Gröschls Mittwochskommentar: 42/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 18.10.2023 11:27 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Leider scheint die geopolitische Situation aktuell einen klaren Tilt zur Downside zu haben, um hier ein bisserl den Market Speak zu bemühen. Man wird irgendwie das Gefühl nicht los, dass, wann immer es zwei Möglichkeiten gibt, die der Eskalation zum Tragen kommt und wir uns auf unserem Binomial-Baum immer weiter nach unten bewegen. Die blöde Geschichte dabei ist, dass es zwar für alles irgendwo ein natürliches Ende und eine Bodenbildung gibt, diese aber abseits der Märkte eine Option ist, über die wir lieber nicht nachdenken wollen. ;-) Genau das macht der Markt dann auch, sich auf die Dinge konzentrieren, die vermeintlich leicht fassbar sind, sich in Zahlenfriedhöfen schein-konkretisieren lassen und die dann im Brustton der Überzeugung in die Welt hinaustragen. :-)

Nun an Überzeugungen, wie die Zukunft der Finanzmärkte ausschauen wird, mangelt es aktuell nicht, leider gibt es derer unzählige unterschiedliche, was die Angelegenheit nicht weniger kompliziert macht. Sehr spannend wird´s dann, wenn unter all den differierenden Einschätzungen und Erwartungen kurzfristig ein gewisser Trend zu identifizieren ist und dieser dann herangezogen wird, um die eigene Meinung mit dem Konsens zu untermauern. Kann natürlich gegen einen Laufen, wenn man sich die falschen Waffenbrüder aussucht. ;-) Persönlich scheint mir die Breite der Einschätzungen und Erwartungen so breit wie selten. Was dabei erstaunlich und völlig untypisch ist - lieben wir es doch, uns auf einen Datenpunkt/Markt/what so ever zu konzentrieren - , dass so viele Themen gleichzeitig abgehandelt werden. Was wiederum die Prognosegüte, die ja ohnehin nur ex-post durch die Kapitalströme in oder aus einer Idee zu messen ist, kurzfristig völlig in den Abgrund treibt.

Die finale Konsequenz daraus muss natürlich sein, dass wir die Intraday Charts wieder abdrehen, sich die Robinhoods aus dem Markt zurückziehen und wir wieder beginnen, Fristen und Zyklen konforme Strategien und Herangehensweisen zu entwickeln. Dass dieser Paradigmenwechsel schmerzfrei über die Bühne geht und sich gleichsam als geordneter Rückzug anlässt, darf – wie eh immer alles ;-) – durchaus bezweifelt werden. In der schlechtesten aller Welten (siehe Absatz eins…) löst ein geopolitischer Katalysator der z.B.den Öl-Preis auf USD 150 bis 200 pusht, eine abrupte Kapitulation diverser Marktteilnehmer aus und fertig angemacht wäre der Salat…

Um dem Ganzen ein bisserl Farbe zu geben, ein paar Beispiele höchst divergierender Einschätzungen: China. Kaum ein anderer Markt wird aktuell so binär betrachtet, wobei sich die China-Haters gefühlsmäßig deutlich in der Überzahl befinden. Glaubt man an das Eskalationsszenario und daran, dass die chinesische Regierung den Laden nicht in den Griff bekommt und möglicherweise, dann auch noch in Taiwan irgendeinen Unsinn aufführt, ist es wohl gut und richtig die Finger davon zu lassen. Was aber wenn nicht? Viele Investoren haben hier den Luxus, sich auf ihre Benchmarks zurückziehen zu können, also zumindest relativ keine Fehler machen zu müssen, ob wir allerdings dafür gezahlt werden sollten, bin ich mir nicht sicher…

Ähnlich viele Meinungen gibt es zur Inflationsentwicklung in den entwickelten Märkten, wobei man sich hier scheinbar auf die Erwartung höherer Inflationsvolatilität zurückziehen möchte. Wahrscheinlich eh fair, aber darauf eine Assetallokation, die nicht (relative) Risikoreduktion bedingt, aufzubauen scheint nur wenigen Strategen bzw. Strategien zu gelingen. Mit der Inflation einhergehend stolpern wir dann in Rezessionsszenarien, Zinserwartungen und zwei Schritte weiter in Prognosen zu Unternehmensergebnissen. Schaut momentan nicht so aus, als würden wir vieles richtig hinkriegen, wenn ich mir z.B. die Bankenergebnisse von gestern anschau. Hier ließe sich die Liste aktuell fast ad Infinitum fortführen und mit Beispielen hinterlegen.

Abnehmende Prognosegüte bzw. die Erwartung dieser wird wohl insbesondere zum Jahresende hin, dem wir uns ja unaufhaltsam nähern - zumindest das scheint ziemlich sicher ;-) – auf die Volumina drücken und mithin die Erratik weiter erhöhen. Es bleibt also noch spannender als es eh immer ist. Hoffen wir mal, dass nicht noch irgendwas ganz Blödes passiert und begegnen dem, was da kommen mag mit professioneller Gelassenheit. Die wirklich schwarzen Schwäne sind die, die man gar nicht am Radar hat (Unknown Unknowns) und nicht die, die man eh schon am Horizont landen wähnt. Das nur zur allgemeinen Einordung. :-)

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.

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