Allerdings machen diese Pläne nicht den Eindruck, als würden sie wirklich grundlegend etwas verändern. Obwohl sie keine bestimmten Kreditvergabeziele oder Preiskontrollen vorsehen – was jedem Bankenanalysten umgehend den Angstschweiß auf die Stirn treiben würde – stellen sie die Kreditinstitute vor beträchtliche Probleme. Und es liegt nun einmal in der Natur des „informellen“ Sektors, dass man die Kreditwürdigkeit dieser Bevölkerungsschicht nicht wirklich beurteilen kann: Ein potenzieller Kreditnehmer kann zwar alle erforderlichen Häkchen setzen, aber niemand weiß, ob er nicht vielleicht bereits einen Kredit von einem Familienmitglied erhalten hat, dem er sich wesentlich verpflichteter fühlt, so dass er seine Schulden bei dieser Person wahrscheinlich eher zurückzahlt. Ebenso wie in vielen anderen Bereichen von Nietos Reformplänen scheint man also auch hierbei bisher lediglich halbfertig geworden zu sein.
Auf lange Sicht vielversprechend
Offensichtlich ist „halbfertig“ eine gute Beschreibung, um die aktuelle Lage in Mexiko zusammenzufassen. Zweifellos macht man bei der Umsetzung dieser umfassenden Reformen, die wirklich Schwerstarbeit ist, aber einige Fortschritte. Vielleicht kommt man dabei nicht so schnell voran, wie manch Außenstehender es eigentlich erwartet hat, aber auf jeden Fall hat man in Mexiko die richtige Richtung eingeschlagen. Der „Star“ Lateinamerikas befindet sich also auch weiterhin im Aufsteigen.
Paul Schenk
Global Research Analyst
Newton (BNY Mellon)
Gastkommentare werden von anerkannten Experten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.