Japan-Fondsmanager Staudinger: „Bei Small-Caps beginnt die Reise gerade erst“

Managers | 22.07.2025 12:00 Uhr
Dr. Harald Staudinger, CFA, ist Chief Investment Officer und geschäftsführender Gesellschafter von ASPOMA Asset Management / © e-fundresearch.com / ASPOMA Asset Management
Dr. Harald Staudinger, CFA, ist Chief Investment Officer und geschäftsführender Gesellschafter von ASPOMA Asset Management / © e-fundresearch.com / ASPOMA Asset Management

e-fundresearch.com: Herr Staudinger, Japans Aktienmarkt hat sich in den letzten Jahren vom globalen Sorgenkind zum internationalen Anlegerliebling gewandelt. Erkennen Sie das „alte Japan“ in dieser neuen Marktphase überhaupt noch wieder – oder befinden wir uns bereits in einem strukturellen Paradigmenwechsel?

Harald Staudinger: Amazon-Gründer Jeff Bezos erinnert sein Team bei strategischen Überlegungen gerne daran, sich auf das zu konzentrieren, was sich in den nächsten zehn Jahren NICHT ändern wird. In Japan zählen dazu das stabile Umfeld, Rechtssicherheit, der Fleiß und die Beharrlichkeit der japanischen Bevölkerung, die zentrale Lage im geographischen Wachstumsmarkt Asien und die hohe Qualität vieler Unternehmen – etwa in zentralen Wachstumsfeldern wie Automatisierung, Halbleitermaschinen und -materialien sowie Medizintechnik.

Gleichzeitig herrscht in Japan ein breiter gesellschaftlicher Konsens, als führende Industrienation bestehen zu wollen – und dass dies tiefgreifende Reformen erfordert. Die Corporate-Governance-Reformen sind dabei tatsächlich revolutionär. Man kann sie aber auch als Fortsetzung jener Tugenden sehen, die Japan auszeichnen: Schwächen erkennen, Strategien entwickeln und diese mit Fleiß und Beharrlichkeit umsetzen. 

Das ASPOMA Investmentteam bei einem Unternehmensbesuch in Japan

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Quelle: ASPOMA

e-fundresearch.com: Die JGB-Renditen steigen, die Inflation ist zurück und Corporate-Governance-Reformen zeigen Wirkung. Was heißt das konkret für Ihre Hidden-Value-Strategie? Bleibt der Bewertungsabschlag japanischer Small und Mid Caps auch unter veränderten makroökonomischen Rahmenbedingungen weiterhin attraktiv?

Harald Staudinger: Mit dem ASPOMA Japan Opportunities Fund investieren wir in substanzstarke Small und Mid Caps mit hoher Kapitalrendite, überkapitalisierten Bilanzen und klaren Katalysatoren für eine Aufwertung. Im Schnitt beträgt die Nettoliquidität – also flüssige Mittel, Aktien und Anleihen abzüglich Finanzschulden – rund 62 % des Börsenwerts.

Viele Unternehmen sind somit faktisch schuldenfrei und verfügen über erhebliche Finanzreserven. 

Höhere Zinsen führen zu steigenden Zinserträgen auf diese Vermögen und wirken tendenziell positiv. Zwar steigen auch die Eigenkapitalkosten, doch strukturelle Verbesserungen überwiegen: Die Corporate-Governance-Reformen treiben Margen und Kapitalrenditen kontinuierlich nach oben – die Gewinnmargen der japanischen Unternehmen erreichten 2024/25 ein Rekordniveau. Der Bewertungsabschlag bleibt damit auch im veränderten Zinsumfeld attraktiv.

Die Nettogewinnmargen der japanischen Unternehmen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

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Quelle: ASPOMA, Bloomberg

e-fundresearch.com: Viele Ihrer Portfoliounternehmen sind operativ kerngesund, aber strukturell vernachlässigt. Wo sehen Sie aktuell die stärksten Trigger für eine Neubewertung – und wie groß ist dabei das Risiko, dass externe Schocks (wie ein Handelskonflikt oder geopolitische Spannungen) den positiven Trend ausbremsen?

Harald Staudinger: Stärkste Neubewertungstreiber sind strukturelle Reformschritte – sei es durch die Unternehmensführung selbst oder auf Druck aktivistischer Investoren. Die Tokioter Börse fordert gezielt Maßnahmen, um ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von mindestens 1 zu erreichen (Portfoliodurchschnitt aktuell 0,8). Ein Beispiel aus unserem Portfolio ist Nishikawa Rubber: Die Ankündigung höherer Dividenden und besserer Governance führte zu einem Kursanstieg von über 100 % innerhalb weniger Tage. Immer häufiger kommt es auch zu Übernahmeangeboten mit attraktiven Prämien – im Fonds z. B. bei Toyota Industries und Torii. Externe Schocks sehen wir als begrenztes Risiko: Die bilanziellen Unterbewertungen sind real, substanzbasiert und machen diese Unternehmen gerade in unsicheren Zeiten zu attraktiven Übernahmezielen.

e-fundresearch.com: Ihr Fonds hat mit +16,0% in Euro (Klasse A) auch in H1 2025 neuerlich stark performt und setzt klar auf substanzielle Unterbewertungen. Aber: Ist der Japan-Trade nicht inzwischen zu offensichtlich geworden? Wie differenzieren Sie sich in einem Marktumfeld, das zunehmend auch von passiven und Momentum-orientierten Kapitalflüssen geprägt ist?

Harald Staudinger: Der Japan-Trade mag im Großen angekommen sein – aber im Small-Cap-Segment beginnt die Reise gerade erst. Genau hier finden sich die stärksten Unterbewertungen, die wirksamsten Impulse durch Corporate-Governance-Reformen und besonders attraktive Neubewertungschancen. Unser Fokus auf substanzstarke Unternehmen mit hoher Nettoliquidität schafft strukturelle Vorteile: Diese Titel sind unterrepräsentiert in passiven Indizes (daher auch keine ETFs verfügbar) und für kurzfristige Momentum-Strategien aufgrund geringerer Handelbarkeit wenig geeignet – ideal aber für langfristig orientierte Investoren. Viele Small Caps bleiben weitgehend unbeachtet und bieten enormes Aufholpotenzial.

 e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Staudinger!

Über unseren Gesprächspartner:

Dr. Harald Staudinger, CFA

Geschäftsführender Gesellschafter & Chief Investment Officer, ASPOMA Asset Management

Harald Staudinger ist geschäftsführender Gesellschafter und Chief Investment Officer von ASPOMA Asset Management. Er ist leitender Fondsmanager aller ASPOMA-Investmentfonds und verantwortlich für alle Investmententscheidungen im Rahmen der ASPOMA-Strategien.

Herr Staudinger verfügt über mehr als 25 Jahre Anlageexpertise für asiatische und globale Aktien. Vor der Mitbegründung von ASPOMA im Jahr 2010 war er über zehn Jahre lang Fondsmanager für asiatische und globale Aktienfonds bei Pioneer Investments in München und Dublin und vier Jahre lang Fondsmanager für institutionelle Investmentfonds bei einer deutschen Kapitalanlagegesellschaft. 

Er hat einen Abschluss für Betriebswirtschaft der Universität Linz, Österreich, wo er auch promovierte. Darüber hinaus ist er CFA-Charter Holder.

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Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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