Gröschls Mittwochskommentar: 39/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 27.09.2023 10:42 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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No, ein bisserl aufgeregt sind wir schon dieser Tage, wobei wir zwischen Denial und Acceptance, je nach Marktsegment, hin- und herschwanken. Möglicherweise ist das aber insofern fair, als wir uns im Manufacturing Sector sowohl in den USA als auch in Europa in einer Rezession befinden, (profitable)Tech davon aber nicht wirklich was zu spüren scheint. Ob hier tatsächlich der nächste Quantensprung stattfindet und die Eintrittsbarrieren für ASLM und Nvidia Nachfolger so hoch sind, dass diese noch auf Jahrzehnte aus dem Vollen schöpfen können, wage ich nicht zu beurteilen, wobei natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass die Revolution hier ihre Kinder frisst und die immer besser und schneller werdende KI neue Möglichkeiten auch für andere Marktteilnehmer eröffnet mittelfristig relativ hoch sein sollte. Andernfalls fänden wir uns wohl irgendwann in der Middle-Development-Trap - so wie das die Chinesen grad beim Einkommen erfahren – wieder.

Tatsächlich sind die Studien und Publikationen zu, was bringt die KI wem, wo, und wer wird aller Umschulen müssen, inzwischen Legion, es lohnt also nicht, wenn ich da auch noch meinen Senf dazu gebe. Was aber – und ob sich´s dann weiter unten ausgezahlt hat, wird sich zeigen ;-) – bisher ein bisserl zu kurz kommt bzw. mich beschäftigt´s halt, ist der post-faktische Aspekt der ganzen Geschichte, also der Moment, wenn die Maschinen die Weltherrschaft übernehmen. :-) Bitte nicht lachen, für eine Generation, die mit Asimov, Stark Trek und Terminator aufgewachsen ist und in wenigen Jahrzehnten vom Vierteltelefon zum Smartphone gestolpert ist, war immer alles möglich und sehr viele Dinge im Guten, wie im weniger Guten, haben sich ja auch tatsächlich manifestiert.

Die Grundsatzfrage, die sich hier also stellt, ist: Reicht der Grundzustand, dass etwas möglich ist, aus, damit etwas entsteht bzw. versucht wird? Dem Menschen reicht das. Das nennt sich wohl Ehrgeiz und ist, wie wir spätestens seit Faust wissen, mit einer Reihe von mehr oder weniger schwerwiegenden Irrungen, falschen Abbiegern und diverser anderer Imponderablia verbunden. Dass es uns noch gibt, scheint bei genauerer Betrachtung, ziemlich sicher reines Glück und nicht Verstand zu sein. ;-) Der intrinsische Antrieb sollte der Maschine aber grundsätzlich eher fehlen, oder? Auch zuweilen durchaus wirren Überzeugungen sollte es einer auf Daten basierten Entität, selbst wenn sie im Jahr 2371 endgültig zu Emotionen fähig wird, eigentlich mangeln, was die Wahrscheinlichkeit größerer Blödheiten minimieren dürfte. Bleibt eigentlich nur mehr die Kleinigkeit der Notwendigkeit sich auf ein gemeinsames Wertekorsett zu einigen. Das wiederum dürfte, ob der menschlichen Komponente, eventuell etwas schwierig werden. ;-)

Apropos Einigung: Im US-amerikanischen Kongress erleben wir gerade wieder ein Lehrbeispiel spieltheoretischer Entscheidungsfindung. Wobei es diesmal ein bisserl enger werden könnte, weil der blockierende Teil der Republikaner selbst in der eigenen Partei eine Minderheit darstellt, der nicht wahnsinnig viel mehr zu verlieren hat als die eigene Glaubwürdigkeit. Auf der anderen Seite steht der alte (nicht immer ganz eingehaltene ;-)) Grundsatz, dass mit Terroristen nicht verhandelt wird, auf dem Spiel. Der Umstand, dass nächstes Jahr Wahlen sind, hilft dabei natürlich nur bedingt. Die Historie spricht für eine Einigung in letzter Minute, aber falls sich´s nicht ausgeht, dürften die Märkte kurzfristig ausgesprochen verschnupft reagieren, würde das kaum Positives für´s nächste Jahr verheißen und das in einer Zeit, wo zumindest ein Teil eh schon angeschlagen ist und die normalisierten ;-) Zinsen erst noch Monate brauchen, um vollends in allen Ecken der Ökonomie anzukommen.

Geht also nun doch endlich alles den Bach hinunter und uns hilft nur mehr der Glaube (an was auch immer ;-))? Nun auch das würde uns von der KI unterscheiden, weil der ja zumindest bis tief ins 24ste Jahrhundert der Mut zur Verzweiflung fehlt. Kommt der apodiktische Aufruf zum Glauben allerdings nicht aus einer der üblichen, ohnehin eher auf die post-apokalyptische Periode gerichteten Ecken, sondern aus der öst. Bundesregierung, ist es vielleicht wirklich Zeit sich Sorgen zu machen oder aber es ist eh schon z´spät… *lol*

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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