Gröschls Mittwochskommentar: 38/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 18.09.2024 14:59 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Es ist natürlich eine gefährliche Sache an Tagen, an denen Entscheidungen mit binären Ausgängen anstehen, Prognosen abzugeben, insbesondere wenn die allgemeinen Erwartungen recht gleichmäßig verteilt sind. Es geht um die FED und ihre Zinsentscheidung. Zur Wahl stehen im Prinzip 0,25% oder 0,5%, eh kaum ein Unterschied sollte man meinen, aber wie hat´s schon bei der Mondlandung geheißen: One small step for a man, one giant leap for mankind. Na ganz so schlimm wird´s wohl nicht werden. Hoffentlich! :-)

Da es aber bei meiner ;-) Prognose nach um nicht viel geht, außer um die Ehre, wag ich´s trotzdem, es kann ja auch mit knapp 50% ein Treffer werden. Also: 25bps. Warum? Weil die US-Ökonomie läuft, der Arbeitsmarkt sich zwar abzukühlen, aber sich nicht vollends zu verabschieden scheint und die Defaults trotz des massiven, schnellen Anstiegs und der doch prolongierten Hochzinsphase (zumindest am kurzen Ende), weiterhin in Grenzen halten; die Bereinigung in den Private Markets und am Immobiliensektor eventuell sogar gewünscht ist und es auch sonst kaum sichtbare Zeichen für ein Hard Landing gibt.

Hinzu kommt, dass die Fed nach der doch etwas diskutierbaren Prognose mit der vorübergehenden Inflation bemüht sein muss, ihre Glaubwürdigkeit, wenn nicht wiederherzustellen doch zumindest zu unterstreichen. Ein 50bps Schritt könnte da als Eingeständnis gewertet werden, dass man befürchtet schon wieder hinter der Kurve zu sein und deshalb aggressiver reagieren zu müssen. Naja, und dann sind da noch die Wahlen. J. Powell wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eines der ersten Opfer sein, sollte DJ Trump gewinnen. Die zwei sind ja scheinbar keine echten Fans voneinander. ;-) Der Fed Präsident könnte daher bemüht sein, möglichst wenig zu tun, das Trump in die Hände spielt. Ein plötzlicher Sell-Off an den Aktienmärkten – wir erinnern uns: Die größte Investoren Gruppe sind aktuell die Boomer-Pensionisten, von denen wohl mehr als 50% der GOP zugetan sind – würde wohl Trumps Argumentation untermauern, dass Biden das Land ökonomisch an die Wand gefahren hat und, dass Harris überhaupt keinen vernünftigen Plan in die Richtung hat.

Wobei die Wiesen hier natürlich keine g‘maahte ist, weiß ja niemand ex ante, wie der Markt die Geschichte aufnimmt. Der Save-Play könnte meiner Ansicht nach aber sein, dass die 25bps mit einem einigermaßen dovishen, also weiter Zinssenkungen in Aussicht stellenden Statement, daherkommen. Powell Sicherheit, Visibilität und Planbarkeit vermittelt, für das Nov und das Dez Meeting jeweils weitere 25bps und dann eine Pause bzw. eine Re-Evaluation – natürlich mit dem ganzen Data dependent blab,bla  ;-) – in Aussicht stellt. So das so kommt, dürfte der Markt – hoffentlich – einigermaßen besonnen reagieren und alle, die sich schon auf 50bps eingestellt haben, nicht zu sehr enttäuscht sein. Vielleicht such ich – wie überall ;-) – aber auch hier nur nach Harmonie und es endet alles in einer Katastrophe. Schau mer mal… :-)

Apropos Katastrophe: Wasser, Krieg, James Bond artige Angriffe des israelischen Geheimdienstes auf Pager-Benutzer – den Kindern schon erklärt, was ein Pager ist und wofür man sowas braucht bzw. gebraucht hat? ;-) – Leider reißen die Horrormeldungen dieser Tage nicht ab. Wär schön, wenn langsam mal wieder ruhigere Zeiten einkehren würden! Der einzige Vorteil, wenn´s denn einen gibt, könnte sein, dass die heranwachsende Generation, die ja ob der Gnade der späten Geburt, wie ihre Eltern, weit, weit weg war von den großen geschichtlichen Dramen, sieht, dass immerwährender Wohlstand und Friede nicht Gott oder System gegeben ist, sondern sehr schnell weg sein kann und man besonnen und aktiv dran arbeiten muss, das zu erhalten, was einem wichtig ist. Leider mit dem unschwer vorherzusagenden Nachteil, dass die Herausforderungen mehr werden und in kürzeren Abständen über uns hereinbrechen werden….

Wird also nicht einfacher werden, aber wie mein inzwischen auch nicht mehr ganz junger Kick-Box Trainer Weiland Exenberger zu sagen pflegte: Wenn´s leicht wär, könnt´s ja jeder! :-)

In diesem Sinne Glück auf und mutig und so weiter…

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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