„Der Technologiesektor bleibt auch in den kommenden Jahren ein Wachstumstreiber für die globale Wirtschaft, von dessen Impulsen viele traditionelle Branchen profitieren werden“, sagt Brad Slingerlend, Fondsmanager und Analyst bei Janus. „Einige Unternehmen sind äußerst attraktiv für ein Investment, weil sie mit ihrer Innovationskraft Technologien vorantreiben und zu marktfähigen Anwendungen für andere Bereiche weiterentwickeln – nicht nur für den Technologiesektor selbst, sondern auch für traditionelle Industriebranchen, den Finanz- oder den Gesundheitssektor“.
Als Beispiel dafür nennt der Analyst den Bereich rund um leistungsfähige Mobiltelefone (Smartphones) und neue, preisgünstige Tablet-PCs. „Dies wird zu einer neuen Innovationswelle führen“, ist Slingerlend überzeugt. „Wir beobachten, dass rund um dieses Thema eine Reihe von Technologieunternehmen entstehen oder bestehende sich darauf fokussieren – seien es Softwarefirmen, die an Produkten für die Systemplattformen von Google und Apple arbeiten, oder Unternehmen, die die notwendige Hardware für diese Betriebssysteme produzieren.“ Auch Themen wie die „Datenwolke“ treiben das Wachstum. So steigt die Nachfrage nach Anwendungen, mit denen Unternehmen Daten intern auswerten können, um betriebswirtschaftliche Kernbereiche wie etwa Kundenmarketing oder Logistik zu optimieren.
Die Aussicht auf hohes operatives Wachstum und die Kurssteigerungen der vergangenen Monate haben jedoch dazu geführt, dass die Bewertungen innerhalb des Sektors auf ein weit überdurchschnittliches Niveau gestiegen sind. Für Slingerheld und seinen Kollegen Brinton Johns verdichten sich daher die Anzeichen einer neuen Technologieblase. Eine solche Blase ist zuletzt in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstanden, die dann um die Jahrtausendwende geplatzt ist – mit erheblich negativen Folgen für die Realwirtschaft. „Das Problem ist, dass sich in einem Umfeld mit niedrigen Zinsen und einem schwachen allgemeinen Wirtschaftswachstum immer mehr Investoren auf die gleichzeitig weniger werdenden Unternehmen konzentrieren, die auch in dieser Phase in der Lage sind, ihr hohes Wachstumstempo zu halten“, erklärt Slingerlend. „Das führt dann fast zwangsläufig zu deutlichen Bewertungsaufschlägen“.
Auf der anderen Seite hat das Interesse der Investoren an Unternehmen, die ihrer Meinung nach nicht vom Technologietrend profitieren, spürbar nachgelassen. „Dadurch sind erhebliche Bewertungsdifferenzen entstanden zwischen den Unternehmen, die wir ‚haves‘ nennen, weil sie von Trends wie Cloud-Computing, Smartphones, Big-Data oder Analytics profitieren, und den ‚non-haves‘, die auf der Verlierer-Seite stehen“, beobachtet Janus-Experte Slingerlend und mahnt die Investoren, ihre Strategie zu überdenken. „In der Gruppe der ‚non-haves‘ finden sich hervorragend geführte Unternehmen, die den Investoren hohe Substanz und zwar moderates, aber dafür stabiles Wachstum bieten – zum Beispiel Oracle. Auf der anderen Seite gibt es nur wenige Unternehmen aus dem Umfeld der derzeit angesagten Tech-Trends, die schneller wachsen als es sich in der parallel dazu steigenden Bewertung widerspiegelt.“
Maßgeblich bei der Titelauswahl sollte nach Meinung der beiden Analysten daher vor allem die Frage sein, inwieweit die Innovationsfähigkeit und das Geschäftsmodell des Unternehmens in der Lage sind, das eingepreiste Wachstum auch dauerhaft zu halten. „Eine Firma kann stark wachsen – beispielweise mit 150 Prozent pro Jahr – aber dennoch für ein Investment wenig attraktiv sein, wenn sie dieses Wachstumstempo nur fünf Jahre halten kann“, erläutert Janus-Analyst Brinton Johns, „wir konzentrieren uns daher auf Unternehmen, die für sich und ihre Kunden eine win-win-Situation kreiern – und das in einem möglichst breiten Markt, wie das zum Beispiel auf die Anbieter von Simulationssoftware zutrifft. Diese Kriterien bieten unserer Meinung nach gute Voraussetzungen für stabiles Wachstum.“