Das Januarbarometer – Mythos oder Realität?
Die Theorie des Januarbarometers besagt, dass die Performance des S&P 500 im ersten Monat eines Jahres ein verlässlicher Indikator für die Entwicklung bis zum Jahresende ist. Sebastian Dörr, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, hat dazu historische Daten über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren (1993 bis 2025) ausgewertet und die Euro-Performance des Index sowie seiner zehn Sektoren untersucht.
Das Ergebnis: Die Regel hält in der Vergangenheit oft stand. „Auf lange Sicht hat das sogenannte Januarbarometer Recht: Beendete der S&P 500 den ersten Monat mit einem Plus, legte der Index bis zum Jahresende im Schnitt um weitere 10,5% zu“, erklärt Dörr.
Für 2025 könnte das ein positives Signal sein. Der S&P 500 schloss den Januar im Plus, ebenso wie nahezu alle seiner Sektoren – mit einer Ausnahme: der Technologiesektor. Doch wie zuverlässig ist das Muster in den einzelnen Branchen?
Welche Sektoren profitieren besonders?
Ein genauer Blick auf die Sektoren zeigt, dass einige Bereiche historisch besonders stark von einem positiven Januar profitiert haben. Dörrs Analyse ergibt, dass Aktien aus den Bereichen Versorger und Kommunikation in der Vergangenheit zu den stärksten Profiteuren eines positiven Januars gehörten: „Schlossen sie den Januar mit schwarzen Zahlen ab, kamen im Mittel bis zum Jahresende weitere gut 15% Performance hinzu.“
Weniger ausgeprägt war der Zusammenhang in den Bereichen Finanzen und Materialien, die überdurchschnittlich oft hinter dem Gesamtindex zurückblieben. Doch auch hier konnten sich Anleger über positive Erträge freuen.
Was bedeutet das für den Technologiesektor?
Der einzige Sektor, der 2025 im Januar negative Zahlen schrieb, war der Technologiesektor – ein Bereich, der in den vergangenen Jahren oft als Wachstumsmotor galt. Dörr hat beide Szenarien analysiert:
- Wenn der Technologiesektor einen positiven Januar verzeichnete, folgte bis Dezember eine überdurchschnittliche Rendite von 16,9%, die höchste unter allen Sektoren.
- Aber auch nach einem negativen Jahresauftakt konnten Tech-Aktien im Schnitt noch um 13,5% steigen.
Das bedeutet: Selbst wenn der Technologiesektor im Januar schwächelte, könnte er sich bis zum Jahresende überdurchschnittlich erholen.
KI-Trend: Breitere Chancen für Anleger?
Ein entscheidender Faktor für die künftige Performance der Tech-Werte ist das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Christian Subbe, Chief Investment Officer von HQ Trust, sieht hier weiterhin Potenzial: „Um Aktien, die vom Thema KI profitieren, sollten Anleger auch weiterhin keinen Bogen machen.“ Allerdings erwartet er, dass sich der Markt breiter aufstellen wird.
„Die Entwicklung könnte ähnlich verlaufen wie bei der Einführung des iPhones. Am Anfang gab es nur wenige Apps, doch nach und nach ist eine ganze Produktplattform entstanden“, so Subbe. Davon könnten nicht nur die etablierten Tech-Giganten profitieren, sondern auch kleinere Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe.
e-fundresearch.com Fazit: Was bedeutet das für Anleger?
Die historische Analyse zeigt: Das Januarbarometer hat sich oft bewahrheitet, sowohl für den Gesamtmarkt als auch für viele Sektoren. Sollte sich das Muster wiederholen, könnte 2025 ein weiteres starkes Börsenjahr werden – mit besonders guten Chancen für Versorger, Kommunikationsunternehmen und möglicherweise auch für den Technologiesektor, trotz seines schwachen Jahresstarts.
Ob sich die Geschichte wiederholt oder neue Marktdynamiken die Regel durchbrechen, bleibt abzuwarten. Anleger tun gut daran, die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen – und die möglichen Chancen in Sektoren jenseits der etablierten Tech-Giganten im Blick zu behalten.
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