Die historisch niedrigen Zinssätze sorgen vor allem bei Sparguthaben für nur äußerst geringe oder sogar negative reale Renditen. Aktien dürften graduell vom globalen Wirtschaftsaufschwung profitieren, bei Anleihen bieten sich abseits von Papieren mit hoher Qualität interessante Anlagemöglichkeiten und auch Investments in Immobilien bieten Investoren reichlich Chancen.
USA – weitere wirtschaftliche Erholung oder Zinsschock?
Die wirtschaftliche Entwicklung der USA in diesem Jahr war erfreulicher als erwartet und Amerika ist gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervorgegangen. Besonders deutlich spiegelt sich das in den Aktienkursen wider, die inzwischen bei 27 Prozent über dem Vorkrisenniveau liegen.
Dass es sich dabei um eine Blase handelt, davon geht Philipp Baar-Baarenfels von AXA IM nicht aus. „Die Kursgewinne basieren auf starken Fundamentaldaten. Die Unternehmen investieren wieder, der Konsum zieht an und die Lage an den Immobilienmärkten hat sich spürbar entspannt.“ An einen Zinsschock und eine Verlangsamung des Wachstums glaubt Baar-Baarenfels nicht. Vielmehr sieht er die USA vor einer neuen wirtschaftlichen Blüte angetrieben durch die Nutzung unkonventionellen Erdgases. Dank der Unabhängigkeit von Energieimporten werden die USA die notwendigen Infrastrukturvorhaben angehen können, wovon vor allem die US-Unternehmen profitieren werden. „Vor diesem Hintergrund bleiben US-Aktien auch nach dem Ende der unkonventionellen Geldpolitik der amerikanischen Notenbank (FED) attraktiv“, sagt er. Die FED habe zudem wiederholt deutlich gemacht, dass sie die wirtschaftliche Erholung nicht durch eine verfrühte oder überzogene Erhöhung der Leitzinsen gefährden wird.
Schwellenländeranleihen: Attraktives Chancen-Risiko-Profil
Im Zuge historisch niedriger Leitzinsen und geringer Inflationsraten muss man statt risikolosem Zins heute über zinsloses Risiko nachdenken. Viele festverzinsliche Anlagen bieten nicht mehr die Diversifikations- und Renditesteigerungsvorteile aus der Vergangenheit. Vor diesem Hintergrund ist der Appetit nach Anleihen aus aufstrebenden Nationen nach turbulenten Monaten wieder gestiegen.
Viele Unternehmen aus Schwellenländern erwirtschaften stattliche Gewinne und ein Blick auf die Bilanzen zeigt, dass Gesellschaften aus den Wachstumsregionen gut positioniert sind. Sie weisen oft hohe Cash-Bestände aus und die Verschuldung ist sogar deutlich geringer als beispielsweise bei US-Gesellschaften. Dadurch sind diese Länder mittlerweile wesentlich besser in der Lage, Druck aus dem Ausland zu widerstehen.
„Viele Schwellenländer sind inzwischen höher bewertet als vergleichbare Industrieländer, was deutlich für ihre zugrunde liegenden Stärken spricht und deren Unternehmensanleihen verfügen über ein attraktiveres Chancen-Risiko-Profil als Unternehmensanleihen von Industrienationen“, sagt Ralph Geiger, Director und Fixed-Income-Spezialist bei der Credit Suisse. „Unter den Emerging Markets gibt es aber auch Länder, die immer noch Leistungsbilanzdefizite aufweisen oder unter strukturellen Problemen leiden, deshalb ist eine sorgfältige Selektion notwendig“, betont er.
Europa Value – das hässliche Entlein mit Potenzial?
Value Investing war längere Zeit nicht gefragt. Inzwischen kehrt sich der Trend jedoch langsam um. Die Bewertungen auf den europäischen Märkten befinden sich derzeit zwar nicht mehr auf historischen Tiefs, sondern liegen auf einem Level, dass man als „Fair Value“ beschreiben kann, bei einzelnen Aktien herrschen aber immer noch immense Unterschiede, die gute Chancen für Stockpicker bieten.
„Es gibt immer noch eine ganz Reihe an Unternehmen, die massiv unterbewertet sind, aber sehr starke Unternehmenszahlen aufweisen – nach solchen Unternehmen suchen wir. Bei der Auswahl von Value Titeln ist es vor allem wichtig sog. „Valuefallen“ zu vermeiden, denn bestimmte Aktien sind aus gutem Grund niedrig bewertet. Wir meiden beispielsweise Unternehmen mit hohem Verschuldungsgrad und wenden eine konsequente Fundamentalanalyse an“, sagt Susanne Grabinger, Investmentspezialistin bei M&G. „Aktien, die wir in den letzten sechs Monaten zugekauft haben sind beispielsweise ING, Ladbrokes, Turkcell oder William Hill.“
Technologieaktien: Aufholpotenzial bei Top-Unternehmen
Technologiewerte profitieren vom konjunkturellen Aufschwung, denn je stärker sich die Ertragslage und die Gewinne entwickeln, umso mehr investieren Unternehmen in die technologische Infrastruktur. Da Highflyer der Branche wie LinkedIn und Twitter im vergangenen Jahr enorme Kurssprünge und Gewinne verzeichnen konnten, muten die Kurse einzelner Technologie-Unternehmen zwar recht abenteuerlich an.
„Der Sektor bietet aber im Vergleich zum breiten Markt sogar Aufholpotenzial und die eigentlichen Top-Unternehmen sind tief bewertet“, sagt Mike Judith von DNB Asset Management. Solidität und Wachstumsstärke finden sich bei Branchengrößen wie Google, Apple oder Oracle, die zwar fast schon defensiven Charakter haben, sich im Endeffekt nicht durch die Wachstumsdynamik von den Highflyern unterscheiden, sondern vor allem durch ihr wesentlich günstigeres Bewertungsniveau. „Von einer Bubble im gesamten Markt kann man nicht sprechen – im Gegenteil. Der Sektor bewegte sich sowohl im letzten als auch in diesem Jahr mit dem breiten Markt. Es kommt daher auf intelligente Alphastrategien an“, stellt er fest.
Immobilienmarkt Österreich – klein, aber stabil
Österreichs Immobilienmarkt zeichnet sich vor allem durch seine Stabilität und Rechtssicherheit aus, die Anlegern solide und zuverlässige Renditen bieten können. „Im Wohnimmobilienbereich sind realistisch Erträge zwischen vier und sechs Prozent erzielbar, vor allem die Wiener Außenbezirke und die Landes- und Bezirkshauptstädte sind solide, langfristige Immobilieninvestments“, sagt Gerhard Mittelbach von trivium.
Durch die krisenbedingte steigende Nachfrage kam es zudem zu einem kräftigen Preisanstieg – vor allem in den Wiener Innenbezirken - und aufgrund der aktuell sehr niedrigen Zinssätze steigt die Nachfrage nach Immobilienkrediten weiter. „Zusätzlich bieten auch Gewerbeimmobilien in den österreichischen Regionen interessante Anlagemöglichkeiten für langfristig orientierte Investoren“, sagt der Immobilienexperte.
Die Grundlage für den stabilen Immobilienmarkt bilden die gut verwertbaren Bestandsimmobilien, aber auch eine Unternehmensneugründungsrate von rund sechs Prozent. Ein starker Trend im Wohnimmobilienbereich ist auch das Thema „leistbares Wohnen“. Dies umfasst Kleinwohnungen (30-50qm2), die eine Monatsmiete von 500-600 Euro nicht übersteigen.
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