Es geht alles den Bach hinunter! :-) Nein, nicht auf den Märkten, wobei vielleicht auch, aber das mein ich diesfalls gar nicht. Irgendwie sind wir in den letzten Jahren – und da hat die Seuche sicher nicht geholfen – gesellschaftlich völlig falsch abgebogen. Anscheinend hat die unbegrenzte Verfügbarkeit von freiem Geld und der verwunderlich enge Arbeitsmarkt dazu geführt, dass insbesondere hierzulande die sprichwörtlichen, wohlerworbenen Rechte sich über Generationen und Bereiche ausgedehnt haben, wo die Rechte per se manchmal in Frage zu stellen, aber ganz sicher nicht wohl erworben worden, sind. Dieses Anspruchsdenken geht zum Teil einher mit einer Unhöflichkeit und Präpotenz, die ihresgleichen sucht.
Vielleicht sollten wir uns in der Gesamtheit in alter Meischberger´scher Manier einmal zurücklehnen und uns die Frage stellen: Wo woar mei Leistung? Und was noch viel wichtiger ist: Braucht meine Leistung überhaupt irgendwer oder gibt´s wen der das eventuell woanders genau so gut aber kosteneffizienter macht? Nicht, dass da jetzt wer irgendwelche Zusammenhänge mit tatsächlich lebenden Personen oder Ereignissen herstellt, das gilt für Beschäftigte gerade so wie für Mieter. ;-) Was mir allerdings vorkommt, ist, dass sich das Blatt ein bisserl zu drehen beginnt, und nicht mehr alles überall reingeht. Aus ganz persönlicher Motivation kann ich da nur feststellen: Wer mit den Wölfen heult, darf sich nicht wundern, wenn er dann auch mal gebissen wird. :-)
So oder so ähnlich könnte es natürlich auch auf den Kapitalmärkten kommen. Dass es mittelfristig weder einen Free Lunch noch unbegrenzt Freibier gibt, ohne, dass sich das dann irgendwann rächt, ist wohl eine ziemlich unumstrittene Weisheit. Irgendwer zahlt am Ende immer die Rechnung und immer gibt´s den einen oder anderen Glücksritter, der dann satt & fett davonkommt, aber meistens it does come back with a vengeance! :-) Viel diskutiert wird in diesem Zusammenhang aktuell die Nachhaltigkeit der US-Verschuldungspolitik und mithin die Stabilität des US-Treasury-Marktes.
Dass vor allem die längerfristigen Renditen in den USA viel zu niedrig sind, monieren wir an dieser Stelle ja schon eine ganze Weile. Die Frage, die sich allerdings zu stellen scheint, ist, einen wieviel höheren Zinsdienst, bei stetig wachsender Verschuldung, kann die USA stemmen ohne zumindest mit einem ordentlichen (mehr als ein Notch ;-)) Rating-Downgrade konfrontiert zu sein und was passiert, falls das eintritt? Dass der Teasury Markt zusammenbricht, kann man, ob der Interessen ca. jedes Marktteilnehmers rund und um den Globus, wohl ausschließen, weil wir ja seit LTCM im Jahr 1998 bzw. spätestens seit Lehman zehn Jahre später die Tendenz haben, alles und jeden zu retten, der bei drei nicht auf dem Baum ist, so er nur groß genug ist. Zu temporären Verwerfungen, die die eine oder andere Schockwelle rund um den Erdball schicken würden, ist er aber alle mal und jederzeit gut.
Ob Gott-, System- und Vertrauen in den Schutz der US-amerikanischen Eigeninteressen und die Kraft der staatlich gelenkten Marktmanipulation allerdings reicht, um größere Umpositionierungen und mithin eine sich selbstfütternde Marktanapassung zu verhindern, kann zumindest diskutiert werden. Persönlich würde ich davon ausgehen, dass man das lange Ende irgendwann freigeben wird müssen und – nach der Wahl – wurscht wer dann Präsi sein wird, mittelfristig auf den Pfad der finanziellen Tugend wird zurückkehren müssen und das auch tun wird. Unter Schmerzen? Wahrscheinlich! Aber, da America first nur solange funktioniert, solange für eine Hand voll Dollar die Frage ausschließlich nach der Höhe des Sprungs gestellt wird, dürfte das Interesse auch hier der Wichtigste zu bleiben recht groß sein. Wer will schon als der GÖPAZ in die Geschichte eingehen, der die wichtigste Volkswirtschaft der Moderne endgültig an die Wand gefahren hat?
Asset Allocation technisch kommt da dann natürlich noch ein spieltheoretischer Aspekt dazu. Macht es zwar Sinn sich, möglicherweise auch gegen die Mehrheit, vorsichtig zu positionieren, ist ein Engagement auf den Kapitalmärkten unter der Erwartung, dass die USA ins Wanken kommen, höchst fragwürdig. Geht der US Treasury Markt unter, dann ist die G´schicht ohnehin erledigt und wir reden über einen totalen Neustart des Systems. Vielleicht lernen wir dann die Übergangsjahre von unserer, Geld getriebenen, Ökonomie hin zur Trekonomy des 24. Jahrhunderts kennen. Leider ist zu befürchten, dass das schon einen Grund hat, warum´s da keine Filme drüber gibt… Welcome to the dark ages! - sich hier bitte gutturales Metal-Gegröle vorzustellen!
Aber wie immer gilt: It´s not over till it´s over! :-)
Alles Liebe!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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