Die Evolution der heutigen Konsumgesellschaft
Egal ob Handtasche, Armbanduhr oder SUV: Konsum jeglicher Art ist ein fixer Bestandteil unseres täglichen Alltags und ist - spätestens seit der Entwicklung einer Mittelschicht in den Emerging Markets - schon lange nicht mehr ein rein "westlicher" Trend. Da wie dort wird Konsum heute als Mittel zur Selbstdarstellung und Differenzierung genutzt. Der Ursprung der heutigen Konsumgesellschaft liegt laut Dr. Bosshart im beginnenden Massenkonsum in den USA der 1950er/1960er Jahre.
Europa führend im Luxussegment
Trotz des"First Mover"-Vorteils sind die USA aber längst nicht mehr in jedem Konsumsegment als global führender Konsum-Exporteur zu identifizieren. Zwar seien die USA immer noch führend im Bereich des Massen- und Premiumsegments (z.b. durch General Motors im Automobilsegment), inbesondere im Luxussegment konnte man jedoch nie wirklich mit den hier etablierten, vorwiegend europäischen Unternehmen mithalten.
Gerade im Luxussegment kommt es auf viel mehr als die reine Befriedigung der Grundbedürfnisse an - viel eher geht es in diesem Bereich um die "Brand-Experience", die man hier zusammen mit dem Produkt erwirbt. Dr. Bosshart fasst diese immateriellen Alleinstellungsmerkmale einer Marke beziehungsweise eines Produktes als "Soft Power" (Konzept von US-Politologe Joseph Nye) zusammen.
Eine weltweit bekannte Geschichte (insbesondere aristokratische Vergangenheit), Tradition sowie etablierte Qualität und Beständigkeit (etwa "Made in Germany") statten Europa und europäische Luxusmarken mit einem hohen Maß an "Soft Power" aus und sind laut Bosshart Hauptgründe für den weltweiten Erfolg europäischer Luxusprodukte. Aufgrund der Unverkennbarkeit und der fehlenden Kopierbarkeit (frei nach dem Motto "Tradition kann man nicht kaufen") jener Faktoren, sollten europäischen Unternehmen auch in Zukunft einen privellegierten Status im Luxussegment genießen dürfen. Selbst qualitativ gleichwertige (und möglicherweise preiswertere) Produkte von nicht-europäischen Produzenten (als Beispiel nennt Bosshart die japanische Automarke "Lexus") können aufgrund schwach ausgeprägter "Soft Power" nur schwer mit der europäischen Konkurrenz (insbesondere Mercedes, BMW, Audi) mithalten.
Lateinamerika hinkt hinterher
Während westliche sowie nach und nach auch asiatische Länder und Unternehmen bereits erkannt haben, dass es bei der Etablierung eines nachhaltig erfolgreichen Produkts, einer nachhaltig erfolgreichen Marke um mehr als nur das "Offensichtliche" ankommt (Stichtwort "Soft Power"), sei diese Ideologie im lateinamerikanischen Raum laut Bosshart noch wenig bis gar nicht ausgeprägt. Erste Tendenzen zum bewussten Ausspielen von "Soft Power" sollen hier bislang lediglich im Gastronomie-Bereich zu erkennen sein.
Zur Person
Dr. David Bosshart ist seit 1999 CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft. Das Institut ist ein unabhängiger Europäischer Think Tank für Handel, Wirtschaft und Gesellschaft (gegründet 1962 vom Europäischen Handelspionier Gottlieb Duttweiler). Davor war David Bosshart tätig in Handelsunternehmen, in der Beratung, in der Lehre und in der wissenschaftlichen Forschung. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Megatrends und Gegentrends in Wirtschaft und Gesellschaft, Zukunft des Konsums und Konsumverhaltens, Globalisierung und politische Philosophie, Management und Wandel. David Bosshart ist Autor zahlreicher internationaler Publikationen, mehrsprachiger Referent und gefragter Key Note Speaker in Europa, Amerika und Asien. Auftraggeber seiner Analysen und Vorträge sind internationale Konzerne und nationale Unternehmen aus Handel, Konsumgüter und Dienstleistungen sowie Verbände, NGOs, Forschung und Wissenschaft.
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