Goldpreis-Rallye: Fällt demnächst die 3.000 Dollar Schallmauer?

Der Goldpreis befindet sich aktuell auf einem bemerkenswerten Aufwärtstrend, der bei Experten zunehmend die Frage aufwirft, ob die psychologisch bedeutsame Marke von 3.000 US-Dollar pro Unze in naher Zukunft durchbrochen wird. Vermögensverwalter wie WisdomTree, Nikko AM und Ofi Invest sehen das Potenzial für weiter steigende Preise. Geopolitische Unsicherheiten, sinkende Zinsen und eine erhöhte Nachfrage nach sicheren Anlageformen treiben den Preis des Edelmetalls an. Trotz der allgemein optimistischen Prognosen verweisen jedoch einige Beobachter auf mögliche Risiken und Abwärtskorrekturen. Markets | 30.10.2024 15:03 Uhr
© e-fundresearch.com / Canva
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Zinssenkungen als entscheidender Preistreiber

Eine der wichtigsten Triebfedern der aktuellen Goldpreis-Rallye sind die Zinssenkungen in den USA und Europa. Laut Benjamin Louvet von Ofi Invest hat die Zinswende im September 2023 den Goldmarkt stark beflügelt. Die enormen Staatsschulden in vielen Industriestaaten lassen wenig Spielraum für steigende Zinsen, was die Realzinsen langfristig niedrig halten dürfte – ein positiver Faktor für den Goldpreis. Laut WisdomTree könnte Gold in einem solchen Umfeld bis zum dritten Quartal 2025 auf rund 3.030 US-Dollar pro Unze steigen. Louvet sieht zudem eine zunehmende Nachfrage nach Gold-ETFs als zusätzlichen Faktor, der die Rallye weiter stützen könnte.

Geopolitische Unsicherheiten als weiterer Wachstumsmotor

Neben der Zinspolitik sind geopolitische Entwicklungen ein weiterer starker Faktor, der die Goldpreisentwicklung beeinflusst. Die Entscheidung der US-Regierung, russische Vermögenswerte im Zuge der Ukraine-Krise einzufrieren, hat laut Louvet dazu geführt, dass Länder wie China ihre Dollarbestände reduzieren und stattdessen in Gold investieren. WisdomTree sieht auch die kommenden US-Präsidentschaftswahlen als kurzfristigen Impuls für den Goldpreis. Die Unsicherheit über die zukünftige Regierung könnte Anleger dazu bewegen, das Risiko zu verringern und Kapital in den sicheren Hafen Gold umzuschichten. Naomi Fink von Nikko AM verweist auf die zunehmende Bedeutung von Gold als Diversifikationsinstrument, insbesondere in einem Umfeld, in dem die positive Korrelation zwischen Aktien und Staatsanleihen Anleger zur Umschichtung in alternative, krisensichere Anlagen drängt.

Inflation bleibt kritischer Faktor für Goldpreis

WisdomTree hebt in seinem Basisszenario die Rolle der Inflation als zentralen Einflussfaktor hervor. Sie erwarten, dass sich die Inflation nahe den Zielwerten der Zentralbanken stabilisieren könnte – ein günstiges Umfeld für Gold. Im bullischen Szenario hingegen gehen sie davon aus, dass Handels- und Rohstoffschocks die Inflation auf einem höheren Niveau halten könnten, während die Federal Reserve dennoch Zinssenkungen vornimmt. Unter diesen Umständen könnte der Goldpreis bis zum dritten Quartal 2025 sogar auf 3.360 US-Dollar je Unze ansteigen. Louvet verweist darauf, dass Zinssenkungen historisch betrachtet den Goldpreis stark unterstützen: Ein Rückgang der Zinsen um einen Prozentpunkt führte seinen Berechnungen nach durchschnittlich zu einem Goldpreisanstieg von 22 Prozent.

Potenzielles Korrekturrisiko bei Nachfrageänderung

Trotz der optimistischen Prognosen geben nicht alle Experten eine uneingeschränkt positive Einschätzung ab. Martin Stürner, CEO der PEH Wertpapier AG, warnte kürzlich in einem e-fundresearch.com Exklusiv-Interview davor, dass eine Reduzierung der staatlichen Goldkäufe infolge wirtschaftlicher Abschwächungen eine Korrektur am Goldmarkt auslösen könnte. Sollte die Nachfrage von Notenbanken, die aktuell einen großen Teil der Käufe ausmachen, zurückgehen, könnte dies den Aufwärtstrend bremsen. Für Investoren stellt dies das größte potenzielle Abwärtsrisiko dar.

Fazit: Goldene Aussichten, aber hohe Experteneinigkeiten als potenzieller Warnhinweis

Die überwiegende Einigkeit der Experten über den zukünftigen Goldpreisanstieg könnte allerdings auch Grund zur Vorsicht sein. Ein stark konsensuales Marktumfeld birgt oft das Risiko, dass potenzielle Abwärtsfaktoren übersehen oder unterschätzt werden. Sollten beispielsweise die geopolitischen Unsicherheiten nachlassen oder die Inflationsraten stärker als erwartet fallen, könnte dies zu einem unerwarteten Kursrückgang führen. Auch eine plötzliche Verschiebung in der Nachfrage – etwa aufgrund veränderter wirtschaftlicher Bedingungen oder staatlicher Verkaufsprogramme – könnte das aktuelle Preisniveau gefährden. Investoren sollten daher mögliche Marktrisiken und die zunehmende Konsensstimmung kritisch beobachten, um nicht von einer plötzlichen Trendumkehr überrascht zu werden.

 Dazu passend:

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