Gröschls Mittwochskommentar: 37/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 15.09.2021 09:47 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Wäre Präsident Xi vor hundert Jahren aktiv gewesen und würde er lieber schreiben als regieren, hätte er wohl einen Entwicklungsroman mit dem Titel „Mein China“ geschrieben. Heutzutage hieße das ganze wohl eher Coming of Age Drama und würde in Mikro-Episoden auf TikTok veröffentlicht bzw. sagt man wohl eher gestreamt werden. :-) Inhaltlich hat sich aber an den manchmal schmerzvollen Irrwegen des Erwachsenwerdens nicht wirklich was geändert. Auch für Xis China scheint die Sturm und Drang Zeit, in der alles möglich scheint, vieles funktioniert und das was nicht klappt vom allgemeinen Erfolg überdeckt wird, langsam aber sicher zu Ende zu sein. Es war eine aufregende, fast perfekte Pubertät in der man viele Erfahrungen gemacht hat, Freunde gewonnen aber sich auch den ein oder anderen Feind geschaffen hat.

Irgendwann lässt die Kraft aber ein bisserl nach, das Innere meldet sich mit dem ein oder anderen Wehwehchen und manchmal beginnen selbst die Freunde zu hinterfragen, ob man dem eingeschlagenen Weg bedingungslos folgen will. Helfen tut dabei natürlich der Erfolg, weil mit demjenigen der viel zu verteilen hat, teilt man immer gerne Tisch und Bett. Der konservative, junge Erwachsene sucht sich dann im Idealfall einen stabilen Partner, sichert die Beziehungen zu seiner Umwelt ab, hält die Familie in Schach und pflegt sein Netzwerk. Hier ist Herr Xi dann allerdings irgendwo abgebogen. :-)

Seiner Familie, der Partei, versucht er mit eiserner Hand vorzustehen. Das kratzt insbesondere die entfernteren Verwandten, die sich ihre eigenen kleinen Reiche ein bisserl weiter weg von Peking aufgebaut haben, natürlich wenig, solang man sie in Ruhe lässt, aber wohl durchaus zu einer gewissen Opposition führen dürfte, wenn die Interventionen zu direkt werden. Ähnlich verschnupft dürften inzwischen seine Freunde aus der Wirtschaft reagieren, wenn wieder einem der ihren das Vermögen entzogen und ans Volk verteilt wird. War damit zu rechnen? Aus sozialistischen Überlegungen auf alle Fälle. Will man wahrhaben, dass eine Führung, die einem zu einem Vermögen von hunderten Millarden USD verholfen hat, plötzlich den Hahn zudreht? Wahrscheinlich nicht.

Mögen es die Kinderchen wenn man sie bis in die kleinste Ecke ihres Lebens vermittels elektronsicher Gadgets kontrolliert. Nun meine nicht. :-) Es ist wohl davon auszugehen, dass auch das durchschnittliche Chines:in irgendwann das Näschen voll davon hat. Die Geschichte mit der Umverteilung verbunden mit der Repression der Unbelehrbaren funktioniert natürlich eine Zeitlang, aber nur so lang sich keine Überzeugungen breit machen. Pinkelt man dann noch seinen internationalen Mitbewerbern ständig ans Bein und setzt auf Partnerschaften, die aufgrund der Altersstruktur der dortigen Autokraten unter Umständen auch ein Ablaufdatum haben und verbindet das mit einer wenig favorablen demographischen Entwicklung, dann sind das unter Umständen durchaus Anzeichen dafür, das der uneingeschränkte Anspruch die Familie anführen zu wollen irgendwann einmal in Frage gestellt werden könnte, oder?!

So oder so ähnlich stell er sich also die Welt vor, der Flo. :-) Wobei es Zyklen und Wellen, die manchmal länger manchmal kürzer sind, wohl überall gibt. Tatsächlich schauen sie auf den ersten Blick manchmal unterschiedlich aus. Die einen sind größer, die anderen sind kleiner, manchmal – wenn die Sterne ganz schlecht stehen – kommt sogar ein Tsunami daher, aber am Ende laufen sie alle am Ufer aus... Was uns, was für eine Überraschung, sozusagen nahtlos zu den internationalen Kapital- und Finanzmärkten surfen lässt. Das Heranrollen von Wellen wird ja hier seitjeher von Herrn Kondratjew bis zum Kollegen Elliot als nahezu apodiktisch Wahrheit akzeptiert. Was wir, die wir, wenn wir ans Surfen denken, nicht gleich auch ein Handy brauchen, dem aus Erfahrung hinzufügen können, ist, dass Wellen in Sets daher kommen, ie zwischen den durchschnittlichen, normalen Wellen immer wieder Gruppen von Wellen auftreten, die größer und steiler sind als die davor und danach und, – auch ganz wichtig –  dass große Stürme am einen Ende des Ozeans verspätet aber deswegen nicht weniger sicher auch große Wellen an das andere Ende der Welt bringen können.

Ob nun die perfekte Welle, nach dem Perfect Storm kommt, oder ein wirklich großes Erdbeben, als Known-Unknown, einen Tsunami auslöst oder sich eh alles in Wohlgefallen auflöst, wird sich zeigen. Bis dahin empfehle ich mich und den Skero Euch! :-)

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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