Sehr unübersichtlich die Gemengelage momentan, oder? Teuer, billig, sechs Zinssenkungen oder doch zwei Erhöhungen, die EZB im Juni, die Fed 2025, die BOJ interveniert, oder auch nicht. Value ist günstig, Growth rennt aber weiter, Tesla ackert furchtbar ein, aber anscheinend ist´s diesfalls wieder gut, wenn man 10.000 Leute raushaut und den Volkswagen des 21. Jahrhunderts baut. Allein diese Geschichte wäre ja eine, die man länger besprechen könnte, wäre man ein Aktienanalyst… ;-) Wenigstens die langen Zinsen scheinen sich für eine einigermaßen nachvollziehbare Trajektorie entschieden zu haben. Oder trügt da auch der Schein? Die 8.5% im 10yr US von Herrn Dimon, sind jedenfalls noch nicht um´s Eck. Gold hat sich offenbar entschieden, die 3000 nicht gleich in einem Sturm zu erobern und auch Bitcoin scheut sich konsequent zuerst die 100.000 und danach gleich die 400.000 zu nehmen.
Es sind, wohin man schaut, schon ein paar recht sportliche Prognosen unterwegs. :-) Das mag zum einen daran liegen, dass wie oben ausgeführt, die Situation durchaus unübersichtlich ist, aber auch daran, dass die Downside, wie bei allen mittel- bis längerfristigen Prognosen ;-), eher limitiert ist, es aber natürlich Fame & Glory zu ernten gibt, wenn man der Erste bzw. der Einzige ist, der richtig liegt. Erleben muss man´s natürlich auch, um den Ruhm genießen zu können, was dem Ganzen einen persönlichen Time-Bias gibt. ;-) Weltuntergangsprognosen sollte man dementsprechend besser jenseits der persönlichen Lebenserwartung geben, weil´s selbst bei einem prognostischen Treffer relativ wenig zu gewinnen gibt. Hier nehmen wir uns am besten ein Beispiel an den Maya… *lol*
Manchmal fällt es mir (offensichtlich?) schwer hier eine gewisse (notwendige?) Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen bzw. zu behalten. Vieles was aktuell passiert, ist – bei aller Tragik – wirklich nur mehr mit einer Prise (Galgen?)Humor zu betrachten bzw. ertragen. Gehen wir einmal davon aus, dass AI und alles, was weitläufig darunter zu verstehen ist, alles für immer verändern wird und wir es (hoffentlich!) nicht mit einem Skynet Äquivalent zu tun bekommen und Daten auch zukünftig die Grundlagen allen ökonomische Fortkommens sind. Werden alle diese gesammelten Daten nicht zu einem völlig generischen Gut, das über kurz oder lang weder schützbar noch schützenswert ist? Wenn jeder alles wissen kann, lohnt es sich dann überhaupt noch irgendwas zu wissen?
Wie hieß das bei der amerikanischen indigenen Bevölkerung: Erst wenn die letzte Sozialversicherungsnummer verkauft und das letzte Bankkonto geknackt ist, werdet Ihr feststellen, dass das Semmerl beim Bäck um´s Eck doch am liebsten mit Schillingen gekauft wird. So oder so ähnlich.. ;-) Müssen wir also davon ausgehen, dass die KI zwar eh super ist, uns gesamtgesellschaftlich sicher weiter (an den intellektuellen und bildungsrelevanten) Abgrund bringt, aber jenseits der euphorischen Umarmung der Early-Adapter, kaum ein differenzierbarer ökonomischer Nutzen für den Einzelnen übrigbleibt? Na ich denke, diese Prognose können wir wagen! Wie viele Unternehmen, die Anfang der 2000er Jahre dot.com im AGM erwähnt haben, gibt´s eigentlich noch? ;-)
Aber um hier nicht den gescheiterten Weltuntergangsprognostikern zugeordnet werden zu können, noch ein Schimmer der Hoffnung: Vielleicht schafft die KI uns ja soviel lästige Alltagsthemen vom Hals, dass wir wieder viel mehr Zeit haben uns mit Literatur, Kultur und ganz generell mit unserer Bildung zu beschäftigen. Eine schöne neue Welt mit Büchern statt Soma? Ich wär dabei! :-)
..und natürlich Love, Peace & Happiness!!!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.