Schon wieder fast um die Woche. Die US Midterms liegen hinter uns, der Brexit und diverse andere potentielle Katastrophen noch vor uns. Also im Wesentlichen nichts Neues. Was allerdings neu ist, im Sinne dessen, dass wir aus einem Marktumfeld kommen, wo die Marktvolatilität gemessen am amerikanischen VIX insbesondere 2017 in ungeahnte und noch nicht kartographierte Tiefen vorgestoßen ist, finden wir uns jetzt, man möchte fast sagen endlich ;-), in einer Situation wieder wo es ein Bisserl turbulenter zugeht. Wie an dieser Stelle schon öfter angemerkt, bin ich ja durchaus der Meinung, dass die diversen Marktteilnehmer ihre Arbeit machen sollten und dort, wo es potentielle Risiken gibt, diese sich auch im Preis wiederspiegeln sollten. Ob ich jetzt eine 100 jährige Argentinische Staatsanleihe kaufe (die dann eh nur eine Duration von knapp 11 Jahren hat) oder irgendeine Tech Aktie mit einem KGV jenseits der 20 bleibt sich aus meiner Sicht längerfristig aus Risiko-technischer Sicht völlig gleich, außer, dass Argentinien schon mehrmals die Chance bekommen hat seine Schulden nicht begleichen zu müssen, die Techs aber bis auf einige wenige für immer verschwinden, wenn sie mal Pleite gemacht haben…
Aber worauf will ich eigentlich hinaus?! :-) Nun zuerst auf unseres großen Nachbarn alt-ehrwürdige Kanzlerin und dann wahrscheinlich wieder zurück zum Markt. Schreibt mir doch die deutsche Wirtschaftswoche, die den Rückzug von Frau Merkel durchaus zu begrüßen scheint, in einer der letzten Ausgaben, sie, Frau Merkel, wäre eine Kanzlerin für das Ende der Geschichte, wo sich Zukunft und Gegenwart amalgamieren. Gemeint ist damit wohl, dass wir bis sagen wir 2015 in einem quasi Post-Apokalyptischen Zeitalter nach der großen Finanzkrise gelebt haben und die verbindenden Elemente durchaus überwogen haben. Profil, Meinung und Führung waren nicht erwünscht, vielleicht aber auch gar nicht notwendig. Europa hat es mit Durchwurschteln erfolgreich geschafft, nicht zu Bruch zu gehen, Deutschland hat mit seiner Willkommenspolitik den Karren auch nicht an die Wand gefahren (auch wenn das mancher gern glauben täte) und mit der Brexit Abstimmung ist die Welt auch nicht untergegangen.
Nur unglücklicher sind alle geworden. Und dann kam Trump, der Brexit als Realität und das leidvolle Migrationsthema wurde von den etwas geschickteren Politikern auch rauf und runter gebetet. So, und da stehen wir nun und suchen unser Heil in allen möglichen, dunklen ;-) Ecken. Der Markt war dabei möglicherweise nur ein Spiegel der allgemeinen Selbstzufriedenheit bzw. irgendwo gibt´s da wohl insbesondere in den USA eine gewisse Feedback Schleife….
Schaut so aus, als tät sich da nun auch auf den Kapitalmärkten was ändern. Die politische Realität ist ja schon länger volatiler, unzufriedener und agitativer geworden. Die Schönheit der Märkte ist, dass man sich gegen fast alles und jeden hedgen kann, wenn ich den Schwan denn auch als solchen erkenne, wenn er sich anfangs nur als hässliches Entlein präsentiert. Schwieriger ist es da schon sich gegen politische Unbill zu versichern und die gewöhnlichen Schafe im Wolfspelz von der inversen Kombination zu unterscheiden… Hat man es gewöhnlich doch mit einer großen Menge der einen und nur einem kleinen, aber umso gefährlicheren, Teil der anderen zu tun. Also eigentlich ganz wie bei den Schwänen…. :-)
Der Kreis schließt sich aber nicht nur bei den Viechern. Hätt ich jetzt ein Sendungsbewusstsein, würd ich wahrscheinlich schreiben: Mit dem Geld ist´s wie mit allem anderen, auch den politischen Annehmlichkeiten an die wir uns seit dem letzten großen Krieg so gut gewöhnt haben. Einmal verloren, ist es ganz schwer wieder zurück zu gewinnen. Schon allein wegen der Prozentrechnung.. . (aber dieser, höheren Mathematik widmend wir uns einmal separat! ;-))
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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