Fondsmanager Stürner zum KI-Hype: „Wir meiden Fantasie ohne Cashflow“

Nach einem starken ersten Halbjahr sorgen geopolitische Risiken weiterhin für Unsicherheit. Im Interview erklärt Maximilian Stürner, Co-Manager des PEH EMPIRE, warum er das Marktumfeld dennoch konstruktiv bewertet, welche Themen jetzt an Bedeutung gewinnen und wie der PEH SCORE aktuell positioniert ist - von KI-getriebenem Produktivitätswachstum bis zu Chancen in Japan und bei Qualitätsaktien. Managers | 14.10.2025 12:55 Uhr
Maximilian Stürner ist Co-Manager des PEH EMPIRE / © e-fundresearch.com / PEH EMPIRE
Maximilian Stürner ist Co-Manager des PEH EMPIRE / © e-fundresearch.com / PEH EMPIRE

e-fundresearch.com: Herr Stürner, nach einem schwungvollen ersten Halbjahr haben geopolitische Risiken und die anhaltende Dollar-Schwäche zuletzt für mehr Unsicherheit gesorgt. Wie beurteilen Sie das aktuelle Marktumfeld im Herbst 2025 und welche Themen prägen aus Ihrer Sicht die nächsten Monate?

Maximilian Stürner: Wir sehen ein konstruktives Umfeld mit erhöhtem, aber beherrschbarem Rauschen. Die globale Konjunktur bleibt getragen von drei Säulen: (1) einem anhaltenden Produktivitätsimpuls durch KI-Einführung und Automatisierung, (2) einer robusten Investitionsdynamik sowie (3) einer graduellen geldpolitischen Entspannung. Geopolitische Risiken und die Dollar-Schwäche erhöhen die Dispersion – für aktives Stock-Picking ist das ein Vorteil. In den nächsten Monaten prägen aus unserer Sicht: AI-Capex und Elektrifizierung, Lieferketten-Resilienz, Infrastruktur-Backlogs, sowie eine Normalisierung der Inflation auf leicht höherem Trend als vor 2020. Kursschwankungen bleiben, aber Rücksetzer sehen wir als Gelegenheiten.

e-fundresearch.com: Ihr PEH SCORE wertet laufend Unternehmens-, Makro- und Marktdaten aus. Welche Signale sendet das Modell derzeit und lassen sich daraus bereits strukturelle Veränderungen im Marktverhalten ableiten?

Maximilian Stürner: Der PEH SCORE zeigt ein konstruktiv-positives Bild: Viele Unternehmen haben geliefert; besonders hohe Punktzahlen sehen wir bei solider Bilanzstruktur, nachhaltiger Preissetzungsmacht, stabilen bis steigenden Margen und klarer globaler Marktführerschaft. Strukturelle Veränderungen im Marktverhalten lassen sich derzeit nicht eindeutig ableiten. Vielmehr sehen wir eine Fortsetzung der Dominanz von Unternehmen mit Preissetzungsmacht und finanzieller Stabilität – ein Trend, den unser PEH SCORE klar bestätigt.

e-fundresearch.com: Wie sind Sie aktuell im PEH EMPIRE positioniert? Gibt es Sektoren, Regionen oder Themen, die Sie angesichts des veränderten Marktumfelds zuletzt stärker oder schwächer gewichtet haben?

Maximilian Stürner: Wir sind im PEH EMPIRE derzeit mit einer Aktienquote von rund 90% positioniert und halten das Portfolio breit diversifiziert, jedoch klar qualitätsfokussiert. Zentraler Baustein bleibt der US-Markt, der trotz politischer Risiken unverzichtbar ist – dank außergewöhnlicher Innovationskraft, ausgeprägter Preissetzungsmacht und starker Bilanzen. Europa profitiert in unseren Augen von anhaltenden Investitionen in Infrastruktur und Sicherheit, weshalb wir dort gezielt Qualitätsführer halten. In den letzten Wochen haben wir vor allem Japan aufgestockt; unser PEH SCORE signalisiert hier eine überzeugende Kombination aus Momentum, Bewertung und Stabilität. Thematisch liegen die Schwerpunkte auf Software, Pharma und Halbleitern – drei Bereichen mit robusten Cashflows und strukturellem Rückenwind durch Cloud-/KI-Adoption, verlässliche Pipelines und den globalen AI-Capex-Zyklus. Insgesamt bleibt PEH EMPIRE breit aufgestellt mit einem klaren Fokus auf Qualitätsaktien.

e-fundresearch.com: In unserem letzten Gespräch haben Sie betont, dass aktives Währungsmanagement ein oft unterschätzter Stabilitätsfaktor im Portfolio ist. Wie hat sich dieser Ansatz seitdem bewährt und welche Rolle spielt er angesichts des schwachen US-Dollars aktuell?

Maximilian Stürner: Unser aktives Währungsmanagement hat sich in der Praxis als äußerst wirkungsvoll erwiesen – insbesondere in einem Umfeld, in dem der US-Dollar an Stärke verliert. Gerade bei international investierten Portfolios ist die Wechselkursentwicklung ein zusätzlicher Volatilitätsfaktor, den viele Marktteilnehmer unterschätzen. Die verbreitete Annahme, dass sich Währungsrisiken langfristig ausgleichen, greift aus unserer Sicht zu kurz.

Wir verfolgen einen differenzierten Ansatz: Durch gezielte Absicherungsstrategien konnten wir allein im laufenden Jahr über 4% Performancebeitrag generieren – ein klarer Beleg für die stabilisierende Wirkung unseres Währungsmanagements. Dabei setzen wir auf dynamische Modelle, die makroökonomische Indikatoren, Zinsdifferenzen und Marktstimmungen berücksichtigen. So können wir flexibel auf Veränderungen reagieren und Währungsrisiken aktiv steuern, statt sie passiv hinzunehmen.

e-fundresearch.com: Wenn Sie auf die derzeitige Marktstimmung blicken, welches Risiko oder Szenario wird Ihrer Einschätzung nach momentan unterschätzt oder zu wenig diskutiert?

Maximilian Stürner: Die Produktivitätsdividende aus KI-Einführung, Automatisierung und Software-Durchdringung könnte schneller und breiter in Margen, Cashflows und Gewinnrevisionen ankommen als eingepreist. Getrieben von AI-Capex, Effizienzprogrammen und sinkender Input-Volatilität entsteht ein Umfeld, in dem Qualitätsführer mit Preissetzungsmacht überproportional profitieren. Unser PEH SCORE spiegelt das bereits über positive Revisions- und Qualitätsmodule, weshalb wir Qualitätsaktien gezielt übergewichten. Im Gegenzug beobachten wir Bewertungsblasen bei Titeln ohne belastbare Cashflows und ohne Sicht auf Earnings – häufig in Hype-Segmenten rund um die "AI-Story". Schon kleine Enttäuschungen bei Wachstum oder Finanzierung können zu rapiden Multiple-Kontraktionen führen. Wir adressieren das mit strikter PEH SCORE-Disziplin. Kurz: Wir bleiben optimistisch für Qualität – und halten bewusst Abstand zu Fantasie ohne Cashflow.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Stürner.

Über Maximilian Stürner

Maximilian Stürner ist seit Januar 2023 Co-Manager des PEH EMPIRE und verantwortet die Aktienselektion sowie die Weiterentwicklung der PEH KI-Scores. Er besitzt einen Master in Finance und ist zertifizierter AI Investment Analyst (CAI).

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