Gröschls Mittwochskommentar: 7/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 14.02.2024 10:52 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

So ganz haben wir uns noch nicht wieder eingekriegt, aber so ein Regimewechsel nach so vielen Jahren dauert halt. Dass Aktienmenschen vom Baum der Erkenntnis immer eher punktuell naschen, dann aber gleich eher immer das größere Apferl erwischen als ihre Freunde von der Anleihenseite, ist nichts Neues und wird auch diesmal wieder so sein. Da scheint es ja durchaus Anpassungsbedarf zu geben in der einen oder anderen Ecke des Marktes, so höre ich zumindest, wobei wir da wieder in den Möglichkeits- und Wahrscheinlichkeitsraum eintreten müssten, um uns dem Thema zu nähern. Graduell, größenmäßig also eher bei den Zwetschkerln oder Ringlotten (Kriacherln ;-)) geht das, spät aber doch, bei den Bonds von statten. Das kurze Ende, also dort wo die Zentralbanken rumfuhrwerken, ist ja ohnehin immer Pressconference dependent, aber zumindest am langen Ende, so zwischen dem 10- und 15-jährigen Bereich, schaut die Geschichte schon fast wieder „normal“ aus. Auch wenn das Wort aktuell ein böses ist… ;-)

Das Baucherl (der ca 3- bis 10-jährige Bereich der Kurve) macht allerdings, wie so oft ;-), ein bisserl Schwierigkeiten und will sich nicht und nicht damit abfinden, dass sich die Lage verändert hat. Ob wir´s hier mit einer schweren Geburt zu tun haben, oder aber mit einem persistierenden Bierbauch, wird sich weisen. Drücken tut´s uns jedenfalls seit Jahresanfang. Es könnte natürlich auch eine Riesenflatulenz sein, die sich mittelfristig in Wohlgefallen auflöst. Bei Kindsgeburten dauert es erfahrungsgemäß immer ein wenig länger, bis man erkennt was (ob ;-)) was draus wird. Anyways, dass sich die Inversion der Zinskurve irgendwann wird auflösen müssen, steht wohl außer Frage und dass das nicht ganz schmerzfrei abgehen wird, wohl auch….

Die großen, längerfristigen Themen unsere Zeit lassen sich von ein paar Kurvenspielerein aber wohl kaum beeindrucken. Wie sehr und in welcher Form uns die Vergangenheit hier in den Hintern beißen wird, wird sich weisen und dürfte regional jedenfalls recht unterschiedlich ausfallen. Zuletzt ist wieder vermehrt die Geschichte rund um die Verlangsamung des AMOC (Atlantic Meridional Overturning Circulation) zu hören, wovon sich die globale Klimaerwärmung zwar keineswegs einschüchtern lässt, es – wenn es denn so kommt – in unseren Breiten und ein bisserl oberhalb eher frischer werden dürfte. Persönlich bin ich ja durchaus ein Freund des schottischen Wetters, aber wie erklären wir das dann all jenen, die sich grade eine Klimaanlage statt einer Wärmepumpe eingebaut haben? Humor ist diesfalls, wie meistens im Angesicht des Untergangs, wenn man trotzdem lacht. ;-)

Scherz beiseite: Das Thema ist so komplex, wie von unterschiedlichsten Variablen beeinflusst, die eine punktgenaue Prognose offensichtlich höchst kompliziert machen. Dass sich was verändert, ist so evident wie evidenzbasiert, was – und jetzt komm ich gleich zum Punkt ;-) – aber bisher wenig besprochen und vom Chef eines der größten Öl-Firmen, Patrick Pouyanné von Total, unlängst in einem FT Artikel recht eindrücklich dargelegt wurde, ist, dass die Energie Transition nicht nur per se Geld kosten wird, sondern auch zu höheren Energiepreisen führen wird. Nun, natürlich hat er möglicherweise eine etwas zweck-verzerrte Sicht auf die Dinge, andererseits wird die vielzitierte Energiewende ohne die Oil-Majors nicht stattfinden können.

Pouyannés wesentlicher Punkt ist dabei nicht die Höhe der Kosten, sondern, dass die Politik hier insofern ein fragwürdiges Spiel spielt, als sie den Wählern versucht weißzumachen, dass wir auf weniger schadstoffausstossende bzw. sparsamere Technologien umsteigen und dabei auch noch sparen können. Wir glauben das nicht, oder? :-) Dass neue Entwicklungen und Umstellungen im Großen, wie im Kleinen jede Menge Geld Kosten und sich erst über Jahre amortisieren, wird jedem bewusst sein, der schon einmal seine Heizquelle getauscht hat. (spätestens dann, wenn man´s vorrechnet. :-)) Da haben wir dann noch überhaupt nicht darüber gesprochen, ob und wie wir den CO2 Ausstoß korrekt bepreisen. Natürlich wird die Laura noch Autofahren, wenn der Liter Super sieben Euro kostet und auch die Nathalie wird weiter durch die Weltgeschichte jetten, wenn der Flugkilometer CO2 Aufwandskonform gepreist wird, aber Ottilie Normalverbraucher und Max Mustermann werden eher mit der ÖBB, so die dann grad genug Züge hat, am Semmering zur Sommerfrische fahren. Gsagt hat ihnen das aber bisher keiner, fürcht ich…

Wir sehen also, das Leben ist hart, aber ungerecht und das vor allem zu jenen, die denen folgen, die einfache Lösungen zu komplexen Themen offerieren. An dieser Stelle muss und möchte ich wieder einmal eine Lanze für das geschriebene Wort brechen. Es gibt so viel geballtes Wissen abseits von TikTok und Youtube, man möchte es - als junger Mensch ;-) – kaum glauben!

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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