Anstatt nun aber die Füße hochzulegen, werden in Mexiko – unter der Präsidentschaft von Enrique Peña Nieto, der damit die Arbeit seines Vorgängers Felipe Calderón fortsetzt – in den Sektoren Banken, Energie und Telekommunikation wirklich grundlegende Reformen umgesetzt. Darüber hinaus werden auch das Bildungswesen und der Arbeitsmarkt umgestaltet, um so die Produktivität langfristig zu steigern. Allerdings läuft für Nieto dabei keineswegs alles glatt. Fragt man lokale Kommentatoren und ausländische Investoren nach den bisherigen Erfolgen dieser Reformmaßnahmen, so erhält man vermutlich zwei sehr unterschiedliche Antworten. Offenbar klaffen Erwartungen und Wirklichkeit in diesem Fall also recht weit auseinander.
Niedrige Steuereinnahmen
Von all diesen Reformen griff man auf volkswirtschaftlicher Ebene zunächst einmal zu steuerlichen Änderungen, während an vielen übrigen Maßnahmen – allen voran an jenen zur Reformierung des Energiesektors – seitens des Gesetzgebers immer noch gefeilt wird. Die Steuereinnahmen Mexikos repräsentieren lediglich 20% des BIP – damit liegt dieser Anteil deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 35%. Da die Regierung anstelle der Mehrwertsteuert aber die Einkommensteuer ins Visier genommen hat, hat sie einen wesentlichen Aspekt aus den Augen verloren: In Mexiko gibt es nämlich einen sozusagen „informellen“ Bevölkerungsanteil von rund 30 Millionen Arbeitskräften, die zwar erwerbstätig sind, von den Steuerbehörden aber nicht erfasst werden. Anstatt die Bürger dazu zu ermutigen, überhaupt Steuern zu zahlen und die Besteuerungsgrundlage auch auf dieses „informelle“ Segment auszuweiten, haben die Reformmaßnahmen also lediglich dazu geführt, dass die bereits registrierten Steuerzahler noch mehr zahlen müssen und deshalb tendenziell niedrigere Einkommen deklarieren. Und außerdem waren diese Maßnahmen auch für Nietos Umfragewerte nicht gerade förderlich.