Normalerweise ist für die österreichische Innenpolitik im Mittwochsmail bestenfalls im letzten Absatz Platz und zwar nicht weil´s nicht manchmal durchaus spannend ist, was hier passiert, sondern weil´s insbesondere für unsere Industrie, aber auch für den Rest der Welt, gewöhnlich erfreulicherweise kaum Relevanz hat. Wo´s manchmal durchschlägt ist bei direkt den Finanzmarkt betreffenden Regulierungen, die man zwar auch nur selten in Österreich erfindet, hier zu Lande aber gewöhnlich möglichst streng auslegt, weil sonst könnte ja jemand auf die Idee kommen, am Finanzplatz Österreich ein G´schäft machen zu wollen und das will man ja um Himmels Willen wirklich nicht, weil was täten sonst die Luxemburger…
Aber eigentlich wollt ich ja auf ganz was anderes hinaus. Dass der Herr Hofer, der´s ja schon beim Ambros war, nun das Rechtsabbiegen bei Rot üben lässt und das auch noch in Oberösterreich entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie… ;-) Auch davon wird die Welt nicht untergehen, aber besser wird sie wohl auch nicht werden. Vom 20´ger Haus (wieder der Ambros, wer´s nicht mehr kennt) ins Weiße ist es zwar ein nicht unwesentlicher Gedankensprung, aber auch dort scheint das Klima aktuell etwas rauer zu werden, beginnen doch mit Manfort und Cohen die ersten Dominos zu fallen. Trumps Problem könnte - im Gegensatz zu anderen Herrschern mit absolutistischen Machtansprüchen - sein, dass er sich die unzähligen Feinde, die er sich wohl gemacht haben muss, nicht vollends vom Hals schaffen konnte und seine Getreuen, sich wohl opportunistisch auch auf die andere Seite schlagen könnten, wenn das Schiff einmal ins Wanken gerät… Sollten die Midterms im Kongress positiv für die Demokraten ausgehen, wird das vielleicht doch noch mal spannend!
In der Zwischenzeit ist die Rally im S&P nicht nur die most hated of all times, sondern schickt sich an, auch die längste aller Zeiten zu werden. Man darf gespannt sein, was passiert, wenn wir auch dieses Kasterl abgehackt haben. 3000, 5000…. Who knows? Mancher, nicht so direkt involvierte, wird wahrscheinlich sagen: who cares? ;-) Eh…. Aktuell handeln wir im S&P 500 ein KGV von 20,77 sagt Bloomberg. Nicht ganz billig, aber auch nicht extrem teuer und da wir ja sowieso nur mehr now-casten und keine Prognosen mehr machen (Weil, wozu auch?), warum soll´s nicht noch weiter steigen? Aber das hatten wir ja schon… ;-)
Wieder mehr in den Fokus rückt dieser Tage auch der Brexit, wobei sich auch hier die Stimmen mehren, die den Oktobertermin für nicht haltbar erachten. Das immer wieder aus guten Gründen bemühte Gespenst eines harten Brexit, halte ich nach wie vor für eher unwahrscheinlich. Zum einen, weil jedwede Ratio dagegen spricht und zum anderen, weil die EU in den letzten zehn Jahren mit der Politik des Durchwurschtelns erstaunlicherweise ganz gut gefahren ist und man wohl jetzt nicht damit anfangen wird, die vielen schönen Grau-Schattierungen in nur Schwarz und Weiß umzutauschen. Wobei ich natürlich die Notwendigkeit einer gesichtswahrenden Lösung für beide Seiten durchaus sehe, weil wiedergewählt wird wohl zumindest Frau May werden wollen. Auf supranationaler Ebene haben wir´s ja ohnehin nicht so mit der direkten Übersicht, wer da wen wie gewählt hat bzw. wählt, aber, wenn man es nicht schafft eine verkaufbare Lösung zu präsentieren, werden wohl die nationalen Kleingeister weiter Aufwinde verspüren. Das wiederum ist mit ziemlicher Sicherheit nicht dazu angetan, ein funktionierendes Europa zu unterstützen, das sich inmitten der großen Blöcke wird behaupten können.
Was haben wir noch? Eigentlich jede Menge von Hofknicksen bis Handelskriegen, aber da darf ich heut auf die lokalen und internationalen News-Dealer verweisen. Also raus aus dem Facebook News-Bubble-Feedbackraum…. :-)
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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