Die Zahl ist beeindruckend: Laut einer Schätzung der EU-Kommission werden ab sofort zumindest 180 Milliarden Euro jährlich an zusätzlichen Finanzmitteln in der EU benötigt, um die Klima- und Energieziele aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen und damit die Verringerung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius bis 2030 zu erreichen. Ihren Beitrag dazu leistet künftig die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) im Rahmen des neue Sustainable Finance-Programms. Die Spezialbank hat soeben ein „Sustainable Financing Framework“ mit verpflichtenden Leitlinien für die Begebung von nachhaltigen Anleihen und klaren Vorschriften für die Verwendung der daraus erzielten Erlöse verabschiedet. Das Framework wurde extern von Sustainalytics, einem der führenden unabhängigen ESG- und Corporate Governance-Research Unternehmen, geprüft und bestätigt.
„Der Klima- und Umweltschutz sowie Fragen der sozialen Ungleichheit sind die großen globalen Herausforderungen unserer Zeit. In der OeKB können wir einen Beitrag zur Bewältigung dieser Themen leisten, indem wir für nachhaltige Projekte Finanzierungsmittel über ‚Sustainability Bonds‘ zur Verfügung stellen“, sagt Angelika Sommer-Hemetsberger, im Vorstand der OeKB für die Kapitalmarktaktivitäten zuständig.
„Wir treffen damit auch den Puls der Zeit der Exporteure. Nachhaltige Investments gewinnen für heimische Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Mit dieser Möglichkeit Finanzierungsmittel aufzunehmen, setzen wir für Exportunternehmen, gemeinsam mit unserem Produkt ‚Exportinvest Green‘ und den Möglichkeiten der Oesterreichischen Entwicklungsbank, einen weiteren Schwerpunkt im Bereich ‚Green Finance‘“, so Helmut Bernkopf, OeKB-Vorstandsmitglied und für den Export Services-Bereich verantwortlich.
Armutsbekämpfung, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie
„Sustainability Bonds“ sind Anleihen, deren Emissionserlöse ausschließlich zur (Re-)Finanzierung von Umwelt- und Sozialprojekten oder einer Kombination aus beiden verwendet werden. Im ersten Schritt definierte ein Expertenteam der OeKB und der OeEB (Oesterreichischen Entwicklungsbank AG) dazu einen Rahmen mit verpflichtenden Leitlinien. Diese orientieren sich an den „Green Bond Principles“, „Social Bond Principles“ und „Sustainability Bond Guidelines“ des anerkannten internationalen Branchenverbandes ICMA (International Capital Market Association).
Auf Basis dieses „Sustainable Financing Framework“ plant die OeKB nachhaltige Anleihen zu emittieren und mit deren Erlös bestehende oder zukünftige Projekte im Bereich Umwelt und Soziales zu finanzieren. Ziele sind die Armutsbekämpfung im Rahmen der Entwicklungsfinanzierung und die Verbesserung des Klimaschutzes.
Das „Sustainable Financing Framework“ der OeKB definiert Kriterien in sieben „grünen“ und vier sozialen Kategorien für geeignete Projekte und fokussiert auf folgende Themen: Erneuerbare Energien, Energie-Effizienz, Prävention und Vermeidung von Umweltverschmutzung, ökologisch nachhaltiges Ressourcenmanagement, nachhaltige Wasserwirtschaft, sauberer Transport, Anpassungsmaßnahmen infolge des Klimawandels wie beispielsweise Überschwemmungsschutz oder Aufforstungen, Förderung der Schaffung von Arbeitsplätzen, Zugang zu sozialer Grundversorgung wie Gesundheit oder Bildung, Basisinfrastruktur in Entwicklungsländern und leistbares Wohnen.
Erster „Sustainability Bond“ im Herbst 2019 geplant
Für Herbst 2019 ist die Begebung eines ersten „Sustainability Bonds“ durch die OeKB geplant. „Gespräche mit Investoren bestätigen uns ein grundsätzlich sehr hohes Interesse an nachhaltigen Anleihen. Vor allem institutionelle Investoren wie Asset Manager und Investmentfonds, Pensionskassen oder Versicherungen fragen diese Veranlagungsmöglichkeit stark nach“, so Sommer‑Hemetsberger.