Eine weitere ereignisreiche Woche liegt hinter uns, viel ist passiert, aber nix ist g´schehn, würde da wohl der Österreicher sagen. Das gilt, wie auch schon letzte Woche, allerdings nicht nur für unser kleines Landl im Herzen Europas, sondern für fast überall. Wenn man wollte, könnte man vielleicht sagen, dass sich die Angelegenheiten langsam aber sicher einem Kulminationspunkt nähern müssten, was spannungstechnisch vor allem bei den US-Wahlen wohl auch so ist, aber eigentlich sagt der Bauch, auf den man ja meistens hören soll :-), dass wir uns möglicherweise schon wieder in einem New-Normal befinden. Diesmal halt nicht bezogen auf die Finanzmärkte, sondern im geopolitischen, sozioökonomischen Kontext. Scheinbar lösen auch hier Zyklen höhere Volatilitäten, solche mit niedrigeren Aufregungen ab, die Veränderungen bzw. Anpassungen passieren hier nur gradueller, schleichender, womit wir sie zwar spüren, aber nicht einordnen können.
Soll heißen? :-) Na rund um uns explodiert alles, sämtliche Basisbausteine und Organisationen, auf denen die Nachkriegsordnung und mithin vor allem das post-historische Europa seinen Wohlstand der letzten 70+ Jahre aufgebaut hat, schwindet zusehens. Internationale Vereinbarungen und Verträge sind nichtig bzw. werden mangels Möglichkeit und Willen zur Sanktionierung nicht mehr honoriert. Wir, nun als Finanzmärkte, haben uns scheinbar aber recht schnell drauf eingestellt. Das Kapital ist so mobil wie nie, der Versuch durch die europäische ESG Bewegung dem Ganzen einen moralisch-ethischen Spin zu geben, war sicher sinnvoll und gut, die Welt retten werden wir aber so leider auch nicht. Tatsächlich, und jetzt komm ich dann endlich doch noch zum Punkt *lol*, haben wir uns dran gewöhnt, dass Katastrophen passieren unter Umständen auch länger dauern und eine Menge Opfer auf allen Ebenen fordern, aber es kümmert keinen.
Ähnlich scheinen wir inzwischen die US-Wahl zu beurteilen, was natürlich nicht heißt, dass es rund um den Wahltag nicht zu erwartenden ;-) Ausschlägen in alle möglichen Richtungen kommt. Am Ende wird´s dem Markt wurscht sein und wir werden die bereits gestartete Jahresendrally (so und jetzt ist es raus! :-)) wohl weiter fortsetzen, es sei denn die Euphorie übermannt uns bis dahin und wir müssen kurz bevor die Bücher für 2024 zu gehen, dann doch noch Kasse machen, ie Gewinne mitnehmen. Unterm Strich bedeutet das – und das liegt ihm dann wieder dem Ostösterreicher – die Lage ist ausgesprochen hoffnungslos aber ziemlich sicher nicht ernst. :-)
Außer vielleicht in China, wo die Zentralregierung leider nach wie vor keine klaren Worte, zumindest aus westlicher, finanzmarkt-motivierter Sicht, findet, wieviel sie jetzt wann ins System zu pumpen geneigt ist, um - und wir ersparen uns jetzt die Umwege über das lokale Wirtschaftswachstum etc. – dem Aktienmarkt trotz diverser Handelsbeschränkungen westlicher nicht-ganz-so-schnell Entwickler, ordentlich unter die Arme zu greifen. Klar täten wir uns freuen, wenn wir auch dort ordentlich, möglichst schnell wieder viel Geld verdienen könnten, nur und hier zitier sinngemäß ich einen russischen Diplomaten (Namen vergessen, lang her ;-)) Der Westen hat uns gesagt, wir dürfen nicht mitspielen, aber uns vorgeschrieben, uns an seine Regeln zu halten. Nun ist China nicht Russland etc., aber wenn es Tendenzen gibt außerhalb der westlichen Leitplanken ein System aufzubauen, ist das Interesse westliche Erwartungen zu erfüllen, eventuell dann gar nicht so groß.
Dass es, solange es in China um´s – in monetären Einheiten zu messende – Volksvermögen geht, also durchaus ein gewisses Alignment of Interest gibt, bleibt´s aber jedenfalls spannend, eventuell müssen wir aber mehr drauf hören, was er sagt und nicht so sehr darauf, ob er eh das sagt, von dem wir erwarten, dass er es sagen müsste, der Chinese ;-).
So weit zu meinen Erkenntnissen von heute Früh bzw. gestern Abend, weil übertreiben woll ma´s ned…
Love, Peace and Happiness!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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