Fällt uns momentan ein bisserl schwer irgendwelche Überzeugungen zu entwickeln, wobei das vornehmlich für den Markt gilt, aber es scheint auch bei den aktuellen Konflikten dieser Welt (zurecht?!) für viele nicht ganz einfach sich auf eine Seite zu stellen. Werde ich natürlich auch nicht machen, wobei all we are saying is give Peace a Chance… :-) Aber zurück zu den Märkten, die es einem ja erfreulicherweise immer ermöglichen weitestgehend frei von moralischen Einschränkungen Situationen zu beurteilen und zu schauen, ob man nicht doch irgendwo Geld verdienen kann. Nun bei den aktuellen Kriegen gibt´s außer für die Waffenindustrie wenig bis gar nichts zu gewinnen, was wohl auch erklärt, warum sich die USA hüben wie drüben zwar einbringt, aber entgegen früherer Gewohnheiten es bisher vermieden hat aktiv/offiziell in die Kämpfe einzugreifen.
Ob es der westlichen Welt im Allgemeinen und ihrer Führernation im Speziellen gut ansteht in jeder Hinsicht ambivalente Entscheidungen zu treffen, bzw. den kommunizierten Positionen dann nicht in eindeutiger Weise Taten folgen zu lassen, werden die Geschichtschreiberlinge künftiger Generationen zu beurteilen haben. Gefolgschaft zu verlangen, ohne die Führung zu übernehmen, wird aber mittelfristig möglicherweise nicht ganz einfach. Eine Chance für Europa? Vielleicht, aber auch hier fehlt wohl den meisten ein bisserl die Fantasie. Wann war das eigentlich, wo wir hier vom Pfad der Taten ins Labyrinth der Bürokratie abgebogen sind?
Anyways, bevor auch wir in eine ganz andere Richtung abbiegen, kehren wir doch lieber dorthin zurück, wo Unsicherheit im Zweifel Opportunität bedeutet. Schaut man sich die Kursbewegungen der letzten Tage an, wird eins klar: so richtig akzeptiert hat ein großer Teil der Marktteilnehmer noch nicht, dass sich das Regime fundamental, und zwar bis in die kleinste Ritze der Ökonomie geändert hat. 500 bps höhere Zinsen nach 15 Jahren freien Geldes müssen zwangsläufig zur Neubewertung jedes unternehmerischen Prozesses führen. Die (sehr simple ;-)) Grundfrage lauten hier nicht mehr nur kann ich genug Cash auf die Beine stellen, um mir das oder jenes zu kaufen/zu entwickeln etc, sondern rechnet sich die Investition? Kapitalkosten, grundsätzliche Finanzierbarkeit (es wird hinkünftig wohl nicht mehr jede blöde Idee in Liquidität ertränkt, nur weil´s eine App dazu gibt oder AI im Namen vorkommt ;-)), Profitabilität der Investition und – ganz entscheidend – Opportunitätskosten sind Faktoren, die in den letzten Jahren für viele Unternehmungen zurecht, scheinbar kaum eine Rolle gespielt haben. Nun, this time it´s different again…. :-)
Dass Analysten und Portfoliomanager nicht nur all das neu lernen müssen sondern darüber hinaus auch noch zu beurteilen haben werden, welche Unternehmen in diesem Zusammenhang ihren Bewertungen gerecht werden können, eröffnet nach Jahren Flow getriebenen Investierens, natürlich ein breites Spektrum der Differenzierungsnotwendigkeit. Hat´s einmal die ganzen Touristen aus dem Markt gespült, weil´s vielleicht doch g´scheiter ist, den Häuslkredit zurückzuzahlen, als auf GameStop Aktien zu wetten, könnte sich ein fast vergessenes Umfeld der Professionalität am Markt breit machen, wo hoch qualifizierte Analytiker, ihren durchaus komplizierten Job, gut machen und ihre Erkenntnisse zu Investitionen einer Bereichsöffentlichkeit führen, die dann tatsächlich auch einen Mehrwert bringen. Wunschdenken? Na nennen wir´s lieber Vision.. *lol*
Warum glaub ich, dass das passieren könnte? Weil die Industrie langsam, aber sicher erwachsen wird und wir schon sehr viele Blödheiten gemacht haben, die man in Teenagerjahren halt so macht, dann von den erziehungsberechtigten Regulatoren in die Schranken gewiesen wurden und nun gelernt haben uns so frei als möglich innert der uns gegeben Grenzen zu bewegen. (Jetzt müssen wir noch den schlimmen Nachbarskindern beibringen auch nach unseren Regeln zu spielen… ;-)) Weil die Glücksritter und Stockjockeys, die zufällig in eine boomende, zugegebenermaßen immer noch recht sexye ;-) Industrie gestolpert sind, in der es nur um die Länge des Sportwagens oder die Größe des Tickets gegangen ist, super gut ausgebildeten Professionals gewichen sind und weil der Markt, wenn man ihn lässt die rausspülen wird, die nicht mithalten können. Hier sind wir den Immobilienzockern wohl ein paar Jahre voraus, haben die ihr ganz persönliches 2008 eventuell noch vor sich, aber das ist eine andere Geschichte…
Das Motto dieses Mittwochs, aber vielleicht auch der nächsten Jahre muss also lauten: Vom Glücksrittertum zu nachhaltigem Wachstum, so, oder so ähnlich… :-)
Glück auf!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.