Was wenige wissen: Zentralbanken investieren ihre Reserven nicht nur in Bonds, sondern zunehmend auch in Aktien. Ökonom Dr. Martin Hüfner erklärt in seiner aktuellen Gastanalyse, weshalb dieser Trend durchaus positive Auswirkungen auf Märkte und Anleger nehmen könnte.
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Die britische Denkfabrik OMFIF (Official Monetary and Financial Institutions Forum), die die Diskussion in den letzten Wochen mit einer eigenen Studie angestoßen hat, zieht daraus den Schluss, dass die Zentralbanken jetzt nicht nur durch ihre Geldpolitik, sondern auch durch ihre Anlagepolitik zu einer treibenden Kraft auf den Kapitalmärkten geworden sind. Die gesamten anlagefähigen Reserven der Notenbanken schätzt OMFIF auf 13.200 Mrd USD. Das entspricht einem Drittel (!) der Marktkapitalisierung der Aktienmärkte der Welt. Die Graphik zeigt, wie dynamisch sich allein die Währungsreserven in den letzten fünfzehn Jahren entwickelt haben. Das ist ein riesiges Anlagepotenzial.
Wie ist diese Entwicklung zu beurteilen? Wie überall gibt es Argumente dafür und dagegen. Auf der einen Seite besteht die Gefahr von Zielkonflikten. Die Notenbanken sind nicht dafür da, Gewinne erwirtschaften. Sie sollen für Preisstabilität sorgen. Aktienengagements könnten zudem dem Renommee der Notenbanken schaden. Wenn sie bei ihren Investments schief liegen, mag mancher auch an ihrer geldpolitischen Kompetenz zweifeln. Schließlich haben sie gegenüber anderen Anlegern Insiderwissen. Man braucht also „chinese walls“ zwischen denen, die Geldpolitik machen und denen die Gelder anlegen.
Auf der anderen Seite wird dadurch eine neue große Anlegergruppe für den Markt erschlossen. Das hilft den Kursen. Der Markt wird breiter und stabiler. Die Reserven der Zentralbanken, werden rentabler angelegt. Laut OMFIF haben die Notenbanken der Welt durch die ineffiziente Anlagepolitik bisher auf Einnahmen in Höhe von 200 bis 250 Mrd USD verzichtet.
27.01.2025 11:00
-60 Min.
Honor Solomon, Bobby Milano, John Taylor, Karen Watkin
Das wichtigste Argument liegt jedoch woanders. Die einseitige Anlage der Notenbankreserven verzerrt die Kapitalmärkte. Sie begünstigt Bonds, vor allem Staatsanleihen, und benachteiligt Aktien, also die Realwirtschaft. Die Zinsen sind zu niedrig, die Kosten des Eigenkapitals zu hoch. Das fördert die Verschuldung vor allem des Staates, aber auch der Privatwirtschaft. Wir sollten uns nicht über die zu hohe Verschuldung beschweren, wenn wir sie durch die Anlagepolitik der Notenbanken ausdrücklich fördern.
Umgekehrt bekommen die Unternehmen relativ weniger Mittel, die zudem noch teurer sind. Das bremst Wachstum und Arbeitsplätze. Es fällt insbesondere in einer Zeit ins Gewicht, in der die Notenbanken nicht mit zu hoher Inflation zu kämpfen haben, sondern mit zu geringer Expansion der Wirtschaft.
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