Ab wann ist man eigentlich ein Silber-Rücken? Ab 50, ab 45 oder überhaupt erst ab 60? Nun am Finanzmarkt lässt sich das noch weniger genau sagen, weil die Average-Professional-Life-Expectancy des gemeinen Marktakteurs zum einen ganz unterschiedlich und zum anderen für die meisten deutlich kürzer ist. Ist ja im Grunde auch völlig egal! :-) Jedenfalls dürfte sowas, wie wir es gestern erlebt haben, noch keiner gesehen haben… Hat doch unser aller EZB Gouverneur Mario D verlautbart, dass es zu weiteren quantitativen Lockerungsmaßnahmen kommen könnte. Das wiederum hat vor allem auch die europäischen Aktienmärkte gefreut und sie sind gestiegen. Der Euro hingegen ist ein bisserl gefallen. Das war dann zu viel für Herrn Trump, der sofort ganz erbost via Twitter (wie sonst? ;-)) auf Mr. D. losgegangen ist. Aber damit nicht genug, er hat sich offensichtlich auch gleich in seiner Rolle als the biggest swinging D!?# on the floor bedroht gefühlt und mit einem Tweet, wie toll nicht die China/US Gespräche am kommenden G20 Gipfel werden würden, seinerseits versucht den Markt in die Höhe zu treiben. Was für ein Kindergarten!
Apropos Kindergarten: Boris Johnson liegt nach der zweiten Tory-Abstimmungsrunde immer noch auf Platz eins im Rennen um die May-Nachfolge. Robert Shrimsley schreibt dazu in der gestrigen FT: Everyone knows that Mr Johnson is lying — the problem is no one is sure who to. Wie Rory Stewart, der einzige Kandidat der gegen einen No-Deal Brexit auftritt, gestern bemerkt hat, ist die Position Johnsons tatsächlich völlig unhaltbar, da das Parlament einem No-Deal Brexit nicht zustimmen wird. Also was soll das Ganze eigentlich? Bleibt zu hoffen, dass sich am Ende doch noch die Vernunft durchsetzt. Leider spricht seit 2016 eigentlich alles, was das Inselvolk so gemacht hat, dagegen. Ob die Welt noch eine Trump-Like-Person aushält, wage ich nämlich zu bezweifeln.
Der große Unterschied zu damals ist, dass wir durch die Kurzfristigkeit und die nahezu universelle Unbildung bzw. das globale Desinteresse eines großen Teils des Wahlvolkes an die Grenzen der Demokratie zu stoßen scheinen. China hat das Problem generell nicht. Regimekritiker verschwinden dort einfach (auch nicht die feine englische Art!) und man orientiert sich deutlich langfristiger, weil es nur sehr bedingt darum geht, wieder gewählt zu werden. Ein System, dass wir anstreben sollten? Wohl nicht! Aber ein System, das kalkulierbarer ist als die offensichtlich an wesentlichen Umkehrpunkten zu kurzfristig ausgerichteten Demokratien westlicher Prägung!
Tatsächlich funktioniert das System der heißen Luft (statt einer umsichtigen Finanzpolitik – monetär wie fiskal), wie wir an Japan seit den 1980er Jahren sehen, auch irgendwie, wiewohl ich mir der multiplen Unterschiede durchaus bewusst bin. Kein Politiker oder Zentralbänker dieser Welt wird als derjenige in die Geschichte eingehen wollen, der am Ende der Party das Licht abgedreht hat. Aber, and you can trust me on that: what is not sustainable, eventually will fail!
Schönen Feiertag!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH