Selbst wenn man versucht, der ganzen Geschichte mit einer gesunden Portion Fatalismus und ein bisserl Galgenhumor zu begegnen, nimmt sich die aktuelle Situation mittelgut aus, oder? Dass es rund um den Globus Kräfte gibt, die einerseits von der einen Katastrophe ablenken und andererseits Ressourcen der Opponenten binden wollen, ist so offensichtlich wie nachvollziehbar. Andere versuchen das allgemeine Chaos auszunutzen, um ihren Vorstellungen entsprechend Tatsachen zu schaffen, ohne dabei wesentlichen Gegenwind des verbliebenen Rests der internationalen Gemeinschaft zu bekommen. Was im Falle des Kriegs in Israel allerdings überrascht, ist, dass die Attacke der Hamas, die in ihrer Breite alles Bisherige in den Schatten stellt, scheinbar von den Geheimdiensten völlig unbemerkt vorbereitet werden konnte.
Dass die Hamas auf Ressourcen des Iran (und weiterer anti-westlicher Staaten) zurückgreifen kann, ist nichts Neues. Die Ausführung und Heftigkeit des Angriffs lassen (den ausgewiesenen Chefexperten ;-)) vermuten, dass da aber noch weitere, größere Schurkenstaaten ihre Finger im Spiel haben. Da stellt sich natürlich sofort die Frage: Cui Bono – wem nützt´s? Da wiederum muss man nicht lange suchen, um bei Putins Russland zu landen. Dass der russische FSB seit dem Abtreten von Boris Jelzin nicht untätig war und für die diversen Operationen auch ganz ordentlich schön sauber gewaschenes Funding aufgebaut hat, also sicher in der Lage und Willens ist, wo´s geht zu zündeln, ist auch kein Geheimnis. (Und die Info hab ich nicht, weil ich seit 20 Jahren in der Wiener Bankenlandschaft unterwegs bin, sondern aus Büchern (auch nicht den Büchern). *lol*) Bleibt nur zu hoffen, dass es bei lokalen Brandherden bleibt und nicht die ganze Welt zu brennen anfängt…
Die unmittelbaren Konsequenzen, soweit sichtbar, sind die folgenden: Die Ukraine ist völlig aus allen Nachrichten verschwunden. Die US-Militärführung (und die US Politik) verlegt ihren Fokus von Osteuropa in den Nahen Osten. Unterstützungszahlungen werden in alle Richtungen überprüft; für die Palästinenser haben sie sich wohl erledigt. Aber auch Isreal schaut man auf die Finger, ob die militärische Antwort internationalem Recht entspricht. – Das wiederum darf verständlicherweise bezweifelt werden. Der Gazastreifen wird wohl nach dem Ende der sich andeutenden Bodenoffensive kaum mehr existieren. Wollte man nun auch hier hinterfragen, wo wessen Interessen liegen, und blickt man in die unmittelbare politische Geschichte Israels zurück, fände man da wahrscheinlich auch Personen(gruppen), die gewillt sind die Situation für die Durchsetzung ihrer Interessen zu nutzen. Sicher ist, das Volk verliert immer, egal ob es die auf beiden Seiten getöteten Zivilisten sind oder die jungen Soldaten, die jetzt mobil gemacht werden. Brechts Kälbermarsch und so….
Etwas verstörend war dann gestern (Dienstag) auch die Reaktion vor allem der europäischen Märkte. Hier muss tatsächlich vermutet werden – und ja ich hab den Bostic auch gehört – dass uns aktuell so wenig einfällt, dass wir auf die ganz alten Börse Weisheiten (Kaufen, wenn die Kanonen donnern!) zurückgreifen, uns freuen wenn die Goldmänner sagen, dass der Krieg auf die Märkte wohl keinen Einfluss haben wird und alles kaufen, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Mag ja langfristig immer noch stimmen, das Sprichwort, nur hat uns vorher ein bisserl der Sell-Off gefehlt, oder? Das bisserl Korrektur, das wir zuletzt gesehen haben, darf man getrost den (immer noch nicht voll eskomptierten) makroökonomischen Veränderungen zuschreiben, eine Neubewertung der Risiken eines Öl-befeuerten Flächenbrandes im Nahen Osten, die es jetzt gelte wieder auszupreisen, sind da aber wohl eher nicht berücksichtig worden. Anyways, die kollektive Intelligenz (KI ;-)) des Marktes hat natürlich immer recht….
Da die Lage, folgt man den Kapitalströmen, also scheinbar weiterhin weder ernst noch hoffnungslos ist, blicken wir noch kurz ins Ö.Reich der Mitte. Wird der gelernte Österreicher es ja eh ganz normal finden, dass niederösterreichische, schwarze Bürgermeister sich an der Umwidmung von Agrarflächen bereichern und dass die roten wiener Gegenstückln das Nämliche im lokalen Kleingartenverein tun, muss man denen die sich nicht so tief in der österreichischen Mentalität verwurzelt fühlen die beiden TV Serien Braunschlag (für N.Ö.) und Kaisermühlen Blues (für Wien) ans Herz legen. Wer dann noch wissen will, wie wir hier so ausschauen und grad keine Zeit hat mit der U-Bahn zum Schwedenplatz zu fahren, dem seien die Bücher des 2016 verstorbenen Herrn Deix ans Herz gelegt. :-)
So, all said and done! :-)
Liebe Grüße
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.