Börsenbarometer | Zinswende und die Wachablöse eines Giganten

Pünktlich zum Start in das Wochenende kommentiert e-fundresearch.com Gastkolumnist & Kapitalmarktexperte Dr. Josef Obergantschnig wöchentlich das Börsengeschehen aus erfrischend neuen Blickwinkeln. Markets | 07.06.2024 16:00 Uhr
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)

Wöchentlicher Börsenbarometer von Dr. Josef Obergantschnig: Zinswende und die Wachablöse eines Giganten

Diese Woche hatte es wahrlich in sich. Mit Spannung haben die Marktteilnehmer auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag hingefiebert. Wenig überraschend hat Präsidentin Christine Lagarde die Zinsenwende eingeleitet und den europäischen Leitzins um 0,25% gesenkt. Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich mich gar nicht daran erinnern, dass die EZB einmal vor der amerikanischen Notenbank vorgeprescht ist. Mit Spannung blicke ich schon auf die nächste Fed-Sitzung kommende Woche und vor allem auf die Kommentare von Präsident Jerome Powell. Eines scheint aber klar zu sein: Die Richtung zeigt auch hier klar nach Süden. An den Finanzmärkten wird für 2024 mit zwei Zinssenkungen der US-Fed gerechnet.

Heute möchte ich mich bei meinem morgendlichen Espresso aber mit der Einschätzung der Chief Economists beschäftigen. In einer quartalsweisen Umfrage unter weltweit führenden Volkswirten erhebt das World Economic Forum ein Stimmungsbild. Wenig überraschend bleiben laut ihrer Einschätzung die Unsicherheiten bestehen – allerdings mit Anzeichen einer Aufhellung. Der Anteil der Chefvolkswirte, die erwarten, dass sich die globalen Bedingungen in diesem Jahr verschlechtern, ist von 56% im Januar auf 17% gesunken. Im zweiten Halbjahr wird sich der Fokus auf die Geopolitik und die Wahlen in vielen Ländern richten. Immerhin werden 2024 nahezu die Hälfte der Erdenbürger zur Wahlurne schreiten. Und das ist wiederum die Zeit innenpolitischer Geplänkel. Besonders positiv wird mittlerweile die Lage für die USA eingeschätzt. 97% der Volkswirte attestieren einen brummenden Wirtschaftsmotor. Im Januar waren es „nur“ vergleichsweise geringe 59%. In Europa sieht die Lage jedoch anders aus. Sieben von zehn Ökonomen sehen 2024 eine sehr schwache Konjunkturdynamik.

Die Wolken am Konjunkturhimmel lichten sich. Auch bei einem längerfristigen Ausblick scheint Optimismus angebracht. Das Weltwirtschaftswachstum wird innerhalb der nächsten fünf Jahre wieder auf 4% steigen und damit auf das Vorkrisenniveau zurückkehren. Einig sind sich die Ökonomen auch, dass die technologische Transformation, die nachhaltige Energiewende und das aktuelle Brennpunktthema KI die großen Wachstumstreiber in den nächsten Jahren sein werden. Im Gegensatz dazu werden uns die Themenfelder Geopolitik, Verschuldung, Klimawandel sowie das gesellschaftliche Konfliktpotenzial zwischen den linken und rechten Rändern vor große Herausforderungen stellen.

Kommen wir noch zu den Kapitalmärkten. Diese Woche hat der amerikanische Aktienmarkt wieder einmal ein neues All-Time-High erreicht. Irgendwie wird das schon zur Gewohnheit. Zu den absoluten Börsenlieblingen zählt nach wie vor der Chiphersteller Nvidia. Angetrieben durch den KI-Boom konnte der Börsenwert erstmals die 3-Billionen-Dollar-Schwelle überschreiten und damit erstmals in der Geschichte Apple überholen. Lediglich der Softwaregigant Microsoft liegt noch vor dem „Rising Star“. Es scheint wohl nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis Nvidia auch noch die letzte Hürde nimmt und zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufsteigt. Die 1-Billion-Dollar-Grenze hat Nvidia erstmals Mitte Juni 2023 – also vor nicht einmal einem Jahr – überschritten. Ende Februar 2024 fiel die 2-Billionen-Dollar-Schallmauer. Das ist ein unfassbares Tempo! Es würde mich daher überhaupt nicht überraschen, wenn Microsoft bereits in wenigen Tagen oder Wochen den Platz an der Sonne räumen muss! Mal schauen, wie nachhaltig diese Entwicklung und dieser Hype wirklich sind. Wenn ich meinen Espresso-Konsum so in die Höhe schrauben würde, würde der Arzt meines Vertrauens nur verzweifelt den Kopf schütteln.

Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist

Dr. Josef Obergantschnig ist ein anerkannter Kapitalmarktexperte, Unternehmer, Autor und ehemaliger Chief Investment Officer eines Asset-Managers. Mit seinem eigenen Unternehmen berät er Kapitalanlagen, Versicherungen und andere institutionelle Investoren und will darüber hinaus auch seinen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz an Finanzexperten, Privatpersonen und vor allem auch an junge Menschen unterhaltsam weitergeben.

Infos zum aktuellen Buch: https://www.vonnullaufreich.com

Keynote Speaker: www.josefobergantschnig.at

Weitere Informationen unter: www.ecobono.com / www.obergantschnig.at

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