eure Ziele, lasst andere wissen, was Ihr beitragen könnt. Niemand tut das für Euch – das müsst Ihr selbst übernehmen!
Und vor allem: Netzwerkt bewusst und strategisch – innerhalb wie außerhalb des Unternehmens. Sucht nicht nur Mentoren, sondern auch Sponsoren, die Türen öffnen. Baut Beziehungen auf, bevor Ihr sie braucht. Ich selbst musste mein Netzwerk mühsam aufbauen. Heute könnt Ihr Netzwerke wie die Fondsfrauen nutzen, um euch einen echten Vorsprung zu verschaffen.
Karriere ist kein gerader Weg. Es wird Umwege geben, Sackgassen, Zweifel. Wichtig ist, dass Ihr Euren inneren Kompass kennt: Was motiviert Euch wirklich? Wofür wollt Ihr stehen?
Bleibt beweglich. Die Finanzwelt verändert sich ständig und wer bereit ist, zu lernen und sich weiterzuentwickeln, wird immer gefragt sein. Bitte vergesst nicht: Ihr seid nicht allein. Verbindet Euch mit anderen Frauen, die sich gegenseitig unterstützen, statt zu konkurrieren.
Authentizität, Klarheit und ein starkes Netzwerk: das sind keine „Soft Skills“, sondern Karrierefaktoren!
e-fundresearch.com: Welche Vorteile sehen Sie darin, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Asset Management vertreten sind? Und wie können Unternehmen dazu beitragen, eine diverse und inklusive Kultur noch stärker zu fördern?
Manuela M. Fröhlich: Wenn Frauen in Führungspositionen vertreten sind, verändert sich Grundlegendes: Entscheidungen werden ganzheitlicher, Diskussionen differenzierter, Teams ausgewogener. Gerade im Asset Management, wo langfristiges Denken, Verantwortung und Risikobewusstsein gefragt sind, ist diese Vielfalt ein echter Erfolgsfaktor. Doch trotz klarer Vorteile sind Frauen in den entscheidenden Gremien nach wie vor unterrepräsentiert. Das liegt nicht an mangelnder Qualifikation, sondern an Strukturen, die Veränderung zwar predigen, aber nicht umsetzen.
Die Realität zeigt: Es bewegt sich zu wenig. Mein Lieblingssatz bringt es auf den Punkt: „Women are overmentored and underpromoted.“ Frauen werden in vielen Unternehmen zwar „entwickelt“, aber nicht befördert. Wäre das anders, lägen die Zahlen längst höher. In der letzten Fondsfrauen-Umfrage mit KPMG zeigt sich: Der Frauenanteil liegt insgesamt bei rund 40%, in den obersten Führungsebenen jedoch bei unter 15%.
Und bitte: Ich möchte nicht mehr hören, Frauen wollten „eben keine Karriere“ – oder es gebe „leider keine geeignete Kandidatin“.
Was Unternehmen stattdessen tun sollten? Hier meine Top 3:
- Frauenförderung als KPI mit Bonus- und Gehaltsrelevanz auf Führungsebene verankern
- Systematisches Talent-Mapping, um gezielt Nachfolge- und Entwicklungspläne für Frauen aufzubauen
- Frauen intern und extern sichtbarer machen: in Projekten, Panels, Publikationen und Schlüsselrollen
Frauenförderung funktioniert nicht über Absichtserklärungen – sondern über messbare, verantwortete Entscheidungen.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Frau Fröhlich!
Über Manuela M. Fröhlich:
Manuela M. Fröhlich ist eine international erfahrene Führungspersönlichkeit mit über 35 Jahren in der Finanzbranche. Sie verfügt über ausgewiesene Expertise in Kundenservice, Vertrieb und Talentförderung. Ihre Karriere begann bei der HypoVereinsbank, wo sie bereits mit 25 Jahren als jüngste Filialleiterin erste Verantwortung übernahm. Es folgten leitende Positionen bei F&C Management in London, der Aquila Group in London, Frankfurt, Hamburg und Luxemburg, bei der LRI Group in Luxemburg sowie zuletzt bei einem Impact Asset Manager in Zürich.
In allen Rollen war sie – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – verantwortlich für globale Vertriebsstrategien, Relationship Management sowie den erfolgreichen Aufbau leistungsstarker, multinationaler Teams. Besonders hervorzuheben ist ihr nachweislich erfolgreicher Track Record im Capital Raising für traditionelle und alternative Anlageklassen, einschließlich Private Markets. Für ihren exzellenten Kundenservice ist sie branchenweit bekannt. Manuela gilt als strategisch denkende, operativ starke Persönlichkeit mit ausgeprägter Kommunikationskompetenz und verfügt dank Ihrer internationalen Stationen über ein enorm breites Netzwerk.
Als Mitgründerin von Fondsfrauen, dem führenden Karrierenetzwerk für Frauen in der Investmentbranche in DACH & Luxemburg, engagiert sie sich seit 2015 aktiv für Diversität, Chancengleichheit und Nachwuchsförderung. Sie verantwortet dabei den Ausbau in der Schweiz und in Luxemburg und perspektivisch auch in London.
Neben ihrer Rolle als gefragte Expertin und Mentorin ist sie auch regelmäßig als Moderatorin und Rednerin bei renommierten Finanzveranstaltungen aktiv.
Im RoleModel-Wordrap: Manuela M. Fröhlich
In der Finanzbranche sollte mehr getan werden, um…
... Finanzbildung und finanzielle Verantwortung frühzeitig in den Schulen zu etablieren
Was ich anderen Frauen im Finanzbereich mit auf den Weg geben möchte...
...vertraut auf Eure Kompetenz. Macht Euch sichtbar. Sprecht über Eure Erfolge - und unterstützt einander!
Größten Respekt habe ich vor…
...unseren Fondsfrauen Beirätinnen, die sich zusätzlich zu ihren 24/7 Jobs so aktiv bei uns engagieren.
Die Asset Management Branche hat mich gelehrt, dass…
...die einzige Konstante, die ständigen Veränderungen sind, weshalb Flexibilität und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind.
Was bislang kaum jemand über mich wusste...
...Fast zehn Jahre lang habe ich in London nebenbei vier aufstrebende Rockbands gemanagt – heute rocke ich mit den Fondsfrauen.
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