„Noch stützen ordentliche Fundamentaldaten die Kredit- und Aktienmärkte. Doch die Dinge können sich schnell ändern, und vor uns könnte durchaus ein Sommer mit hoher Volatilität, griechischem Drama und einer Flucht zu den Hügeln liegen.“ Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers
Chris Iggo: "Es war ein Bärenmarkt"
Die Renditen von Bundesanleihen sind seit Anfang April um bis zu 100 Basispunkte (1 Prozentpunkt) angestiegen. Das führte zu Kursverlusten von 7 Prozent bei zehnjährigen und stolzen 20 Prozent bei 30-jährigen Anleihen. „Die Frage, ob die Kursbewegungen im zweiten Quartal den Anfang eines Bärenmarktes darstellen, ist deshalb ziemlich redundant“, erklärt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Es war ein Bärenmarkt. Am Aktienmarkt würde ein Kurssturz um 20 Prozent einen Bärenmarkt darstellen – und genau das ist es, was die Inhaber lang laufender Staatsanleihen gerade erleiden mussten.“ Fliehen Anleiheinvestoren im Sommer in die Hügel?
Allerdings bestehe ein Bärenmarkt in der Regel aus mehreren Phasen. „Angesichts der Komplexität des globalen Anleihemarktes wäre es zu einfach zu sagen, dass es das war und wir nun wieder höhere Renditen sehen werden“, so Iggo. „Ich bin mir sicher, dass wir bisher noch keine Kapitulation der Anleihe-Investoren gesehen haben. Das könnte allerdings geschehen, wenn Phase zwei des Bärenmarktes eintritt. „Vor uns könnte durchaus ein Sommer mit hoher Volatilität, griechischem Drama und einer Flucht in die Hügel liegen.“
Zwei Szenarien könnten Flucht auslösen
Was aber könnte diese Flucht auslösen? Für Iggo gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Die eine ist eine echte Veränderung der Geldpolitik durch die US-Notenbank Fed, die andere eine anlageklassenübergreifende Flucht von Investoren aus riskanten Assets. Die Fed müsste die kurzfristigen Zinsen so stark anheben, dass sie real wieder positiv werden, also um 150 bis 200 Basispunkte. „In diesem Fall würden die Renditen von Treasuries in die Höhe schießen und die Auswirkungen auf alle Anlageklassen wären sehr negativ“, erklärt Iggo. „Aber es ist nur schwer vorstellbar, dass dies in nächster Zeit geschieht. Dazu ist die US-Konjunktur nicht stark genug – und auch die Inflation ist nach wie vor niedrig.“
Auch das zweite Szenario stellt für Iggo keine unmittelbare Gefahr dar: „Es ist schwer, derzeit systematisch schlechte Nachrichten aus den Unternehmen oder irgendeine besorgniserregende Verschlechterung auf den Kreditmärkten zu finden“, so der Experte. „Die Unternehmen sind liquide, nicht überschuldet und werden zudem kaum durch Zinszahlungen belastet. Die Kreditnachfrage ist so stark wie immer. Kurz: Auf Unternehmensanleihen und High Yield Bonds zu setzen und gleichzeitig die Duration kurz zu halten, bleibt weiterhin vernünftig.“