„Make Europe Great Again“: Europa als neuer Liebling der Fondsmanager?

Lange Zeit dominierten US-Aktien die Portfolios professioneller Investoren. Doch die jüngste Fondsmanager-Umfrage der Bank of America zeigt einen starken Kapitalzufluss in europäische Werte. Was diesen Stimmungsumschwung verursacht, analysieren Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz, und Mag. Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien, beide von der Steiermärkischen Sparkasse, in ihrem Gastkommentar. Markets | 31.01.2025 10:50 Uhr
Mag. Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien und Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz, Steiermärkische Sparkasse / © e-fundresearch.com / Steiermärkische Sparkasse
Mag. Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien und Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz, Steiermärkische Sparkasse / © e-fundresearch.com / Steiermärkische Sparkasse

  • Deutschland sticht positiv hervor
  • Beinahe-Rekord für den Zufluss in den Euroraum

Die Bank of America (BofA) interviewte vom 10. bis 16. Januar mehr als 200 professionelle Investor:innen weltweit zu ihren Investmentpräferenzen und ihre Sicht auf die Weltwirtschaft und die Kapitalmärkte. Die Befragten verwalten insgesamt knapp 580 Milliarden US-Dollar an Anlagevermögen. Die Januar-Umfrage ergab eine anhaltend positive Stimmung unter den Portfoliomanager:innen, wie ein Risikobarometer der BofA zeigt, das auf konjunkturellen Wachstumserwartungen, der Cashquote und der Aktienallokation basiert. Im Vergleich zum Vormonat gab es zwar eine leichte Abschwächung, doch der Risikoappetit bleibt hoch.

Europa im Fokus der Investoren

Der Dezember 2024 stand noch ganz im Zeichen von US-Aktien. Laut der BofA flossen aber zuletzt die zweithöchsten je gemessenen Volumina in Werte aus dem Euroraum. Einer der Hintergründe dürfte sein, dass sich bei Investor:innen die Meinung herausbildet, der neue, alte US-Präsident Donald Trump werde die europäische Wirtschaft nicht so stark belasten wie es wie mancherorts befürchtet wurde. Zweitens hatten sich die Profis auf die Suche nach „Nachzüglern“ gemacht, also nach Titeln mit Potenzial, die bislang nicht so stark gefragt waren.

Positive Erwartungen für europäische Märkte

Auch die Performance-Erwartungen fallen zugunsten Europas aus. Der EURO STOXX 50 hat auf Jahressicht die Nase gegenüber seinen US-Pendants vorne. Die erste Euphorie, als Trump ein goldenes Zeitalter für die USA versprach und die Anleger:innen im November und Dezember kräftig in US-Aktien investierten, scheint sich langsam zu legen.

Innerhalb der Branchen war die Nachfrage nach Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Basiskonsum hoch. Auch Rohstoffe und Technologiewerte waren gefragt. Dafür verringerten sie ihre Positionen in den USA, in Banken und Versicherern. Insgesamt sind Aktien im Vergleich zu Anleihen weiterhin deutlich übergewichtet. Die Bargeldquote bleibt auf einem sehr niedrigen Niveau von 3,9%, was dem geringsten Wert seit Juni 2021 entspricht.

Deutschland sticht positiv hervor

Im Länder-Ranking ist neuerdings Deutschland auf Platz Eins vorgerückt und hat Spanien auf Platz Zwei verwiesen, gefolgt von Italien. Schlusslichter sind Frankreich und Großbritannien. Vergangenes Jahr waren – ähnlich wie in den USA beim S&P 500 – lediglich sieben Unternehmen zu 98% für die starke Jahresperformance des deutschen Aktienindex DAX verantwortlich, nämlich SAP, Telekom, Allianz, Siemens, Siemens Energy, Münchener Rück und Rheinmetall.

Von Mag. Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien und Karl Freidl, Leiter Private Banking Graz bei der Steiermärkischen Sparkasse

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